Nassenheide. Nassenheides Geschichte hat Ortsvorsteherin Andrea Schild passend zum Jubiläum anhand einer alten Broschüre des Lokalhistorikers Hans Biereigel zusammengestellt. Seinen Namen erhielt der Ort vermutlich nach der Landschaft: Nateheide = Nasse Heide. Unter diesem Namen taucht das Dorferstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 1350 auf. Die bayrischen Markgrafen Ludwig der Ältere und Ludwig der Römer belehnten darin den Grafen Ulrich von Lindow mit der Stadt Bötzow (Oranienburg) und den dazugehörenden Ortschaften.
Spuren der Steinzeit
Doch schon weit vorher müssen Menschen hier gesiedelt haben. Auf dem Gebiet des Ortsteils wurden ein Steinbeil und eine Streitaxt aus der jüngeren Steinzeit gefunden. Ein Goldarmband von etwa 1200 v. Chr. weist auf damalige Handelsbeziehungen mit dem Südosten Mitteleuropas hin. Im Jahre 1402 fielen die Herzöge von Pommern und Mecklenburg, die Grafen von Lindow-Ruppin und die Ritter Dietrich und Hans Quitzow, in das märkische Land ein. Ein "wüste dorp“ war Nassenheide 1428, als Markgraf Johann es dem Kloster Zehdenick übergab. Bei der Säkularisation wurde es dem Amt Zehdenick zugeordnet.
Das Erbregister des Amtes Zehdenick aus dem Jahre 1591 listet erstmals die Bewohner von Nassenheide auf: ein Lehnschulze, neun Hüfner (bäuerlicher Grundbesitzer), sechs Kossäten (Kleinbauern). Nach dem Dreißigjährigen Krieg lebten nur noch drei von ehemals zehn Hüfnerfamilien. Am 27. September 1650 bekam Nassenheide - wie die anderen Dörfer rund um das damalige Bötzow - eine neue Besitzerin: Luise Henriette von Oranien.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts hatte sich der Ort laut Hans Biereigel zu einem ausgesprochenen Angerdorf entwickelt. Bereits um diese Zeit bestand das Dorf aus dem größeren westlichen Teil und einem kleineren östlichen Teil. Nach einem besonders heißen Sommer kam es aber am 10. Oktober 1772zu einem großen Brand. Beim Wiederaufbau entstand aus dem früheren dichtbesiedelten Angerdorf eine Art verzweigtes Streudorf. "Franzosenzeit“ - so nannten die Einwohner von Nassenheide die Jahre zwischen 1806 und 1813. Mit den Soldaten kamen auch die ansteckenden Krankheiten wie die Ruhr.
Trockene Wiesen
Nassenheides Bauern konnten lange nur wenig Ackerwirtschaft treiben, bis in die Sommermonate stand die Landschaft unter Wasser. Der größte Teil der Landwirtschaft erstreckte sich auf die Viehzucht. Anfangs des 19. Jahrhunderts begann die Trockenlegung der Wiesen, sie erst schuf die Voraussetzung für eine erhöhte Ackerwirtschaft. Die Bevölkerungszahlen im 19. Jahrhundert stiegen weiter an. Im Jahre 1801 gab es 256 Einwohner, 1856 insgesamt 483 Personen. 1871 waren es 475 Einwohner und 1905 lebten in Nassenheide 563 Männer, Frauen und Kinder.
Die fortschreitende Industrialisierung, der Bau der Chaussee Berlin-Neustrelitz (Teil der heutigen Bundesstraße 96) in den Jahren 1833 bis 1837, sowie der Anschluss an die Nordbahn am Ende des 19. Jahrhunderts führte zu einer Veränderung der dörflichen Struktur. 1925 waren es bereits 799 Personen, die im Ort lebten, 1938 insgesamt 1074 Personen. Handwerksbetriebe, Angestellte von Behörden und Industriearbeiter, die in Oranienburg und Berlin arbeiteten, nutzten die ruhige Lage in Nassenheide - bis heute.
Im Zweiten Weltkrieg war Nassenheide kein Schauplatz größerer Kampfhandlungen. Drei Scheunen wurden zerstört. Elf Gefangene aus dem nahegelegenen KZ Sachsenhausen starben auf ihrem Zwangsmarsch in Nassenheide. Ein Stab des Oberkommandos der Wehrmacht sollte im Ort noch eine neue Volkssturmtruppe aufstellen. Doch dazu kam es nicht mehr, bevor am 8. Mai die bedingungslose Kapitulation in Kraft trat. Seit dem 26. Oktober 2003 gehört Nassenheide zur Gemeinde Löwenberger Land.