Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, ist Ihnen das schon einmal aufgefallen? Auf vielen Bildern, die die Geburt Jesu zu Weihnachten im Stall von Bethlehem darstellen, sind im Hintergrund ein Ochse und ein Esel zu sehen. Diese Darstellung geht auf ein Zitat aus dem Alten Testament in der Bibel zurück, lange vor Jesu Geburt. Es spricht davon, dass auch diese Tiere Gott erkennen werden, manchmal besser als die Menschen. Also dachten sich die Künstler seit dem Mittelalter, dass Ochs und Esel auch in die Weihnachtsszene hineingehören, wo das Gotteskind geboren wird.
Dabei haben die Esel im Volksmund einen zwiespältigen Ruf. Sie gelten als eigensinnig und stur, ja sogar als dumm. „Du alter Esel!“ ist sicher kein Kompliment. Vielleicht gefällt es mir deswegen, dass die Esel zu Weihnachten dazugehören. Es ist eben ein Fest für alle, auch für die Klugen und die, die mir erst einmal nicht so klug erscheinen. In der Freude über das neugeborene Kind in der Krippe können alle einander annehmen und miteinander fröhlich und füreinander da sein. Die Einfacheren können sich vielleicht sogar unbeschwerter freuen.
Wobei es manchmal gar nicht so klar ist, wer eigentlich die Klugen sind. Die Sturheit der Esel ergibt sich manchmal daraus, dass sie Dinge erkennen, die andere noch nicht sehen, und sich das nicht ausreden lassen. Und manchmal sind die scheinbar Klugen eigentlich die Dummen, die vor lauter komplizierten Argumenten den Wald vor Bäumen nicht sehen. Vielleicht bin ich selbst der Esel? Zum Glück kann ich mich von der Weihnachtsfreude trotzdem anstecken lassen!
Alle gehören dazu. Überlegen Sie doch dieses Jahr leise, wen Sie für einen Esel halten. Und stellen Sie sich dann vor, dass Sie beide gemeinsam mit den Hirten und den Königen und Jesus' Eltern im Stall von Betlehem stehen. Vielleicht können Sie Ihre Mitmenschen in einem neuen Licht sehen. Und sich selbst auch. Genauso, wie Sie sind, gehören Sie beide dazu!
Frohe Weihnachten uns alten Eseln! Und ein gesegnetes Neues Jahr 2026!
Ihr Frank Schürer-Behrmann


