Die Odyssee des Angermünder Museums schreibt selbst schon Geschichte. Jahrzehnte lang hausierte das Heimatmuseum mit seiner historisch wertvollen Sammlung an verschiedenen provisorischen und ungeeigneten Standorten, die sogar den Bestand gefährdeten. 2020 konnte das Museum endlich ins sanierte „Haus Uckermark“ vom Stadtrand ins Zentrum der historischen Altstadt umziehen, mit neuem Konzept, modernem Ausstellungsdesign und ambitionierten Projekten für Veranstaltungen, Museumspädagogik und Öffentlichkeitsarbeit.
Endlich bekam das bedeutsame Angermünder Museum die Wertschätzung und das Ambiente, das es verdient. Doch der Neustart hatte einige Hürden: erst Corona, jetzt akute Personalnot. Dem Museum fehlen Mitarbeiter. Noch dramatischer: Es hat seit einigen Monaten keinen Leiter. Mit der Neueröffnung im Oktober 2020 hatte Ralf Gebuhr diese Aufgabe im Angermünder Museum übernommen und viele neue Ideen und Veranstaltungsformate entwickelt, um das Haus für Publikum und vor allem jüngere Generationen attraktiver zu machen. Von Vorträgen zum Objekt des Monats über thematische Führungen und Ausstellungen bis hin zu Projekten und Kooperationen mit Schulen reichten die neuen Angebote.
Hohe Fluktuation
Doch jetzt muss das Museum auf Sparflamme laufen. Bei den Mitarbeitern gab es eine hohe Fluktuation, meist aus persönlichen Gründen, weil Angermünde eben nicht Berlin ist. Museumsleiter Ralf Gebuhr zog aus der Großstadt hierher. Doch 2024 erkrankte er schwer und fällt voraussichtlich für lange Zeit aus.
Dass das Museum dennoch für Besucher geöffnet werden kann, ist der Kooperation des Museums mit dem Tourismusverein Angermünde zu verdanken, die mit der Sanierung des „Haus Uckermark“ unter ein Dach gezogen sind. Die Tourismusinformation befindet sich im Gebäude und übernimmt die Besucherlenkung und den Ticketverkauf. Ansonsten bliebe das Museum wohl wie früher für Besucher verschlossen.
Doch ein Museum ist mehr als eine Ausstellung historischer Zeitzeugnisse für Besucher. Ein Museum erfordert fachkundige, restauratorische Betreuung, Archivierung sowie wissenschaftliche Forschungen und historische Auswertung und Dokumentationen des Bestandes und von Neuerwerbungen. Auch Vergangenheit kennt keinen Stillstand, weil sich aus Forschungen immer wieder Fragen, neue Zusammenhänge und Erkenntnisse ergeben.
Wer wüsste das nicht besser als Reinhard Schmook. Der leidenschaftliche Historiker mit Angermünder Wurzeln ist seit 48 Jahren Leiter des Oderlandmuseums in Bad Freienwalde, inzwischen als Ruheständler ehrenamtlich.
Schmook ist zudem seit 2012 Vorsitzender des Museumsbeirates in Angermünde, ein ehrenamtliches Gremium, das gegründet wurde, um den Neubau und die konzeptionelle Gestaltung des Angermünder Museums beratend zu begleiten.
„Ich habe schon immer eine enge Beziehung zu Angermünde und kenne natürlich auch das Museum schon lange, als es noch sehr stiefmütterlich behandelt wurde. Das neue Domizil im Haus Uckermark ist ein Segen. Angermünde hat als kleine Stadt jetzt eines der schönsten Museen mit einem großartigen, modernen Magazin und einer umfangreichen wertvollen Sammlung. Das bedarf einer fachkundigen Behandlung und Betreuung und geht weit über das hinaus, was Besucher zu sehen bekommen“, betont Reinhard Schmook.
Deshalb stand es für den Museumsleiter erfahrenen aus Bad Freienwalde außer Frage, die Stadt Angermünde zu unterstützen, solange es keine Vertretung für den erkrankten Museumsleiter Ralf Gebuhr gibt.
Die Stadt hat die Leitungsstelle als befristete Vertretung ausgeschrieben. Reinhard Schmook übernimmt derzeit ehrenamtlich die Betreuung des Museums, um vor allem die alltägliche museale und konservatorische Arbeit aufzuholen, Anfragen zu beantworten und als Ansprechpartner das Museum zu vertreten. Er arbeitet einen Tag pro Woche, jeden Dienstag, vor Ort im Museum Angermünde. Seine ehrenamtliche Vertretung ist vorerst bis Ende Juli dieses Jahres vorgesehen.
Stadtarchivar Steve Schmidt ist für die Koordinierung der Museumsarbeit verantwortlich. Der Tourismusverein sichert die Öffnungszeiten. Auch der Heimatverein Angermünde ist eine wichtige Stütze der Museumsarbeit.
Museum präsentiert Neues
Veranstaltungen müssen vorerst allerdings eingeschränkt werden. Doch Sonderausstellungen gibt es trotzdem, die von externen Ausstellern organisiert werden. So zeigt die Freiwillige Feuerwehr Angermünde derzeit in den Räumen des Museums eine eigene Ausstellung zu 160 Jahre Feuerwehr.
Im April wurde eine Ausstellung der Initiativgruppe „Weiße Fahne“ zum Thema 80 Jahre Kriegsende in Angermünde eröffnet. Auch Reinhard Schmook bereitet gerade eine Ausstellung vor. Der berühmte Goldschatz von Biesenbrow soll demnächst im Museum der Öffentlichkeit präsentiert werden.
ms/dw