Vom Akademiker zum Handwerker

TAG DES HANDWERKS

Vom Akademiker zum Handwerker

Fehlt die Praxis? Viele Studierte wollen etwas anderes machen. Wie der Wechsel gelingen kann.

Keine Lust auf Schreibtischarbeit? Akademikerinnen und Akademiker, die eine Ausbildung im Handwerk in Betracht ziehen, sollten sich nicht nur um diese Frage Gedanken machen. Foto: Oliver Krato/dpa-mag

23.09.2024

In vielen akademischen Berufen bleiben die Ergebnisse der Arbeit abstrakt, manchen Menschen fehlt womöglich die Praxis. Eine denkbare Option dann: raus aus dem akademischen Beruf - und eine Ausbildung im Handwerk starten. Hier ist Nachwuchs schließlich gefragt.

Doch wer sich nach dem Studium auf einen Ausbildungsplatz bewerben möchte, sollte vorab seine Motivation hinterfragen. „Es ist ein Unterschied, ob jemand ein Problem lösen möchte, indem er den akademischen Tätigkeitsraum verlässt oder ob die Motivation wirklich ist, ins Handwerk zu wollen“, so Olaf Craney vom Deutschen Verband für Bildungs- und Berufsberatung. Nur wenn letzteres der Fall sei, rät er zu einem Wechsel.

Auch bei der Bewerbung sollte man dann eines deutlich machen: Das Handwerk ist nicht Plan B. Dazu rät Volker Born vom Zentralverband des Deutschen Handwerks. Als Argumente dafür können der Erkenntnissgewinn während des Studiums und die Orientierung hin zum Praktischen dienen.

Wer darlegt, was ihn am Handwerk begeistert und beispielsweise in der Bewerbung angibt, dass man am Ende des Tages gerne auch sehen möchte, was man erarbeitet hat, lasse die Motivation gleich erkennen, so Born.

Ein Tipp von Olaf Craney: statt sich schriftlich zu bewerben, einmal persönlich im Betrieb vorbeischauen. „Der erste Eindruck ist wichtiger als die Bewerbungsunterlagen“, so der Experte zum Schluss. dpa

Sprichwörtlich

„Nägel mit Köpfen machen“: Diese Redewendung kommt aus einer Zeit, in der Schmiede jeden einzelnen Nagel selbst herstellen mussten. Wenn dabei ungenau gearbeitet wurde, entstanden unbrauchbare Nägel ohne Köpfe.


Ehrentag und neue Kampagne: „Zeit zu machen“

Handwerk ist für uns mehr als ein Job, es ist eine Haltung. Unsere 1 Million Betriebe und 5,6 Millionen Beschäftigten stehen nicht nur für Qualität und Zuverlässigkeit. Sie machen sich auch für gesellschaftlichen Zusammenhalt stark. Ehrenamt ist für viele Ehrensache. Handwerkerinnen und Handwerker sind fest in den Regionen verwurzelt und kümmern sich um das, was vor Ort gebraucht wird. Sie helfen, packen an und bewegen. Unter dem Motto „Zeit, zu machen“ wollen sie zum Tag des Handwerks am 21. September 2024 dieses Engagement sichtbar machen – vor Ort, auf Social Media und mit einer interaktiven Deutschlandkarte auf handwerk.de

Das diesjährige Leitmotiv „Zeit, zu machen“ greift dabei das Selbstverständnis der 5,6 Millionen Handwerkerinnen und Handwerker in Deutschland auf: Etwas „zu machen“ und in die Tat umzusetzen, ist das, was sie auszeichnet. Für sie stehen nicht die Probleme im Vordergrund, sondern deren Lösung. Das zeigt die Kampagne beispielhaft anhand von neun Protagonistinnen und Protagonisten und schärft so den Blick für den konkreten Beitrag für Wirtschaft und Gesellschaft, aber auch für Perspektiven und Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk generell.

Das Handwerk ist eine Säule der Wirtschaft und Motor unseres Landes. Als Arbeitgeber für Millionen von Menschen tragen die Handwerksbetriebe zur Sicherung des Wohlstands und zur Entwicklung der Gesellschaft bei. Und verlieren dabei nie die Nähe zu ihren Kundinnen und Kunden und der Region, in der sie verankert sind.

Mehr zur neuen Kampagne „Zeit, zu machen“ sowie einen Überblick über die Aktionen am Tag des Handwerks in ganz Deutschland gibt es unter www.handwerk.de/tdh.

Handwerk im Wandel: Kopfnüsse für Lehrlinge und Azubi-Aufstand

Im Jahr 1953 beschloss der Bundestag die Handwerksordnung – und schrieb die Existenz der Kammern, den Meisterbrief und die duale Ausbildung fest, 125 Berufe wurden dem Handwerk zugeschlagen. In den 1970er-Jahren stellten Gewerkschaften die duale Ausbildung infrage, in den 2000er-Jahren zog Brüssel den Meisterbrief in Zweifel. Solch schicksalhafte Auseinandersetzungen forderten das Handwerk stets aufs Neue heraus – und verlangten starke Nerven.

Revolten und Revolutionen

Das zeigte sich vor allem im Schicksalsjahr 1968, als sich die Lehrlinge in den Betrieben erhoben. Der Aufstand der Azubis wurzelte im Selbstverständnis der Lehrherren nach dem Krieg. Mancher Handwerker führte seinen Betrieb mit harter Hand. Nach dem Krieg verstanden viele Meister die Lehre als „Erziehungsverhältnis mit arbeitsrechtlichem Einschlag“. Doch Fabrikhallen fegen, Kopfnüsse kassieren, Privatarbeiten für den Ausbilder verrichten: Das wollten sich die jungen Leute Ende der 1960er-Jahre nicht mehr bieten lassen.

Handwerksvertreter beobachteten die Proteste der Lehrlinge mit Sorge. Die Arbeitgeber beließen es indes nicht bei Appellen. Sie beseitigten die gröbsten Ungerechtigkeiten in den Betrieben, so dass die Revolte der Azubis in sich zusammenfiel.

Industrielle Konkurrenz

Innerhalb weniger Jahre hatte das Handwerk sein Gesicht verändert. Die Maschinisierung verwischte die Grenzen zwischen Handwerk und Kleinindustrie. Konsumgüterhersteller wie Schneider, Bäcker, Metzger verloren an Bedeutung, Produktionsgüterhandwerke aus dem Metall- und Elektrobereich wuchsen. Doch der von Karl Marx im 19. Jahrhundert vorhergesagte, angeblich gesetzmäßige Niedergang des Handwerks angesichts industrieller Konkurrenz stellte sich nicht ein. Das Handwerk erwies sich als anpassungsfähig.

Forscher rechnen das Handwerk inzwischen zu den Gewinnern der ökonomisch-technologischen Revolution. Experten sagen: Der gesellschaftliche Status der Handwerker nimmt zu, während Büroangestellte in der digitalisierten Arbeitswelt an Bedeutung verlieren. (Quelle: Deutsche Handwerkszeitung)

Sprichwörtlich

„Mit einem Handwerk kommt man weiter als mit tausend Gulden.“
(deutsches Sprichwort)

„Mancher will Meister sein und ist kein Lehrjunge gewesen.“
(deutsches Sprichwort)


Schon gewusst?: Handwerk ist Ausbilder Nr. 1

Ob praktisch versiert oder theoretisch stark, ob technisch begabt, künstlerisch veranlagt oder alles zusammen: Als Deutschlands Ausbilder Nummer 1 bietet das Handwerk mit seinen über 130 Ausbildungsberufen für jedes Talent und jeden Schulabschluss die passende Perspektive.

Etwa 363.000 junge Menschen lernen gerade ein Handwerk – das sind ca. 28 Prozent aller Auszubildenden. Jedes Jahr kommen rund 140.000 neue hinzu. Viele schätzen das Handwerk, da man schnell ins Berufsleben starten kann und es für jeden Schulabschluss eine Option bietet. Aber auch, weil man bereits bei der Berufsorientierung viel Unterstützung erhält, z. B. am Girls’ und Boys’ Day sowie durch die Bereitstellung von Praktikumsplätzen.

Und während der Ausbildung hat die Ausbildungsberatung der Handwerkskammer immer ein offenes Ohr für Interessierte. handwerk.de


Mehr weibliche Nachfolge

Eine Studie zur Unternehmensnachfolge der Bundesgründerinnenagentur (bga) zeigt, dass männliche Übergeber bei der familieninternen Nachfolge den Sohn einer Tochter deutlich vorziehen.

Überdies treten Frauen leider immer noch seltener die Nachfolge an als Männer – nur ein Viertel von ihnen ist weiblich – und dies, obwohl der Anteil der Frauen an allen Gründungsinteressierten, mittlerweile 44 Prozent laut einer DIHK-Studie beträgt. Dieses Potential muss besser ausgeschöpft werden. vdu/cr

Meisterhaft: Ehre, wem Ehre gebührt

Handwerk in Brandenburg: Jährlich ehren wir diejenigen, die vor 50 oder 25 Jahren ihre Meisterausbildung abgeschlossen haben mit der Übergabe des Silbernen und Goldenen Meisterbriefes. Alle Personen, die ihr Jubiläum im jeweils laufenden Kalenderjahr begehen, bekommen den Silbernen oder Goldenden Meisterbrief auf der im selben Jahr stattfindenden feierlichen Meisterbriefübergabe überreicht.

Silberner Meisterbrief

Der Silberne Meisterbrief wird an Handwerksmeister und -meisterinnen verliehen, die mit ihrem Unternehmen als Mitglied der Handwerkskammer Frankfurt (Oder) – Region Ostbrandenburg eingetragen sind und im Jahr der Antragsstellung ihr 25-jähriges Meisterjubiläum begehen. Die Verleihung ist nicht von einer ehrenamtlichen Tätigkeit im Handwerk abhängig.

Goldener Meisterbrief

Der Goldene Meisterbrief wird an Handwerksmeister verliehen, die mit ihrem Unternehmen als Mitglied der Handwerkskammer Frankfurt (Oder) – Region Ostbrandenburg eingetragen waren oder sind und im Jahr der Antragsstellung ihr 50-jähriges Meisterjubiläum begehen. Die Verleihung ist weder von einer aktiven noch von einer ehrenamtlichen Tätigkeit im Handwerk abhängig. hwk-f