Über Nacht ist bei uns ein Wichtel eingezogen. Plötzlich war sie da – die kleine Tür an der Wand, die Leiter, ein winziger Tisch. Mein Kind entdeckt das überrascht. Aus Geschichten kannte es Wichtel, doch dass einer bei uns wohnen könnte, damit hatte es nicht gerechnet. Neugierig beugt es sich vor die kleine Szene.
Eigentlich war es nicht meine Idee. Ich war skeptisch, ob wir in dieser vollen Adventszeit noch einen Mitbewohner brauchen. Doch nun staune ich, wie dieses unsichtbare Wesen unsere Welt verändert. Nachts scheint es zu helfen, morgens ist immer etwas anders. Manchmal sitzt das Kind davor, spielt und überlegt, was dieser Wichtel wohl mag. Nebenbei weckt der neue Mitbewohner ungeahnte Kräfte: Das Zimmer wird aufgeräumt, der Wichtel muss nicht alles allein machen. Es wird leiser im Haus, damit er nicht aufwacht. Und natürlich fragt sich das Kind, ob sich ein Wichtel auch über Geschenke freut.
Wie gut das zu Weihnachten passt. Auch in der Heiligen Nacht kommt etwas Neues zur Welt, ganz klein und unscheinbar. Ein Kind liegt in der Krippe, Himmel und Erde berühren sich. Hirten hören Engelsgesang und machen sich auf den Weg, um das Neue zu sehen. Weise folgen dem Stern, rechnen mit einem Palast und finden doch eine einfache Herberge. Mitten im Leben wird Gottes Licht sichtbar.
Spuren des Himmels finden wir auch heute: in Momenten, die leuchten wie Sterne oder klingen wie Engelsworte. Sie machen die Dunkelheit hell, erzählen von einem neuen Anfang und schenken Kraft, Gutes zu tun und weiterzugeben. Von solchen Begegnungen werde ich an Heiligabend erzählen. Viele Kirchentüren stehen offen. Die Gemeinden freuen sich auf Menschen von nah und fern, die Weihnachten feiern und Spuren des Himmels suchen.
Rahel Rietzl


