Diskussion zum Zukunftszentrum: In der Mitte Europas

Zukunftszentrum Deutsche Einheit

Diskussion zum Zukunftszentrum: In der Mitte Europas

Dialog: Bei einer Podiumsdiskussion in Berlin ging es um Argumente für Frankfurt als Standort

Prof. Dr. Dagmara Jajeśniak-Quast von der Viadrina, Bozhena Kozakevych vom Collegium Polonicum und DDR-Bürgerrechtler Wolfgang Templin (v.l.) Fotos (6): Lisa Mahlke

23.01.2023

"Ich liebe diese Stadt", las OB René Wilke vor wenigen Tagen bei einer Diskussion zum Zukunftszentrum in Berlin vor. Es sind Worte aus seinem Motivationsschreiben und einem dicken Ordner, mit dem sich Frankfurt als Standort für die Einrichtung beworben hat. Die Stadt habe Platz, Kraft und sei voller Tatendrang, so Wilke. Vor zwei Jahren habe sich die Stadtpolitik gegen ein Einkaufszentrum auf der Brache an der Grenze zu Polen entschieden, ,,weil uns das nicht würdig genug für diesen besonderen Ort erschien". Frankfurt habe also genau an der Brücke zwischen Mittel- und Osteuropa eine Fläche frei.

Warum diese für viele perfekt geeignet wäre, um dort ein Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation zu errichten, wurde bei der Podiumsdiskussion in der Landesvertretung Brandenburg beim Bund klar: Die Doppelstadt Frankfurt-Słubice habe bereits zwei Transformationen erlebt, sagte Viadrina-Professorin Dagmara Jajeśniak-Quast, ,,eine sozialistische und eine marktwirtschaftliche". 

Europa sei immer "in the making" - im Entstehen begriffen - und das europäische Projekt sei nicht abgeschlossen, betonten ihr Professorenkollege Jan Claas Behrends und DDR-Bürgerrechtler Wolfgang Templin. Man müsse gerade für Schüler erlebbar machen, wie Europa vor 1989 war. Für sie sei die Teilung oft „alte Geschichte". Frankfurt könnte diesen Blick mit dem Zukunftszentrum ändern, waren sich die Podiumsgäste einig.

Frankfurt, sagte der OB, sei eine Stadt mit Verletzungen, Brüchen und Narben. Mit ihren Wende- und Nachwenderfahrungen sei sie „Transformationsstadt par excellence". Auch Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle betonte, dass in Osteuropa, in Ostdeutschland 1989/90 von heute auf morgen beispiellose Arbeitslosigkeit, wirtschaftliche Rezession und zerrissene Familien entstanden. Doch die Doppelstadt, so René Wilke, sei vom Rand der Republik in die Mitte Europas gerückt. sam

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