Von Kaufhaus bis Konzerthalle

Altstadtbummel Freienwalde damals & heute

Von Kaufhaus bis Konzerthalle

Viele Gebäude und Ladengeschäfte in der Königstraße können auf eine lange Tradition zurückblicken

In der Königstraße befindet sich die Bad Freienwalder Konzerthalle. Nach umfangreicher Sanierung konnte die Kleine Kirche 1986 als Konzerthalle wiedereröffnet werden. Seither gibt sie, betrieben vom Oberbarnimer Kulturverein, Künstlern aus nah und fern eine Bühne. Foto: Bernd Röseler

30.08.2021

1948, unbeschadet vom Krieg, eröffnete das Kaufhaus als „Konsum-Kaufhaus“. 1971 bekam es den neuen Namen „Kontakt-Kaufhaus“. Ein Jahr später erfolgte ein weiterer Umbau, der, wie Reinhard Schmook bedauert, „den Charakter des schönen Hauses radikal veränderte. In das Gebäude wurden zwei weitere Häuser in der Königstraße einbezogen, und zwar dasjenige des Juweliers und Goldschmieds Brümmer, Königstraße 1, sowie die Königstraße 2, in der sich vor dem Krieg eine Tapisserie befand.“ Eröffnet wurde das neue „Kontakt-Kaufhaus“ 1973. Die Verkaufsbedingungen hätten sich zwar damals verbessert, gibt der Heimatkalender-Autor die damalige Situation wider. „Doch die neue äußere Gestalt passte überhaupt nicht zur historischen Bebauung des Marktes.“ Das änderte sich erst nach 30 Jahren. Nachdem die „Konsum-Vereinigung Frankfurt (Oder)“ das Kaufhaus nach der Wiedervereinigung noch bis März 1992 weiterbetrieb, kaufte es schließlich die Kaufring-Gruppe, die es als „ASS-Kaufhaus“ weiterführte. Im Herbst 2002 endete allerdings auch dieses Kapitel. Ein neues schlug der Käufer und Investor Karl-Heinz Ebert auf. Er erwarb das Grundstück mit dem Kaufhausgebäude und gestaltete es neu. Dabei bezog er das Gebäude Königstraße 3 mit ein. Dadurch entstand ein „völlig neuer Baukörper, dem denkmalgerecht die nachempfundene historische Fassade vorgehängt wurde“, erzählt Reinhard Schmook. „Mit der erneuerten Balustrade, dem niedrigen Satteldach und der traditionellen Nutzung der Innenräume wurde ein Stück Alt-Freienwalde in moderner Gestalt zurückgewonnen.“

Gegenwürtig befindet sich in dem Freienwalder Kaufhaus eine KiK- und nebenan eine Rossmann-Filiale. Das Obergeschoss steht allerdings bis heute leer. Etwas unscheinbar, wohl weil es noch nicht saniert ist, zeigt sich das Haus schräg gegenüber des früheren Kaufhauses mit der Nr. 51. Es ist das heute älteste, ehemalige Bürgerhaus der Stadt Bad Freienwalde, erbaut im frühbarocken Stil. Dem Spätbarock zugeordnet werden in der Königstraße gleich mehrere Häuser. „Zwei davon, die Hausnummer 45 und 43, überliefern, trotz der eingebauten Ladengeschäfte, ihre spätbarocke Form noch recht gut“, wie Ulrich Pfeil in seinem Beitrag im Heimatkalender von 2018 „Die Königstraße und ihr Oben- und Untenherum“ findet. Das dritte, die Nummer 46, heute befindet sich darin unter anderem ein Reisebüro, sei allerdings 1948 aufgestockt worden und habe dadurch den spätbarocken Charakter eingebüßt. Eine über der Eingangstür befindliche Malerei sei, wie Ulrich Pfeil schreibt, „ein besonderes Zeichen, das einmal als Hinweis auf ein Wirtshaus gedient haben könnte, denn das Haus wurde 1796 für den Gastwirt C. F. Wolter erbaut.“ Auf dem Bild über dem Eingang ist ein liegender goldener Hirsch zu sehen vor einer Tannenallee. Im Hintergrund sprudelt eine Quelle. „Wohl ein deutlicher Hinweis auf den Gesundbrunnen“, schreibt Ulrich Pfeil.

Ein paar Schritte weiter trifft man auf das Gebäude Königstraße 43. Dort werden heute Schuhe verkauft. Es hat gleich mehrere Fassadenänderungen erfahren. Wie der Leser des Beitrages von Ulrich Pfeil erfährt, wurde es 1795 als Offizin für den Apotheker Döring erbaut und war bis 1992 Heimstatt für die „Alte Apotheke“. Diese wechselte die Straßenseite und zog in die frühere Gaststätte „Zur Glocke“, während die Döring-Apotheke umgebaut und als Confiserie weitergeführt wurde.

Die Hauptfassade gliederte sich durch beide Geschosse übergreifende Kolossalpilaster. Darauf weist heute nur noch das Obergeschoss hin, so Ulrich Pfeil. Das Eckhaus zur Mittelstraße, früher befand sich im Ladengeschäft eine Fleischerei, zeige, obwohl erst 1820 errichtet, noch spätbarocke Gesinnung.

Nicht zu übersehen und stadtbildprägend präsentiert sich die Kleine Kirche, heute die über die Stadtgrenzen hinweg bekannte Konzerthalle in Sankt Georg. Während der vergangenen 19 Altstadtfeste gaben sich im Konzerthallen-Garten, einer von mehreren Treffpunkten entlang der Flaniermeile Königstraße, verschiedene Künstler ihr Stelldichein und sorgten für kurzweilige Unterhaltung. Dass die barocke Fachwerkkirche in den 1980er-Jahren nicht der Abrissbirne zum Opfer fiel, haben die Bad Freienwalder vor allem dem unermüdlichen Einsatz von Ingrid Linke, der späteren langjährigen Leiterin der Konzerthalle, und ihrer Mitstreiter zu verdanken.

Nach umfangreicher Sanierung konnte die Kleine Kirche 1986 als Konzerthalle wiedereröffnet werden. Seither gibt sie, betrieben vom Oberbarnimer Kulturverein, Künstlern aus nah und fern eine Bühne.

Wer von der Konzerthalle rechts in Richtung Neue Bergstraße spaziert, der trifft an der Einbiegung in selbige auf den Tröpfelbrunnen und die vom Bad Freienwalder Künstler Axel Anklam geschaffene „Lichtung“. Ein schöner Platz zum Verweilen und ein dank der Illusionsmalerei an der Giebelwand des sanierten Wohn- und Geschäftshauses Königstraße 19 passendes Eingangstor zu bisherigen und hoffentlich kommenden Altstadtfesten in Bad Freienwalde. Wer mehr über die Geschichte der Königstraße und deren Häuser erfahren möchte, dem seien die verschiedenen Ausgaben des „Heimatkalenders“ oder ein Besuch im Oderlandmuseum in der Uchtenhagenstraße 2 ans Herz gelegt. Das Museum mit seiner restaurierten spätbarocken Fassade ist selbst Teil der mehr als 700 Jahre alten Stadtgeschichte.

Bad Freienwalde gestern & heute

1316 erwähnt

Die erste urkundliche Erwähnung von Freienwalde erfolgte als Vrienwalde im Jahr 1316. Zwischen 1369 und 1375 erhielten die märkischen Brüder Heinrich und Arnold von Uchtenhagen die Stadt als markgräfliches Lehen. Sie bestimmten fortan bis zu ihrem Aussterben im Jahr 1618 allumfänglich die Geschicke des Ortes.

160 Meter hoch

Bad Freienwalde liegt am Nordwestrand des Oderbruchs am Übergang zum Barnimplateau. Daher rührt auch der für Brandenburger Verhältnisse extrem große Höhenunterschied von fast 160 Metern innerhalb des Stadtgebiets.

Sieben Ortsteile

Die Stadt Bad Freienwalde hat heute sieben Ortsteile. Neben Bad Freienwalde selbst gehören dazu Altglietzen, Altranft mit dem Gemeindeteil Zuckerfabrik, Bralitz, Hohensaaten, Hohenwutzen, Neuenhagen, Schiffmühle mit dem Gemeindeteil Neukietz und den Wohnplätzen Neutornow und Gabow.

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