Ein Zeichen gegen Hass und Hetze – das setzten am vergangenen Wochenende Hunderte Angermünder und Gäste auf dem Marktplatz der Stadt. Mag die Stimmung auch fröhlich und ausgelassen gewesen sein, das Anliegen der Demonstration war ernst.
„5 vor 33 - nie wieder ist jetzt“, „Rassismus ist keine Alternative“, „Paradiesvogel statt Reichsadler“ – mit diesen und vielen weiteren Plakaten drückten die Demonstranten ihren Unmut und ihre Sorge über das Erstarken rechter Parteien und Meinungen aus. Sie wollten ein Zeichen setzen für Vielfalt, Toleranz und Solidarität. Vor dem Hintergrund der kommenden Wahlen, so bestätigten zahlreiche Teilnehmer, sei es besonders wichtig, als Gesellschaft deutlich zu machen, dass man eben nicht mehr länger eine schweigende Mehrheit sei.
Die Veranstalter, ein breites Bündnis aus Vereinen, Initiativen und Einzelpersonen, bilanzierten rund 650 Demonstrierenden auf dem Marktplatz. „Ich bin froh, dass hier so viele Menschen zusammengekommen sind. Wir haben vielleicht nicht in allen Punkten die gleiche Meinung. Aber uns eint, dass wir die Demokratie gegen verfassungsfeindliche Kräfte schützen möchten. Und die Überzeugung, dass Menschenrechte für alle Menschen gelten“, so Anna Brüggemann, eine der Teilnehmerinnen der Demo. Das Bündnis hatte ein vielfältiges Programm aus Musik- und Redebeiträgen organisiert. Auch der Angermünder Bürgermeister Frederik Bewer sprach und brachte in sehr persönlichen Worten seine Sorge vor dem Erstarken von Hass und Hetze zum Ausdruck. Mehrfach brandete Applaus auf. Die Botschaft der Kundgebung wurde unter anderem durch den musikalischen Beitrag von Marie Svarovsky eindrucksvoll hervorgehoben, die das Lied des im Krakauer Ghetto ermordeten jüdisch-polnischen Dichters und Komponisten Mordechaj Gebirtig „Es brennt, Brüder, es brennt!“ interpretierte. Außerdem wurde in einer Schweigeminute den neun Opfern des rassistisch motivierten Anschlags von Hanau am 19. Februar 2020 gedacht.
Anschließend liefen die Teilnehmenden in einem Demonstrationszugdurch die Innenstadt. Ein starkes Zeichen des Zusammenhalts gegen extrem rechte Kräfte wurde zum Abschluss gesetzt, als die Teilnehmenden eine Menschenkette als symbolische Brandmauer um das Rathaus bildeten und so ihr entschlossenes Einstehen für eine menschenrechtsorientierte und vielfältige Gesellschaft zum Ausdruck brachten.