Das Team des Kreisarchivs um Brigitta Heine war überwältigt von dem Ansturm zum Tag der offenen Tür am Samstag vor einer Woche. Weit über hundert geschichtsinteressierte Menschen aus der Region nutzten das Angebot, das moderne Archivgebäude zu besichtigen, die faszinierende Geschichte des Barnim zu erkunden sowie Einblicke in die Arbeit der Archivare zu gewinnen.
Viele bekannte Gesichter waren in der Menge zu entdecken, Ortschronisten sowie Vertreter der Geschichts- und Heimatkundevereine waren neben vielen anderen gekommen.
„Wir sind einfach glücklich hier zu sein“, so die Leiterin des Kreisarchivs, Brigitta Heine zum Empfang. Und nennt auch stolz die Bauzeit von nur zwei Jahren. Im Februar 2021 hatte es den Spatenstich gegeben. Auf dem Gelände eines ehemaligen Autohauses entstand der in Form eines liegenden Buches ausgeführte Archivneubau in der Neuen Straße 3.
Er wurde durch die Barnimer Energiebeteiligungsgesellschaft (BEBG mbH) nach Plänen der Dr. – Ing. Formazin & Partner GbR errichtet und befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Zentrum für Brand- und Katastrophenschutz des Landkreises. Während der Bauzeit wurde vielfach mit regionalen Firmen zusammengearbeitet. Das Gebäude besteht aus einem komplett entkernten und energetisch sanierten Altbau, der ursprünglich als Autohaus genutzt wurde, und einer Erweiterung aus zwei neu angebauten Gebäudeteilen. Durch diese Baumaßnahmen konnte das Kreisarchiv seine Magazinfläche im Vergleich zum alten Standort in der Carl-von-Linde-Straße um ca. 520 m² vergrößern. Demnach stehen nun insgesamt 2.380 Quadratmeter für die fachgerechte Verwaltung und Unterbringung des historischen Archivguts zur Verfügung, so heißt es aus dem Landkreis. Die insgesamt sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kreisarchivs Barnim gewährten einen Blick in die Magazine und auf historische Quellen, mit denen jeder/ jede auf eine Entdeckungsreise in die Vergangenheit gehen kann.
Neben dem historischen Archivgut des Landkreises und seiner Kommunen, einzelner Unternehmen, Verbände sowie persönlicher Nachlässe befinden sich im Kreisarchiv Barnim auch eine umfangreiche Sammlung von Fotografien, Postkarten, Karten und Plänen, Notgeld sowie regionalen Zeitungen und eine Bibliothek zur brandenburgischen Landesgeschichte mit Nachschlagewerken ab dem 16. Jahrhundert.
„Wir sind ein Dienstleiter für die Verwaltung“, so die Leiterin des Kreisarchivs während der Führung. Im Zwischenlager werden darum acht Kilometer Akten und Papier aufbewahrt. Die müssen mit Kompetenz gesichtet werden. Am Ende werden 1,4 Kilometer Dokumente und Schriftstücke gesammelt und behalten. Natürlich kam beim Rundgang die Frage auf das älteste Archivgut. Es ist eine eher unspektakuläre Urkunde der Stadt Eberswalde aus dem 15. Jahrhundert, so Brigitta Heine. Papier liebt es warm und trocken. Auch diese Rahmenbedingungen sind am neuen Standort natürlich optimal.
Die Eröffnung eines neuen Kreisarchivs ist durchaus nicht alltäglich, so hieß es in der Rede der Archivleiterin zu Beginn. Für den Landkreis Barnim ist es nunmehr schon das zweite Mal innerhalb von 25 Jahren. Der erfolgreiche Umzug des Kreisarchivs an den neuen Standort im Eberswalder Stadtteil Nordend erfolgte im Mai/Juni 2023. Das Kreisarchiv Barnim hat gemäß dem Brandenburgischen Archivgesetz (BbgArchivG) die Aufgabe, das öffentliche Archivgut festzustellen, zu bewerten, zu übernehmen, zu erschließen, zu sichern und zu erhalten, für die Benutzung bereitzustellen und auszuwerten. Es wirkt an der Erforschung und Vermittlung der deutschen und brandenburgischen Geschichte, insbesondere der Orts- und Heimatgeschichte mit. Darum gab es an diesem Tag auch einen Vortrag zu den Möglichkeiten der Onlinerecherche in den Beständen des Kreisarchivs Barnim. Die Einrichtung versteht sich als außerschulischer Lernort und historisches Informationszentrum. Die Arbeit mit Klassen ist an dem neuen Standort natürlich sehr viel einfacher möglich und soll verstärkt werden, so der jüngste Mitarbeiter im Team, Lucas Lebrenz. Er war selbst erst Nutzer des Kreisarchivs, als er für seine Bachelorarbeit zur Quellenlage über die Franzosenzeit in Eberswalde recherchierte. Nach seinem abgeschlossenen Studium ist der 24-jährige Eberswalder nun der Jüngste im Team. Seit 1988 ist Konstanze Höhne Mitarbeiterin im Kreisarchiv. Sie freut sich auf die archivpädagogische Arbeit: „Geschichte ist nicht nur für die alten, staubigen Schränke, sie will unter die Leute“, sagt Höhne.
Das Kreisarchiv ist dienstags von 9 bis 18 Uhr ohne Voranmeldung für die Benutzung geöffnet. An den anderen Werktagen können die Archivalien ebenfalls ab 9 Uhr eingesehen werden. Dazu wird um eine telefonische Terminabsprache unter der Rufnummer 03334 214 1011 gebeten. Sie erreichen das Kreisarchiv mit den BBG-Buslinien 861, 863, 921 und 922. Sabine Schulz