Der Ursprung des Handwerks liegt etwa 5000 Jahre zurück. Vor dieser Zeit gingen die Menschen auf der Erde ganz allgemeinen Tätigkeiten nach. Sie waren Sammler und Jäger, bebauten das Land und hüteten das Vieh. Alles, was sie für ihren Lebensunterhalt benötigten, stellten sie selbst her. Niemand aber war ein Spezialist auf einem Gebiet und ging nur einer bestimmten Tätigkeit nach. Dann aber, vor rund 5000 Jahren, machten die Bewohner von Mesopotamien eine bedeutende Entdeckung.
Sie fanden heraus, dass man Kupfer schmelzen und mit Zinn versetzen kann, und dass die daraus entstandene Bronze sehr gut bearbeitet werden kann. Einige spezialisierten sich und schmiedeten und formten Waffen. So entstand die erste Arbeitsteilung und natürlich auch der Anfang des Handels.
Auf der Walz: Überliefert ist, dass junge Handwerker seit dem 12. Jahrhundert durch das Land ziehen, um andere Regionen, kulturelle Unterschiede kennenzulernen und Lebenserfahrung zu erwerben. Heute ist die Walz eine einmalige und freiwillige Gelegenheit für jeden Zimmerergesellen, die Welt zu entdecken und unvergessliche Momente zu erleben. Mindestens 2 Jahre und einen Tag lang ist man auf der Wanderschaft. Grundsätzlich kann in jedem Handwerksberuf auf die Walz gegangen werden. Besonders oft sind Zimmerer anzutreffen.
Revolten und Revolutionen
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich das Handwerk stark gewandelt – auch durch Revolten und Revolutionen. „Gerade in einer Zeit, in der von den Besatzungsmächten und oft auch vom Staate nicht immer genügend Verständnis für das Handwerk aufgebracht wird, ist es von größter politischer und wirtschaftlicher Bedeutung, daß auch das Handwerk ein Publikationsorgan besitzt, das seine Interessen vertritt.“ Dies schrieben die Präsidenten des bayerischen Handwerks 1949 in der ersten Ausgabe der Bayerischen Handwerker-Zeitung. Die Redaktion sollte dieses Versprechen einlösen.
Im Jahr 1953 beschloss der Bundestag die Handwerksordnung – und schrieb mit den Stimmen aller demokratischen Parteien die Existenz der Kammern, den Meisterbrief und die duale Ausbildung fest, 125 Berufe wurden dem Handwerk zugeschlagen. 2004 fiel die Meisterpflicht für 53 Gewerke. In den 1970er-Jahren stellten Gewerkschaften die duale Ausbildung infrage, in den 2000er-Jahren zog Brüssel den Meisterbrief in Zweifel. Solch schicksalhafte Auseinandersetzungen forderten das Handwerk stets aufs Neue heraus – und verlangten starke Nerven.
Schicksalsjahr 1968
Das zeigte sich vor allem im Schicksalsjahr 1968, als sich die Lehrlinge in den Betrieben erhoben. Der Aufstand der Azubis wurzelte im Selbstverständnis der Lehrherren nach dem Krieg. Mancher Handwerker führte seinen Betrieb mit harter Hand. Nach dem Krieg verstanden viele Meister die Lehre als „Erziehungsverhältnis mit arbeitsrechtlichem Einschlag“. Doch Fabrikhallen fegen, Kopfnüsse kassieren, Privatarbeiten für den Ausbilder verrichten: Das wollten sich die jungen Leute Ende der 1960er-Jahre nicht mehr bieten lassen.
Handwerksvertreter beobachteten die Proteste der Lehrlinge mit Sorge. So hieß es zum Jahreswechsel 1968/1969 in der Handwerker-Zeitung: „Wir haben auch erlebt, daß manche erstrebenswerten und berechtigten Erneuerungswünsche in unserer Gesellschaft allzu schnell in gewalttätigen Radikalismus und Anarchismus ohne festes Ziel außer dem der Zerstörung aller Werte umschlagen können.“ Die Arbeitgeber beließen es indes nicht bei Appellen. Sie beseitigten die gröbsten Ungerechtigkeiten in den Betrieben, so dass die Revolte der Azubis in sich zusammenfiel.
Industrielle Konkurrenz
Innerhalb weniger Jahre hatte das Handwerk sein Gesicht verändert. Die Maschinisierung verwischte die Grenzen zwischen Handwerk und Kleinindustrie. Konsumgüterhersteller wie Schneider, Bäcker, Metzger verloren an Bedeutung, Produktionsgüterhandwerke aus dem Metall- und Elektrobereich wuchsen. Doch der von Karl Marx im 19. Jahrhundert vorhergesagte, angeblich gesetzmäßige Niedergang des Handwerks angesichts industrieller Konkurrenz stellte sich nicht ein. Das Handwerk erwies sich als anpassungsfähig.
Forscher rechnen das Handwerk inzwischen zu den Gewinnern der ökonomisch-technologischen Revolution. Experten sagen: Der gesellschaftliche Status der Handwerker nimmt zu, während Büroangestellte in der digitalisierten Arbeitswelt an Bedeutung verlieren. Und das trotz oder mit KI und Digitalisierungshochzeit.
Deutsche Handwerkszeitung / cr