Fehrbellins Bürgermeister Mathias Perschall äußert sich im Märker-Interview zu einigen Punkten bezüglich der Gemeinde und auch zu seiner ganz eigenen Sichtweise auf verschiedene Themen.
Worauf sind sie beim Rückblick auf ihre Amtszeit als Bürgermeister besonders stolz?
Ich bin dankbar, viele Herausforderungen mit einem verlässlichen Team an meiner Seite geschafft zu haben, denn die ersten Jahre meiner Amtszeit sind leider von unvorhersehbaren Krisen geprägt. Die Auswirkungen von Corona, die Energiekrise, die Folgen des Kriegsgeschehens in der Ukraine verlangten bzw. verlangen zum Teil immer noch einiges von uns ab. Besonders stolz hat mich in diesem Zusammenhang der Zusammenhalt in der Bevölkerung, der Gemeindevertretung und in der Verwaltung gemacht. Wir alle hatten und müssen uns diesen schwierigen Zeiten stellen und trotz aller Schwierigkeiten, konnten wir vieles auf den Weg bringen um auch in Zukunft erfolgreich zu sein.
Wo liegen die Schwerpunkte der derzeitigen Entwicklung im Amtsbereich und in der Stadt?
Wir haben im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Gemeindevertretung ein Leitbild entwickelt, um unsere Aufgaben schwerpunktmäßig zu kategorisieren. Nach unserer Vision 2035 haben wir die Optionen unsere Schwerpunkte effizienter abzuwägen und Prioritäten zu setzen. Wie viele Kommunen haben auch wir mit sinkenden Einnahmen z.B. durch Steuererträge oder Schlüsselzuweisungen vom Land zu kämpfen. Gleichzeitig steigen jedoch viele Kostenbereiche immens an. Es wird immer schwieriger allein die pflichtigen Themen wie z.B. Kita, Schule, Hort oder aber Themen des Brandschutzes zu finanzieren. Für uns wird es immer wichtiger die Einnahmenseite stärker in den Fokus zu rücken bzw. unsere Ausgaben noch besser z.B. in die Abhängigkeit von Fördermitteln zu setzen. Beim Bedienen aller pflichtigen Themen ist es trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage unser Ziel, auch weiterhin in freiwillige Maßnahmen zu investieren. Sei es die Förderung des Sportes, der Kultur oder aber auch kleine gestalterische Themen innerhalb der Ortsteile.
Welche Projekte sollen noch in diesem Jahr verwirklicht werden?
Wir konnten in diesem Jahr bereits einen neuen Spielplatz in Betzin feierlich eröffnen. Damit hat auch unser kleinster Ortsteil nun einen Anlaufpunkt für Familien mit kleinen Kindern. In diesem Jahr wird dann ein weiterer Spielplatz in Königshorst begonnen werden. Besonders freue ich mich auch auf die Sanierung der Steganlage in Wustrau an der Liegewiese. Ein langersehnter Wunsch vieler Wustrauerinnen und Wustrauer geht damit sicherlich im Herbst in Erfüllung. Zudem hoffen wir auf die finalen Schritte in Bezug auf die Ferienparkanlage in Deutschhof, das Wohngebiet am Weinberg in Wustrau und das Wohngebiet am Rhinufer in Fehrbellin. Alle drei Vorhaben haben größte Bedeutung für uns, wenn es um die Schaffung von dringend benötigtem Wohnraum geht oder aber auch um die Weiterentwicklung im touristischen und wirtschaftlichen Bereich.
Welche Vorhaben wollen Sie in den nächsten zwei bis fünf Jahren in Angriff nehmen?
In den nächsten Jahren stehen diverse Großprojekte an. Der Bau einer neuen modernen und zeitgemäßen Kita in Fehrbellin ist dringend nötig. Wir platzen sprichwörtlich aus allen Nähten und nur ein Neubau bringt für viele Jahre eine deutliche Entlastung in diesem Bereich. Im besten Fall gelingt es uns, auch gleich ein Kulturzentrum mit zu integrieren. Fehrbellin als größter Ortsteil der Gemeinde, mit über 3.000 Einwohnerinnen und Einwohnern, hat dies bitter nötig! Laut Gefahrenabwehrbedarfsplan ist im Bereich Brandschutz der Bau eines neuen Feuerwehrhauses in Fehrbellin nötig. Beengte Platzverhältnisse am jetzigen Standort für Kameradinnen und Kameraden und immer größere werdende Einsatzfahrzeuge lassen auch hier kein Spielraum zu. Zu den großen Themen gehört zweifelsfrei auch die Schaffung eines Radweges von Dammkrug bis nach Wustrau. Das Land Brandenburg signalisierte kürzlich seine grundsätzliche Bereitschaft ebenso wie der Landkreis, hierbei mitzuwirken. Hinzu kommen viele weitere Themen, die in der Aufzählung sicherlich etwas mehr Platz bedürfen. Doch all das ist nur unter der Voraussetzung möglich, dass wir auf unserer Einnahmenseite einen ordentlich Sprung nach vorne schaffen. Mit dem Verkauf von Flächen für ein neues Gewerbegebiet und dessen Vermarktung haben wir bereits jetzt die Weichen dafür gestellt. Es braucht aber hierfür noch einiges an Arbeit bis wir die Früchte dafür ernten können.
Was liegt Ihnen dabei besonders am Herzen?
Besonders stolz bin ich darauf, dass wir mit dem Verkauf von neuen Gewerbeflächen einen Quantensprung in unserer Entwicklung nehmen werden. Bis aber das „große“ Geld fließt, müssen noch einige Arbeiten getan werden. Die Bereitstellung von ausreichend Stromkapazitäten am neuen Standort ist dabei das dickste Brett, welches noch gebohrt werden muss. Bisher sieht alles gut aus, doch Geduld ist das, was bei aller Euphorie und allen damit einhergehenden Wünschen, jeder mitbringen muss. Dabei liegt mir ein konstruktives und auf ein Vertrauen geprägtes Miteinander besonders am Herzen.
Wo könnte es Synergieeffekte mit den Nachbarn geben?
Klassische Synergieeffekte sehe ich im touristischen Bereich, wenn es beispielsweise um das Vernetzen von Wanderwegen oder Radwegeinfrastruktur geht. Ein neuer Radweg von Dammkrug bis nach Wustrau ist sicherlich sinnvoller gleich bis zum Bahnhof nach Radensleben zu denken. Hier wäre dann Neuruppin mit im Boot. Oder auch ein Radweg nach Kremmen, anknüpfend an die Rhinroute ab Tarmow über Hakenberg nach Linum. Touristisch betrachtet wird schon immer überregional zusammengearbeitet, da zwar jeder sein Alleinstellungsmerkmal hat, aber man nur gemeinsam Großes bewirken kann, in dem man sich gegenseitig unterstützt und große Projekte gemeinsam vermarktet. Multiplikatoren sind dabei unerlässlich. Im Bereich der kommunalen Wärmeplanung kann es ebenfalls sinnvoll sein, sich mit anderen Kommunen auszutauschen und eventuell gemeinsam Wege zu gehen.
Wie beurteilen Sie die Auslastung der Gewerbegebiete?
Unser Gewerbegebiet ist seit vielen Jahren zu 100 % ausgelastet, es gibt keine freien Flächen mehr durch die Gemeinde zu erwerben. Die Schaffung eines neuen Gewerbegebietes war deshalb für mich bereits Anfang 2020 ein ganz logischer und nötiger Schritt, um unsere Gemeinde für die Zukunft besser aufzustellen.
Was könnte/sollte geschehen, um die Lebensqualität mit Blick auf die Bereiche Nahverkehr, Bildung, Kultur- und Vereinsleben, Versorgung noch zu verbessern?
Im Bereich des Nahverkehres befinden wir uns in der Erprobung neuer Beförderungsangebote. Mit dem Luchmobil, welches speziell im südlichen Bereich der Gemeinde zum Einsatz kommt, können wir Dank größerer Bundesfördermittel neue Wege erproben und daraus resultierend Bedarfe zu erfassen. Sicherlich geht grundsätzlich immer mehr, dennoch haben wir beispielsweise mit der Schaffung der Sportförderrichtlinie eine verlässliche Basis für unsere Sportvereine geschaffen. Im kulturellen Bereich gibt es noch viel Luft nach oben. Mit der Schaffung eines Kulturzentrums in Fehrbellin, würden wir in diesem Bereich sicherlich viel bewegen können. Das Digitalisierungspaket im Bereich Kita und Schulen wurde kürzlich erfolgreich umgesetzt. Nun gilt es die digitalen Möglichkeiten auch entsprechend in den Einrichtungen zu integrieren. Grundsätzlich gilt den Kindern und Jugendlichen, aber auch den Seniorinnen und Senioren noch bessere Angebote zu unterbreiten. Die Kommunikation mit Ihnen ist sicherlich schon besser geworden, ist aber auch noch verbesserungsfähig. Wichtig ist, nicht vom Schreibtisch aus vorbei über Zielgruppenangebote zu entscheiden, sondern sie aktiver und direkter miteinzubeziehen.
Was würden Sie jemandem sagen, wenn sie ihn davon überzeugen wollten, mit seiner Familie nach Fehrbellin zu ziehen?
Die Gemeinde Fehrbellin besticht durch ihren natürlichen Charme. Sie liegt eingebettet im Rhinluch und ist durch eine Vielzahl an Ortsteilen geprägt. Jeder Ortsteil hat seine ganz eigene Historie und seine individuelle Attraktivität, die ihn auszeichnet. Es gibt in unserer ländlich geprägten Kommune alles was Familien fürs Zusammenleben benötigen. Unsere Infrastruktur ist trotz der immensen Größe unserer Fläche gut aufgestellt. Wer das Landleben sucht, aber das quirlige Stadtleben hin und wieder nicht missen möchte, der ist bei uns genau richtig. Bis zur Metropole Berlin benötigt man nur 40 Minuten Fahrtzeit. Die A24 liegt direkt vor der Tür und somit sind auch die Regionen rund um die Ostsee in kürzester Zeit zu erreichen. In unserer Gemeinde gibt es starkes und vielfältiges Vereinsleben. Jeder ist willkommen daran teilzuhaben und sich einzubringen, denn in einer gesunden Gemeinschaft, macht Vieles gemeinsam einfach mehr Spaß.