Seit zehn Jahren berichte ich als so genannter "freier Journalist" für den Märkischen Zeitungsverlag, oder besser gesagt für den Ruppiner Anzeiger und für die Gransee-Zeitung, die regionalen lokalen Ausgaben der Märkischen Oderzeitung. Es ist die Zeitung, die 1990, nach der Wende, in unserer Region neben der Märkischen Volksstimme, der heutigen Märkischen Allgemeinen Zeitung auf den Markt kam.
Das ist 35 Jahre her. Das Jahr 1990 war auch für mich bedeutungsvoll, denn vor 35 Jahren durfte ich mein Hobby zum Beruf machen. Doch dazu später. Geboren und aufgewachsen in Sachsen, gehörte bereits in den Schule „Deutsch“ zu meinen Lieblingsfächern. Als Wandzeitungsredakteur gab es erste Versuche als Schreiber. Aber vor allem waren es die Aufsätze, bei denen ich meine Erlebnisse und Gedanken zu Papier bringen konnte.
Noch gut erinnere ich mich an einen Aufsatz, bei dem ich mit meinem Text ein ganzes Schreibheft füllte. Das war selbst meinem Deutschlehrer zu viel, wenn er auch nicht umhinkam, mir dafür eine “zu geben. Bei der Rückgabe der Arbeit gab es aber den versteckten Hinweis, dass ich mich das nächste Mal kürzer fassen sollte. Doch das ist nicht die einzige Erinnerung, die mir zu meiner Schulzeit und zum Berufsleben einfällt.
Da gibt es noch die Geschichte, auf die mich ein Schulkamerad vor Jahren bei einem Klassentreffen ansprach, als ich schon als Zeitungsredakteur arbeitete. Jürgen, du wolltest doch schon immer Reporter werden“, schoss es aus ihm heraus. Dann erzählte er, wie ich mit einer Kartoffel als Mikrofon in der a Hand, als Schüler den Heinz-Florian Oertel gemimt und irdendeinen Friedensfahrt-Zieleinlauf mit Gustav Adolf Schur nachgeplappert habe. Ja, so muss es gewesen sein. Für Heinz-Florian Oertel und seinem Kollegen Werner Eberhardt habe ich immer geschwärmt und sportgegeistert war ich ebenso. Aber aus dem Reporter ist schließlich nichts geworden. Vermutlich hätte ich es als Sachse auch schwer gehabt, mit dem Dialekt beim Radio zu landen. Obwohl ich seit 1966 Brandenburger bin, fragen oftmals Gesprächspartner meine nach meiner Herkunft, weil besonders beim schnellen Sprechen die Muttersprache durchklingt.
Eigentlich sollte ich mit dem Abschluss der 10. Klasse Lehrer werden. Mein letzter Klassenleiter, der gleichzeitig Schuldirektor war, hatte mir diesen Weg ans Herz gelegt. Doch das wollte ich nicht. Mir war ein handfester Beruf lieber. Am Ende wurde es der Elektromonteur, den es nach der Ausbildung in Dresden und anschließender Armeezeit 1966 ins brandenburgische Fürstenberg verschlug, wo ich als Lehrlingsausbilder im Elektroberuf zu arbeiten begann.
Die Arbeit mit den jungen Menschen machte mir großen Spaß, zumal man neben der beruflichen Arbeit als Ausbilder auch auf sportlichem und kulturellem Betrieb als Berufspädagoge gefordert war. Außerdem waren die 70-erJahre ausgefüllt mit zahlreichen Qualifizierungen. Im Abendstudium war es die Meisterausbildung, dem im Fernstudium die Qualifizierung zum Ingenieur und danach auch noch ein Padagogik-studium folgten.
In diese Zeit fällt auch, dass meinerseits das Schreiben von Berichten wieder an Bedeutung gewann. Nicht nur Arbeitstechnisch, sondern auch in Form einer Chronik oder um über die Ausbildung in der örtlichen Presse zu berichten und damit auch für den Beruf und Nachwuchs zu werben. So landete schon mal der eine oder andere Bericht auf dem Tisch der Lokalredaktion in Gransee und danach gedruckt in der Kreisausgabe Märkischen Volkstimme.
Doch es sollte noch besser kommen. Besonders im Sommer gab es in Fürstenberg ein Problem: In den höheren Lagen der Stadt und besonders auf dem Berliner Berg konnte es während der heißen Jahreszeit passieren, dass plötzlich kein Wasser mehr aus dem Hähnen in der Wohnung lief. Besonders, wenn am späten Nachmittag und abends in den Gärten gegossen wurde, saßen die Bewohner auf dem Trockenen.
Da konnte es sein, dass die Klospülung nicht mehr funktionierte, oder man gerade unter der Dusche stand, sich eingeseift hatte und kein Tropfen mehr aus der Brause kam. Von Einwohnern angesprochen, fasste ich den Entschluss, diesen Zustand in einem Leserbrief zu schildern und diesen an die Redaktion mit der Bitte um Veröffentlichung zu senden.

Gesagt, getan - und tatsächlich war der Bericht wenige Tage im Blatt und sorgte in Fürstenberg und darüber hinaus für ausreichend Gesprächsstoff. Es gab zahlreiche Leute, die mir gratulierten. Was ich erst später erfuhr, war, dass mein Bericht auch bei den örtlichen Behörden, beim Rat des Kreises und selbst bei der Kreisleitung der Partei, der SED, wie eine Bombe eingeschlagen hatte. Auch in der Kreisredaktion der MV war man wohl von der Reaktion überrascht worden. Nachteile hatte ich keine. Im Gegenteil - immer öfter gab es einen Anruf, ob ich nicht über dieses und jenes was Schreiben könnte.
Letztendlich hat mein damaliger Beitrag dazu beigetragen, dass in Fürstenberg eine Druckerhöhungsstation gebaut wurde, die das Problem löste. Das passierte natürlich mit zeitlichen Abstand, aber in den Folgejahren war die Wasserversorgung in der heutigen Wasserstadt gesichert. Für mich gehört der Bericht zu den Erinnerungen, um danach immer mehr in die Welt des Journalismus einzutauchen. Es war der Start für mein Wirken als sogenannter Volkskorrespondent, indem ich mit Herzblut und ehrenamtlich von 1970 bis1990 die Grundlage für meinen späteren Beruf legte.