Nicht über den noch immer unbekannten Enthaupteten in der heute zugeschütteten Gruft, nicht über die zahlreichen Umbauten und auch nicht über die spezielle historische Innenausstattung der Falkenrehder Kirche (urkundliche Ersterwähnung im Jahr 1375) wurde kürzlich beim Festgottesdienst gesprochen. Die Falkenrehder Kirchengemeinde feierte ein Jubiläum der besonderen Art.
Vor 600 Jahren (oder vor 601 Jahren?) wurde die älteste der Glocken ihrer Kirche gegossen. Bronzeguss, 425 kg schwer, 88 cm im Durchmesser, 76 cm hoch, so besagt es die Beschreibung des Berliner Stadtmuseums. Grund genug, dieses Glockenjubiläum mit einem Festgottesdienst zu würdigen. Habe sie doch über Jahrhunderte Signal gegeben bei Feuer und Not, war Taktgeber der Zeit, erklang, wenn Kinder getauft und wenn Hochzeitspaare getraut wurden, so würdigte Pfarrer Christoph Dielmann beim Festgottesdienst die Jubilarin.
Sehr wahrscheinlich sei sie sogar direkt vor Ort gegossen worden, meinte Falkenrehdes ehemaliger Pfarrer Burchard Alpermann. Angesichts der damaligen Wegeverhältnisse sei ein Transport mit diesem Gewicht ein zu unkalkulierbares Risiko gewesen, zeigte er sich überzeugt. Mehr als 200 Jahre lang tat sie hier unbeschadet ihren Dienst. Als aber im Schwedisch-Brandenburgischen Krieg (1675) die Invasoren plündernd auch durch das Havelland zogen, hätten diese versucht, die Glocke zu zerschlagen – vergeblich! Laut heutiger Beschreibung ist allerdings die Krone schwer beschädigt. Wie Pfarrer Alpermann beim Festgottesdienst erzählte, habe ein Schmied noch versucht zu retten, was zu retten war
Zwei Originalbügel mit Zopfmuster und zwei geschmiedete Ersatzbügel sind noch heute vorhanden, aber die Glocke ließ sich nicht mehr läuten. Ehrfürchtig machte ein ausgegrabenes und von Pfarrer Alpermann mitgebrachtes Original-Bronzestück die Runde.
Am Hals der Glocke befindet sich eine Inschrift in gotischer Textur, die Henricus Ülemynk als Gießer der Glocke und, so die jetzt vorliegenden Veröffentlichungen, das Jahr 1423 als Jahr des Gusses benennt. Das sei falsch, eine falsche Übersetzung der Jahreszahl, ist Burchard Alpermann überzeugt. Er habe sich die Glocke persönlich angesehen, da stehe in Originalschrift eindeutig die Jahreszahl 1424, wie er sagte. Entsprechend wurde jetzt das 600-jährige Glockenjubiläum mit einem Festgottesdienst gefeiert, wobei auch Bürgermeisterin Katrin Mußhoff und Ortsbürgermeisterin Bärbel Recknagel diesen Anlass würdigten. „Ich freue mich, dass es unsere Glocke auch heute wieder geschafft hat, uns zusammenzubringen und uns an wichtige Werte zu erinnern“, so die Bürgermeisterin.
Allerdings gehört das historisch wertvolle Stück seit dem 2. Juli 1902 nicht mehr der Kirchengemeinde. An dem Tag wurde sie für 300 Mark verkauft. In der Berliner Nikolaikirche hat sie vor einiger Zeit der Falkenrehder Jörg Schöttler zufällig entdeckt. Auch hier werde sie auf 1423 datiert, wie er sich erinnerte. Einen Sprung in der Glocke verzeichnet die Beschreibung des Stadtmuseums Berlin auch: 90 cm lang und in Dreieckform. Wie Pfarrer Alpermann bedauerte, kann derzeit die Glocke nicht besichtigt werden. Sie stehe im Depot. Wolfgang Balzer
Die 95er überraschen in der Kreisoberliga
Am vorigen Sonntag kam Aufsteiger FSV 95 Ketzin/Falkenrehde beim RSV Eintracht 1949 mit 0:8 unter die Räder. Die Stahnsdorfer zementierten dadurch ihre Tabellenführung in der Kreisoberliga Havelland. Die 95er rutschten auf den achten von insgesamt 17 Tabellenplätzen ab, sind aber weiter eine Überraschungsmannschaft. Auf das Konto des Liganeulings gingen bereits drei Siege und zwei Remis (11 Punkte). Acht Partien sind absolviert. Nächstes Punktspiel ist am 20. Oktober 2024. Der FSV erwartet den SV Kloster Lehnin. Anpfiff: 15.00 Uhr.
Im Kreispokal sind die 95er am 3. Oktober in der 2. Runde nach einem 8:9-Krimi (nach Elfmeterschießen) beim Kreisligisten SV Ruhlsdorf ausgeschieden. rez