Angriff auf das Herzstück der Verwaltung

Angermünde aktuell

Angriff auf das Herzstück der Verwaltung

Angermünder Rathaus nach Hacker-Attacke nun wieder voll einsatzfähig / Zurück zum Papier ist keine Alternative

Erste Anlaufstelle für Einwohner: das Rathaus. Foto: O. Voigt

31.08.2021

Angermünde. Ende März kam der Crash: Im Angermünder Rathaus blieben die Computer-Bildschirme erst schwarz, dann ging gar nichts mehr. Ein Hacker-Angriff hatte die Verwaltung von einen auf den anderen Tag lahmgelegt. Das gesamte IT-System war betroffen. So schwer, dass Spezialfirmen beauftragt werden mussten, die die Daten mühsam wiederherstellten. Das kostete nicht nur Geld, sondern auch Zeit. Monatelang war die Verwaltung beeinträchtigt, die Bürger mussten sich vor allem bei neuen Ausweisen und anderen Dokumenten in Geduld üben. Nun lichtet sich der Nebel: Das Rathaus ist wieder am Netz und hat seit der Öffnung des Bürgerbüros Ende Juni auch liegen gebliebene Aufgaben erledigen können, sodass ab dem 1. September wieder zu regulären Öffnungszeiten zurückgekehrt werden kann. Also alles wieder voll funktionsfähig? Nicht ganz, informiert Stadtsprecherin Christin Neujahr auf Nachfrage. Für die Bürger sei die Verwaltung zwar wieder ohne Einschränkungen da, im Hintergrund gebe es aber noch Nacharbeiten, da die gesamter Serverstruktur der Verwaltung verändert wurde. Dieser Prozess werde noch einige Zeit in Anspruch nehmen, für Außenstehende aber keine Auswirkungen haben.  

Wie hoch der Schaden ausgefallen ist, das lässt sich übrigens noch nicht beziffern, heißt es weiter aus dem Rathaus. Spezialfirmen, nicht erledigte Aufträge, weitere Investitionen in das System, nicht zuletzt der Imageschaden – billig war der Angriff in keinem Fall. Vergleichbare Kommunen, die ebenfalls von Hackern ins Visier genommen wurden, mussten je nach Schaden eine sechsstellige Summe aus der Stadtkasse bereitstellen.

Viel wichtiger aber ist: Welche Lehren werden aus der Straftat gezogen? Kehrt man zurück zur guten alten Papierakte, um Angriffe von außen abzuwehren? „Nein, zurück zum Papier wird es auf keinen Fall gehen“, macht Christin Neujahr deutlich. „Der Grad der Digitalisierung wird gehalten und weiter ausgebaut. Dies ist auch durch gesetzliche Vorgaben sowie Satzungen und Verordnungen, wie dem Onlinezugangsgesetz und E-Governmentgesetz geregelt, die die Kommunen verpflichten, Verwaltungsleistungen online und digital zugänglich zu machen.“ Lehren habe man aber gezogen aus dem Vorfall: „Natürlich wurde uns jetzt schmerzlich bewusst, dass wir noch mehr Zeit, Geld und Personal in die Sicherheit des IT-Systems stecken müssen. Vor allem das Back-up muss 100-prozentig überwacht und aktualisiert werden. Tägliche Kontrollen sind ein Muss“, erklärt die Stadtsprecherin. Weitere Schwachstellen, die im Zuge der Analyse und Beratung ausfindig gemacht wurden, würden sich auf interne Verfahrensweisen und Nutzungsregeln beziehen, die von den Mitarbeitern jetzt ständig umgesetzt und angepasst werden müssten. Darüber hinaus ist die Option der externen Datensicherung in Clouds zu einem Thema geworden, dessen praktische Umsetzung momentan geprüft wird. Auch hier könne es zukünftig zu weiteren Sicherungsmaßnahmen kommen.

Als Gründungsmitglied des Zweckverbandes Digitale Kommunen Brandenburg ist Angermünde durch den Hacker-Angriff auch als Ansprechpartner gefragt. Dessen Mitglieder haben es sich zum Ziel gesetzt, ihre Kompetenzen im Bereich der Informationsverarbeitung zu bündeln und effektiver zu gestalten. Hier herrscht ein reger Austausch von Erfahrungen, von denen alle profitieren. Natürlich wurde dort auch unser Hacker-Angriff thematisiert, informiert Christin Neujahr. Und nicht zuletzt haben der Angriff selbst und die Erfahrungen daraus die Uckermark-Nachbarstädte beschäftigt. Vertreter der Stadt Prenzlau seien zum Beispiel in Angermünde gewesen und hätten sich vor Ort mit den Angermündern über die Struktur der IT-Systeme ausgetauscht. (chs)