35 Jahre Meine Zeitung

35 Jahre Oranienburger Generalanzeiger: Zeitungsbau mit frierenden Fingern

Die klimatischen Bedingungen in den Containern waren sommers wie winters eine Herausforderung. Auch die Verpflegung war nicht immer einfach.

Bei den verschiedenen asiatischen Imbissen versorgen sich die OGA-Mitarbeiter noch immer hin und wieder.   ARCHIV-FOTO: LIEBKE

24.02.2025

"Wer es nicht mehr aushielt, der stellte mehrere Ventilatoren auf, die die heiße Luft umschichteten, oder baumelte die Füße in eine Wasserschüssel", führte Andrea Linne weiter aus.„Beliebt waren die Redaktionssitzungen auf der Wiese an der Havel und die Raucherpausen zwischen Redaktionsund Technikcontainer. Hier hielt man es so gerade aus.“

"Füße in der Wasserschüssel im Sommer, gefrorener Kaffee in der Kanne im Winter"

Das dürfte auch der Grund für folgende Erinnerung von Verlagsleiter Schöningh sein: „Einstellungsgespräche mit neuen Mitarbeitern wurden meistens auf Campingstühlen sitzend vor dem Container durchgeführt. Im Winter fanden die Gespräche immerhin im Schloss-Café statt.“ 

Denn der Winter schlug laut Linne "hart zurück. In den nicht-unterkellerten Räumen trugen Sekretärin und Redakteurin dicke Schneestiefel und hatten immer noch kalte Füße. Sonntagsdienste waren besonders beliebt, weil dann die Heizung für fast zwei Tage ausgeschaltet war. Bei fünf Grad Celsius froren die Finger bei der Zeitungsherstellung.“ 

Eine besondere Anekdote steuert hierzu Friedhelm Brennecke bei. Für die erste „Jubiläums“-Ausgabe des Oranienburger Generalanzeigers nach fünf Jahren hatte sich der Redakteur mit den Essgewohnheiten der Mitarbeiter beschäftigt und festgestellt: „Alles, was sich in der eher gemächlich entwickelnden gastronomischen Szene der Kreisstadt auch immer tat, es wurde getestet.“ Die kulinarischen Abenteuer reichten von Stullen und Mikrowellen-Geruchsbelästigung über „eher abgekühlte Menüs“ in der Landrats-Kantine und "gut abgelagerten Kartoffelsalat aus dem großen Eimer“ bis zu abwechslungsloser China-Kost und überteuerten Lieferdiensten. Viel zu selten hatte jemand Geburtstag und spendierte die allseits beliebten großen Essrunden.

Unternehmen aus der Region

Nur Kaffee, den musste es immer geben. Und an dem macht Redakteur Brennecke denn auch die Tiefsttemperaturen im Container fest: „Als besonders frostige Erinnerung ging jener an einem Freitagabend in der Kaffeekanne verbliebene Rest in die Containergeschichte ein, der am Sonntag als Stück „Eiskaffee“ (besser Kaffee-Eis) aus der Kanne entfernt werden musste, bevor diese wieder frische „Kaffeebrühe“ aufnehmen konnte.“ 

 Ein Blick in die Annalen fördert eine weitere Komplikation des Container-Lebens zutage, die bei den Veteranen inzwischen nicht mehr ganz so präsent ist. Zur Jubiläumsausgabe 1995 beschäftigte sich Kerstin Laube ausführlich mit den Unwägbarkeiten, mit sämtlichen Verlagsmitarbeitern eine einzige Toilette zu teilen: „ein kleines viereckiges Räumchen in der letzten Ecke des Technikcontainers.“ 

"Alles, was sich in der gastronomischen Szene der Kreisstadt tat, es wurde getestet."

Besonders arm dran sei jeder gewesen "der auf dem Weg zur Toilette von einem jungen Redakteur überholt wurde. Hatte sich dieser - mit Zigaretten und Tageszeitung bewaffnet - erst einmal niedergelassen, gab es nur eins: Backen zusammenkneifen und durch.“