Geballtes Handwerk

WIR AUS DEM GRONENFELDER WEG

Geballtes Handwerk

Klingetal: Das Gewerbegebiet Gronenfelder Weg nahe der Heimkehrsiedlung hat sich gemausert.

Das Gewerbegebiet Gronenfelder Weg am sonnigen 12. Mai: Zahlreiche Firmen haben sich hier angesiedelt. Foto: Jörg Kotterba

26.05.2022

Frage: Was macht ein gutes Gewerbegebiet aus? Antwort: Geballte Kompetenz. Handwerkliche Vielfalt. Seriöse Dienstleister. Gute Verkehrsanbindung. Sichere Lage. Parkplätze vor dem Eingang. Ein hilfreiches Miteinander. In den zurückliegenden mehr als ein Dutzend Jahren ist unter der Adresse Gronenfelder Weg ein kleines, feines Gewerbegebiet entstanden. Dort vereint sich Handwerk, Fachwissen und gegenseitige Partnerschaft.

Doch warum heißt der Gronenfelder Weg eigentlich Gronenfelder Weg? Hieß er nicht immer! Er wurde einst Grünes Feld genannt, ab 1935 Heimkehrstraße, dann, im dritten Nachkriegsjahr 1948, erneut umbenannt. Das heutige Asphaltband schlängelt sich kilometerlang am südlichen Rand der Stadt, beginnt am sogenannten Booßener Kreisel zwischen Berliner Straße und Berliner Chaussee, tangiert auf halber Strecke das Gewerbegebiet und die angrenzende Heimkehrsiedlung und endet hinter den Gronenfelder Werkstätten am Klingetal. Dazwischen liegen hektargroße Felder. Und eben jener Gewerbepark mit einem Dutzend Dienstleistern und Handwerksmeister sowie einem Landeplatz für Ultraleicht-Flugzeuge.


Einst war der Gronfenfelder Weg unter der Bezeichnung Grünes Feld bekannt.


Die Heimkehrsiedlung - sie wird 2024 hundert Jahre alt - ist vom Gewerbepark „auf Sicht“ und nur etwa 300 Meter entfernt. Dort wurde im Ersten Weltkrieg ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet. Nach Ende der furchtbaren Schlacht diente es als „Heimkehrlager“ zur Unterbringung umgesiedelter Deutscher aus östlichen Gebieten. „Dieses darf nicht in Verbindung gebracht werden mit der Rückführung deutscher Kriegsgefangener aus der Sowjetunion im Zeitraum von 1945 bis 1950“, heißt es im „Frankfurter Jahrbuch 2002“, herausgegeben vom Verein der Freunde und Förderer des Museums Viadrina.

Einer, der die Heimkehrsiedlung schon als Kind eroberte, heißt Rolf Haak. Seit November 1936 wohnt der betagte Mann im Dornenweg 11. Das Haus des gelernten Schneiders und ehemaligen Lehrers hat tatsächlich schon mehr als 90 Jahre auf dem Buckel. „Damals, Mitte bis Ende der 1920er-Jahre, baute man hier im Dornenweg auf der einen Straßenseite 18, auf der anderen sechs Häuser. Die Heimkehrsiedlung entstand“, erzählte Rolf Haak einst.

Weitere 30 Häuser der Heimkehrsiedlung wurden dann an jener Straße gebaut, die den Namen der Siedlung auch heute noch trägt: Klingetal. Später kamen der Ulmen- und der Platanenweg, der Akazien- und der Eichenweg hinzu. Nachwendisch der Hahnendornweg. Auch viele Kleingärten. Eine dörfliche Idylle mit interessanten Anlaufpunkten.

Der bekannteste: Die schon oft beschriebene Heilandskapelle, auch Russische Kirche genannt. Sie wurde 1916 von kriegsgefangenen Russen der Zaren-Armee in traditioneller Blockbauweise mit reichem Schnitzwerk gebaut. Sehenswert jetzt auch der sogenannte Russenfriedhof, nach erfolgreicher Sanierung vor wenigen Jahren offiziell „Kriegsgräberstätte Gronenfelde“ genannt. Die Begräbnisstätte für Kriegsgefangene des Ersten Weltkriegs bestand von 1915 bis 1922 und ist in einem kleinen Wäldchen nahe der Heimkehrsiedlung in Richtung Spitzkrug-Multi-Center zu finden. Der größte Teil der bestatteten Soldaten waren russischer Nationalität, was zur umgangssprachlichen Bezeichnung „Russenfriedhof“ führte.

Für Naturfreunde und Angler ist der Rohrpfuhl, auch Kleiner Kliestower See genannt, ein Muss. Rolf Haak hat dort schwimmen gelernt.

Was für die Siedlung auch markant ist: Sie steht auf einem sogenannten Kohleberg der einstigen Braunkohlenzeche „Vaterland“. Der Kohleabbau begann anno 1866. Böse Erinnerungen an die Grube „Vaterland“ wurden im Januar 2001 wach. Über Nacht war in der Heimkehrsiedlung ein Garten abgesackt. Zurück blieben zwei klaffende Erdlöcher. In einem, mehr als vier Meter im Durchmesser, verschwand ein riesiger Birnbaum. Inzwischen aber wurden sämtliche Bergbau-Gruben im Stadtgebiet aufwändig mit Spezialasche verfüllt. jko

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