Die Lebuser sind ein lesefreudiges Völkchen. Das findet zumindest Petra Schwarz, seit 2019 Chefin der Lebuser Stadtbibliothek. Ihr jüngster „Leser“ ist zwei, die älteste 91 Jahre alt. Dazwischen gibt es jede Menge Bücherfreunde, deren Interessen die ganze Bandbreite der Literatur umfassen - von Belletristik über Fach- und Sachbücher, Reiseliteratur, Krimis, Fantasy bis hin zu Hörbüchern.
„Insgesamt haben wir 8585 Medien in unserem Bestand“, berichtet die Bibliotheksleiterin. Es gibt 348 aktive Nutzer, dazu kommen Schulen und Kitas aus der Stadt und dem Amtsbereich.
Petra Schwarz brennt für ihre Arbeit. „Es ist eine schöne Aufgabe, wenn man Menschen jeglichen Alters ans Lesen heranführen oder ihr Interesse an Literatur wecken kann“, sagt die Bibliothekarin. Das fängt hier bereits früh an und wird systematisch betrieben.
Die Stadtbibliothek unterhält Kooperationsverträge mit der Lebuser Burgschule und zu vier Kitas des Amtsbereiches. Regelmäßig finden sich Kinder in den hell und freundlich gestalteten Räumen ein, um hier das „Abenteuer Lesen“ zu erleben. Dazu haben Bibliothekarin und weitere Ideengeber verschiedene Formate entwickelt. So kommen einzelne Kitagruppen einmal im Monat vorbei, um neue spannende Bücher kennenzulernen. „Wir sitzen dann in unserer Kinderecke auf Kissen im Kreis, und ich lese vor“, beschreibt die Bibliothekarin diese Aktion.
Feste Gäste in der Lebuser Stadtbibliothek sind die „Lesemäuse“. Dazu gehören Kinder der 1. bis 4. Klasse, die hier regelmäßig das Lesen üben.
Besonders spannend wird es für Petra Schwarz und ihre Gäste, wenn die „Lese-Nacht“ auf dem Veranstaltungskalender steht. Dann verwandelt sich die 75 Quadratmeter große Bibliothek in einen großen Schlafsaal. Jedes Kind darf sich ein Buch aussuchen, das dann vorgestellt wird. Nach Einbruch der Dunkelheit kann es dann auch schon mal gruselig werden. Je nachdem, welches Buch vorgestellt wird.
„Diese Nächte machen allen immer viel Spaß und haben auch schon so manchen einstigen Bücher-Muffel ans Lesen herangeführt. Heute habe ich viele ganz tolle Leser“, sagt Petra Schwarz.
Als die Lebuserin ihr Amt in der Stadtbibliothek vor vier Jahren angetreten hat, sah sie sich als Fortsetzerin einer langen Tradition in der Oderstadt. Die begann im Jahre 1933 unter der ehrenamtlichen Leitung von Lehrer Gehrke im Obergeschoss des Amtsgebäudes.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die verbliebenen Bücherbestände gesichtet, die Nazi-Literatur aussortiert. Mit nur 94 Bestandseinheiten begann man, einen neuen Bibliotheksbestand aufzubauen. Ab 1961 gab es eine feste Planstelle, die Lebuser Einrichtung wurde zur Zentral-Bibliothek. Ihren Platz fand sie im Kulturhaus der Stadt. Der Bestand wuchs auf über 8600 Einheiten.
Ab 1989 waren verschiedene Mitarbeiter in der Bibliothek tätig, bevor vom 1998 bis 2019 Christine Borngräber als Leiterin die Bibliothek zu dem gemacht hat, was sie heute ist - ein anerkannter Hort des Lesens in einer schnelllebigen Zeit. Das wollen die Lebuser am kommenden Dienstag, dem 24. Oktober, mit einem Fest feiern. Ab 13 Uhr wird es vor Ort Einblicke in die Geschichte der Bibliothek geben, Sprachentwicklung und moderne Medien werden thematisiert, es gibt ein großes Bibliotheksquizz und auch Kaffee und Kuchen. Alle Interessierten sind eingeladen. brö