Im Bewerbungsgespräch gehen viele von uns lieber auf Nummer sicher. Schließlich könnte es einem schnell zum Nachteil ausgelegt werden, wenn man zu viel über sich selbst verrät. Diesen gängigen Glaubenssatz hält Bernd Slaghuis, Karrierecoach aus Köln, für fehl am Platz.
Wie der Berater in einem Beitrag auf seinem Blog schreibt, würden Kandidatinnen und Kandidaten im Job-Interview für Personaler „ungreifbar“ bleiben, wenn sie zu wenig von sich preisgeben. So können Personalabteilung oder Führungskraft keine gute Entscheidung darüber treffen, ob eine Person ins Team oder zur Unternehmenskultur passt, wenn sie im Gespräch kaum etwas über sie erfahren.
Mut zur Klarheit
Slaghuis ermutigt Jobsuchende deshalb dazu, sich nicht zu viele Gedanken darüber zu machen, ob eine Antwort womöglich falsch sein könnte oder zu viel über die eigene Persönlichkeit verrät. Besser sei es, dem Gesprächspartnern neugierig, offen und auf Augenhöhe zu begegnen. So hinterlassen Bewerberinnen und Bewerber eher einen starken und sympathischen Eindruck - und erleichtern gleichzeitig Recruitern die Entscheidung.
Ehrlich und offen sollten Bewerberinnen und Bewerber Slaghuis zufolge zum Beispiel bei der Frage sein, warum sie wirklich wechseln möchten. So darf man durchaus erläutern, was einem beim letzten Arbeitgeber vielleicht gefehlt hat oder dass man eine betriebsbedingte Kündigung erhalten hat.
Erwartungen formulieren
Wo Erwartungen an eine Anstellung bereits im Vorstellungsgespräch ehrlich geklärt werden, können sich Bewerber besser davor schützen, in einem Job zu landen, der ihnen womöglich gar nicht liegt - und minimieren zudem das Risiko, gleich in der Probezeit wieder eine Kündigung zu erhalten. dpa
Extra-Tipp für Frauen
Gehalt besser verhandeln
Wenn es im Bewerbungsgespräch für eine neue Stelle um das Gehalt geht, sollten sich insbesondere Bewerberinnen gut vorbereiten. Denn häufig kommt dann die Frage: Was haben Sie in ihrem letzten Job verdient? Genau das kann zur Falle für Frauen werden, die bislang in einem eher schlechter bezahlten Arbeitsverhältnis sind. Um den Kreislauf zu durchbrechen, raten Experten, das offen zu thematisieren und zu fragen, was das jeweilige Unternehmen dafür tut, geschlechtsspezifische Ungleichheiten in Sachen Gehalt zu verhindern. Wichtig ist, dass sich Frauen auf ein solches Gespräch gut vorbereiten. Dazu gehört auch, im vertrauten Rahmen über Geld und Verdienstmöglichkeiten zu sprechen. So schaffen Frauen sich gedanklich einen neuen Referenzrahmen und trauen sich daher eher zu fordern, was ihnen zusteht - also was männliche Kollegen oft schon verdienen. dpa
Wenn das Anschreiben Bewerber abschreckt
Der Job klingt gut, doch der Aufwand für die Bewerbung erscheint zu groß: Mehr als jeder Dritte (34 Prozent) hat sich schon mal gegen eine Bewerbung auf eine eigentlich interessante Stellenanzeige entschieden, weil dafür ein Anschreiben erforderlich war. 32 Prozent taten dies, weil es keinen Link gab, über den man sich online bewerben konnte. (Umfrage des Marktforschungsinstituts Bilendi)
Doch auch die Bewerbung über ein Bewerbermanagement-System kommt nicht bei allen gut an. War diese vorgesehen, gaben ebenfalls 32 Prozent an, auf eine Bewerbung verzichtet oder den Bewerbungsprozess abgebrochen zu haben. 29 Prozent der Befragten taten dies, weil einer Bewerbung Arbeitszeugnisse beigelegt werden sollten.
Dass kein persönlicher Ansprechpartner/-partnerin in der Stellenanzeige genannt war, hielt mehr als jeden Vierten (27 Prozent) vom Bewerben ab, ein explizit eingefordertes Bewerbungsfoto 28 Prozent. dpa