Die Beekeepers sind ausgeschwärmt. Der Spezialist für Imkereibedarf zog aus seinem großen Markt in ein kleines Zelt um, und das gewissermaßen nicht ganz freiwillig. Vielmehr erfolgte die Räumung des Marktes, in dem seit gut zwei Jahren das Unternehmen,,Beekeepers" seinen Imkereibedarf sowie Geschenkartikel und ausgewählte Waren aus der Region anbietet, wegen eines Dramas. Allerdings geschieht dieses lediglich vor laufenden Kameras bei Dreharbeiten für eine Serie.
Diese soll auf dem Bezahlkanal Sky laufen und von der Ufa produziert werden. ,,Mehr dürfen wir nicht verraten. Das ist Teil der Vereinbarung", sagt Beekeeper-Gründer Marco Skala. Ihn sprach ein Location(Drehort)-Scout im Frühjahr an, ob er sich vorstellen könnte, seinen Einkaufsmarkt an der Berliner Straße 57 für ein paar Wochen zu vermieten, damit dort Filmszenen produziert werden können.
,,Schließen war für uns keine Option. Aber der vorübergehende Umzug in ein Verkaufszelt, damit können wir gut leben", sagt Marco Skala. Der Scout sei schon geraume Zeit im Berliner Umland auf der Suche nach einem geeigneten Standort. Der Markt würde gut passen. ,,Zuerst habe ich mir eine Bedenkzeit erbeten", gibt Marco Skala zu. „Aber dann war ich doch neugierig und es hat gereizt, einen solchen Dreh aus nächster Nähe miterleben zu können." Da auch die Rahmenbedingungen gestimmt hätten, sei schließlich der Vertrag unterschrieben worden.
Und das, obwohl der Umzug mit großem Aufwand verbunden war. ,,Aber mein Team hat gut mitgezogen und die Filmleute haben das vorübergehende Verkaufszelt besorgt", ist der Beekeeper zufrieden.
Eine Rolle spielen er und seine Mitarbeiterinnen in den ab Ende August zu drehenden Szenen nicht. „Aber unser grünes Lagerzelt, das wird zu sehen sein", vermutet Marco Skala. ,,Das wollte die Crew nutzen, weil es mit seinem Armeelook in die Produktion passt."
Skala selbst, der mit seinem von Berlin Imkereibedarfmarkt nach Kremmen gezogen ist, stand durchaus schon vor Filmkameras. ,,Mit Anni Dunkelmann bei, Annis Entdeckungen vom rbb habe ich zusammen mit ihr in einem Bienenstock agiert", erzählt er. Und in seinem Wohnort Schildow erlangte ein rotes Haus Berühmtheit durch die Netflixserie ,,Dark"
Deshalb weiß Marco Skala, wofür die riesige Containerwand vor seinem Markt im Kremmen aufgebaut worden ist. Sie wird als sogenannter Bluescreen genutzt, um davor Filmszenen zu drehen, in die später per Computer andere Hintergründe geschnitten werden können. Das spart Drehorte.
Der Bluescreen ragt 8,60 Meter in die Höhe und ist fast 50 Meter lang. Doch wer steckt hinter dem Filmdreh?
Dreharbeiten für Helgoland 513?
Der Markt ist leer. Handwerker sind gerade dabei, an der Fassade ein neues Namensschild anzubringen. Zu erkennen ist vom Schriftzug bislang nur das ,,markt". Es wird also wieder ein Verkaufsmarkt. Auch die Handwerker hüllen sich in Schweigen. „Wir dürfen nichts sagen", so die knappe Antwort.
,,Beekeepers" ist weiter vor Ort. Jetzt im Zelt am Eingang zum Parkplatz. Anja Moeschler, die für das Marketing des Unternehmens zuständig ist, muss die Frage nach dem Inhalt des Filmdrehs unbeantwortet lassen. Doch wie das in einer Kleinstadt und in den sozialen Medien so ist, die Gerüchteküche brodelt. Angeblich soll es sich um den Sender Sky handeln, der in Kremmen Aufnahmen für seine Science-Fiction-Serie ,,Helgoland 513" drehen will. Eine Nachfrage beim Sender Sky blieb bis zum Redaktionsschluss unbeantwortet.
Es ist nicht der erste Filmdreh in Kremmen. Vor ein paar Monaten war Bjarne Mädel mit seiner Crew in der Stadt, um für die neuen Folgen der Serie ,,Buba" auf Netflix aufzunehmen. ,,Das dazu genutzte, leerstehende Haus in der Grabenstraße ist sogar recht gut zu erkennen. Darin befindet sich in der Serie ein Tattoostudio", erzählt Anja Moeschler. Sie betreibt selbst seit einigen Monaten ein eigenes Tattoostudio in Germendorf.
Umzug in ein Zelt
Für sie, Marco Skala und seine Mitarbeiterinnen ist der Filmdreh durchaus mit einem Kraftaufwand verbunden. ,,Wir mussten das Gebäude mit einer Verkaufsfläche von rund 800 Quadratmetern komplett räumen. Stattdessen nutzen wir nun das Zelt am Parkplatzeingang. Es hat zwar nur eine Größe von 200 Quadratmetern, aber wir bieten unser komplettes Sortiment an, nur sind in den Regalen nicht so viele gleiche Erzeugnisse zu finden. Sie sind im Lager. Wenn der Kunde eine größere Menge benötigt, dann holen wir das aus dem Lager."
Eine andere Frage für Skala war: Was hat die Stadt Kremmen davon? ,,Das ist ein Riesenaufwand, einen solchen Dreh fertigzustellen. Die kommen, wenn es so weit ist, mit gut 250 Mann und bringen die ganze Technik mit. Für die Fahrzeuge und Technik wollen sie vorrangig städtische Flächen nutzen. Außerdem müssen die Mitarbeiter versorgt werden. Warum soll ein Cateringunternehmen alles anfahren, wenn es das auch vor Ort gibt?", so die Überlegungen von Marco Skala. Dass die Zusammenarbeit auch für ihn kein Verlustgeschäft sein wird, streitet er nicht ab. ,,Wenn also alle mit dem Arrangement zufrieden sein können, warum das dann nicht annehmen?", fragt Skala.
Neugierige Kunden
Die Stammkunden nehmen den Umzug ins Zelt gelassen. Es sind sogar mehr Kunden geworden. „Wir haben viele Alibikäufer, die in den Laden kommen und nur eine Kleinigkeit, zum Beispiel Süßigkeiten, kaufen, aber dann ganz nebenbei an der Kasse fragen, was denn hier passiert", verrät Anja Moeschler. Seit Anfang Juli laufen die Vorbereitungen für den Dreh auf dem Beekeepers-Gelände. Jetzt im August wurde es konkret.
Wie die Halteverbotsschilder an der Zufahrtsstraße belegen, wird es diese Woche ernst. Ab Donnerstag sollte weitere Technik gebracht werden. Mitte bis Ende September sollen alle Aufnahmen abgedreht sein. tja/veb