„War der eigentlich schon im Container dabei?“ Wenn es um die Geschichte des Oranienburger Generalanzeigers geht, ist die Erinnerung nach 35 Jahren nicht mehr hundertprozentig. Aber die Container am Fischerplatz, die gehören zum Gründungsmythos. Fast drei Jahre lang drängten sich hier Lokal- und überregionale Redaktion, Technik und Geschäftsstelle in vier Containern - also fast alles, was zu einem Zeitungsverlag gehört.
Nur die Buchhaltung wurde noch bis 1994 vom Westfälischen Anzeiger erledigt. Und auch das eigene Druckhaus passte an diesen Standort noch nicht.
Nach dem Auftakt im Zigarrenhaus Merz hatte der Oranienburger Generalanzeiger innerhalb seines ersten Jahrs Stationen in einem Hotelzimmer des „Melniker Hofes“ und an der Buchmannstraße durchlaufen, bevor er in den Provisorien nahe der Havel schon geradezu sesshaft wurde.

„Vorbei war die Zeit, als die Redakteure einmal in der Woche Richtung „Mutterhaus“ düsen mussten, um die Zeitung zusammenzustellen“, erinnerte sich der aus Hamm ausgeliehene Redakteur Heinz Hemmerich zehn Jahre später. "Gedruckt wurde nicht mehr in Hamm, sondern bei einer Druckerei in Tempelhof. Das nächtliche Umladen der Zeitungspakete beim Licht von Autoscheinwerfern war passé - der Generalanzeiger war "bodenständig“ geworden.“
Wobei die Anführungszeichen hier wohl ernsthaft verdient sind. Lange Zeit gab es zum Beispiel nur eine Telefonnummer. Zehn Jahre später hatte der damals schon ehemalige Verlagsleiter Daniel Schöningh sie immer noch im Kopf. Aber in Sachen Kommunikation waren andere ja nicht besser aufgestellt. Heinz Hemmerich beschrieb etwa eine Begegnung mit einem Taxifahrer aus Sachsenhausen, der „auf die Frage, wie er denn ohne Telefon - an seine Kunden käme, antwortete, die würden ihm entweder einen Tag vorher Bescheid sagen oder eine Postkarte schreiben ... Auch andere hatten ihre Schwierigkeiten mit der „Kommunikation“ im Lande.“
Großen Eindruck hinterließen auch die klimatischen Bedingungen. Mit noch frischer Erinnerung beschrieb es Redakteurin Andrea Linne 1995 so: „Im Sommer herrschten kuschlige Temperaturen in den „Schüsseln“, die in der Dunkelkammer auch auf über 50 Grad Celsius anwuchsen.“ In einer Jubiläumsausgabe des Oranienburger Generalanzeigers war sogar von 58 Grad Celsius die Rede.