Thomas Berg aus Lunov: Auf der Zielgeraden

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Thomas Berg aus Lunov: Auf der Zielgeraden

Der Lunower Pfarrer geht nach 34 Jahren Dienst in den Ruhestand. Er wird mit seiner Frau, der Dorfärztin, am östlichsten Rand Brandenburgs bleiben.

Auf der Zielgeraden in den Ruhestand: Pfarrer Thomas Berg vor seinem Haus in Lunow. Foto: saschu

26.02.2024

Nun bin ich wohl endgültig auf der Zielgeraden angekommen, schreibt Pfarrer Thomas Berg in seinem jüngsten „Kirchenboten“ im Februar. „Mit dem neuen Jahr habe ich immer wieder mit Vorgängen zu tun, die ich jetzt zum letzten Mal umsetze. Schon Advent und Weihnachten waren für mich das letzte Mal in meiner Dienstzeit“.

Aktuell sitzt er über der Jahresabrechnung für die evangelische KITA in Lunow. Thomas Berg verabschiedet sich in drei Monaten von seiner ersten Pfarrstelle, die zugleich seine letzte ist. Fünf Dörfer, fünf Kirchen, fünf Friedhöfe, eine Kita und die Menschen dazu, das und viel mehr machte den Lunower Pfarrsprengel aus. 34 Jahre arbeitet er hier. „Ich gehöre zu den Dinosauriern“, blickt er auf sein Berufsleben.

Ab 1. Juni ist die Pfarrstelle nicht mehr besetzt. Er wurde nach dem Theologiestudium in Greifswald und dem Vikariat in Halle, das ist der zweite, praktische Teil der evangelischen Pfarrerausbildung, entsendet und blieb.

1990 trat der Berliner, der in Treptow aufwuchs und dort die junge Gemeinde besuchte, seine Stelle an der Oder an. Er wird mit seiner Frau, der Dorfärztin, am östlichsten Rand Brandenburgs bleiben.

„Hier kenne ich doch alle, hier kann ich mich mal schnell aufs Fahrrad setzen und zum Deich fahren. Hier leben wir mit Hühnern, Schafen und Enten“, sagt er. Von hier aus sind die zwei Söhne in die Welt gezogen. Hier ist er zu Hause. Über Lunow, das 1000-Seelen-Dorf mit intakter Infrastruktur gibt es seit letztem Jahr sogar einen „Imagefilm“. Den hat Thomas Berg initiiert. Diesen Beitrag will er später seinem Nachfolger zeigen. Denn „Für ein Leben hier muss man sich bewusst entscheiden“.

In einem guten Vierteljahr wird er sonntags frei genießen. Dann will er sich mit der Historie seines Hauses beschäftigen, in dem er seit 2016 lebt.

Im historischen Dorfkern von Lunow, in der Bauernstraße. Almut und Thomas Berg haben ein 250 Jahre altes Häuschen für sich umgebaut: „Das Erbe eines Vierteljahrtausends bäuerlichen Wohnens ist bewahrt und besser sichtbar als zuvor“, schrieb seinerzeit die KfW-Bankengruppe in ihren Nachrichten. Zugleich erfüllt der Bau alle Wünsche an Wohnkomfort und Nachhaltigkeit im 21. Jahrhundert.

Acht Generationen lang, von 1763 bis 2012, lebten in dem Dreiseithof aus Wohnhaus, Scheune und Stall Angehörige derselben Familie – vom Bauherrn Christian Ladewig bis zu seiner 86-jährigen Nachkommin Herta Melcher, die Pfarrer Thomas Berg zu Grabe trug. Jetzt hat er rechts vom Eingang, im sogenannten Altenteil, sein mit einem historischen Kamin beheiztes Arbeitszimmer. „Passt ja“, lacht er.

Der heute 64-Jährige gehört seit 1998 zum „Vereins der Freunde des Deutsch-Polnischen Europa-Nationalparks Unteres Odertal“. Dieser gründete eine Öko-Agrar-GmbH mit dem Geschäftsmodell extensiver Rinderhaltung. So kam der Wildform, die Auerochsen, ins Odertal. Naturschutz ist ein Thema, das ihn auch im Ruhestand beschäftigen wird. Und na klar, kümmert er sich auch mal um die Tiere auf den Oderwiesen, wenn es nötig ist.

Ein Selbstläufer ist auch der 25 Jahre alte Heimatverein Lunow nebst Dorfmuseum im Ort geworden. Im Dezember 1996 begann auf die Anregung des Pfarrers hin ein 6-köpfiges Team, im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM), mit dem Sammeln historischer Gegenstände und Dokumente, erinnert sich Thomas Berg. Der Dachboden des evangelischen Kindergartens war nahezu perfekt für die Präsentation der alten Utensilien aus Großmutters-Zeiten. Am im September 1997 war es dann so weit – das Lunower Dorfmuseum wurde eröffnet. Später kamen der Verein und das von ihm betriebene Café Goldrand auf dem Hof dazu. Auch das ein Teil seiner Arbeit in Lunow.

Dieser Beitrag ist eine Momentaufnahme auf der Zielgeraden. Bis Ende Mai sind es noch ein paar Wochen. Ostern kommt noch, eine Konfirmation, Beerdigungen, des Pfarrers Tagwerk. Das Pfarrhaus wird gerade saniert. – Dann wird für die Gemeinde manches anders werden, aber für Thomas Berg auch. Was er vermissen wird, weiß er noch nicht. Zunächst wird eine Vertretungsregelung in Kraft treten: Pfarrer Lorenz aus Brodowin, der in den vergangenen Jahren immer schon als Urlaubsvertretung im Lunower Pfarrsprengel aktiv war, wird als Ansprechpartner, bis die Pfarrstelle wieder regulär besetzt ist. Sabine Schulz