Nach Corona-Tal folgt der Aufschwung am Bücherregal

Angermünde aktuell

Nach Corona-Tal folgt der Aufschwung am Bücherregal

Herbst ist Lesezeit in der Angermünder Bibliothek / Neue Software verbessert Service für Nutzer

Hat wieder gut zu tun: Angermündes Bibliotheksleiterin Carolin Ukrow hat auch in diesem Herbst neue Lektüre für interessierte Leseratten vorrätig. Foto: Christina Schmidt

28.10.2021

Angermünde. Wenn die Tage kürzer werden, dann ist für viele Menschen wieder mehr Zeit für ein gutes Buch. Umso besser, dass es in Angermünde eine Bibliothek gibt. Hier hat man die Wahl zwischen rund 13 000 Medien im Bestand, dazu kommen tausende weitere über die Onleihe, sozusagen die digitale Bibliothek der Uckermark. Auch wenn inzwischen die digitalen Angebote rege genutzt werden, es ist vor allem der persönliche Kontakt in der Stadtbibliothek, der vor und hinter dem Empfangstresen besonders geschätzt wird. Und weil genau der in der Corona-Pandemie fehlte, liegen schwere Monate hinter Bibliothekschefin Carolin Ukrow und ihr Team. „Umso mehr freuen wir uns, dass langsam wieder der Aufschwung spürbar wird“, sagt die 37-Jährige. Seit Anfang des Jahres leitet sie die Bibliothek – und musste gleich die Corona-Schließzeit überstehen. Einfach sei das nicht gewesen, obwohl das Team für die treuen Nutzer Bücherpakete und Sammlungen für Familien mit Lesestoff und Gesellschaftsspielen zusammenstellte und sie so kontaktlos wie möglich ausgab. Dennoch: Die Pandemie-Schließzeit schlug gnadenlos zu. „Es fehlen vier Monate Ausleihe mit den entsprechenden Einnahmen aus Jahresendgelten und Spenden. Das ist schon spürbar“, resümiert Carolin Ukrow. Ablesbar sei das auch an den aktiven Nutzern: Vor der Pandemie verzeichnete die Bibliothek rund 600 von ihnen, jetzt sind es „nur“ 450. Der Bibliothekschefin ist dennoch nicht bange, dass sich, bleibt die Corona-Lage weiter überschaubar, die Zahlen wieder auf die Vor-Pandemie-Zeit zubewegen. „Herbstzeit ist Lesezeit. Wir merken schon, dass es jetzt wieder mehr Nachfrage gibt. Und sehr erfreulich ist auch, dass es immer wieder neue Nutzer gibt, die mit der ganzen Familie zu uns kommen“, erzählt die Bücher-Expertin, die in ihrer beruflichen Laufbahn bereits große Fachbibliotheken in Berlin leitete. Großer Pluspunkt für die Bibliothek, die nicht etwa unter Stadt-Trägerschaft steht, sondern von einem Verein betrieben wird: „Die Angermünder fühlen sich verbunden mit ihrer Bibliothek“, weiß die Chefin. Und es könnten sogar noch mehr Nutzer werden, denn die Stadtbibliothek kam kürzlich in den Genuss einer Bundesförderung. Geld, das für das Team und die Nutzer gleichermaßen investiert wird, wie Carolin Ukrow berichtet: „Wir können unsere Software aufwerten, sodass für uns zum Beispiel die Katalogisierung der Medien erleichtert wird und die Nutzer noch einfacher ihre Wünsche erfüllt bekommen.“ So ermögliche das erweiterte System auch, dass Nutzer von zu Hause aus Einblick in den Bestand bekommen und Medien einfach und unkompliziert vorbestellen können. Ende des Jahres, so die Planungen, soll die Umstellung erfolgen.Befürchtungen von Kennern der Branche, dass im Zuge der Pandemie ein Bibliothekensterben einsetzt, sind also zumindest in Angermünde unbegründet. Zwei weitere gute Gründe, die gegen diese Angst sprechen, kann die Bibliothekschefin anführen: Zum einen ist da der spezifische Angermünder Mediengeschmack, der sich – ein Blick in die Ausleih-Statistik beweist das – dann doch unterscheidet von den anderen Uckermärkern. Hier führen die Familiensagas und natürlich Krimis die Hitliste der gefragtesten Bücher an. Kinder und Jugendliche bevorzugen fantastische Geschichten. Biographien und Hörbücher sind dagegen nicht ganz oben zu finden. „Deshalb ist uns das persönliche Gespräch wichtig, schließlich soll unser Angebot für alle, vom Zweijährigen bis zum betagten Senior, attraktiv sein“, unterstreicht Carolin Ukrow und führt gleich das zweite Alleinstellungsmerkmal der Angermünder Bibliothek an: der FamilienSonnabend. Im Gegensatz zu den anderen Bibliotheken in den Uckermark-Nachbarstädten können sich Bücherfans auch noch spontan an den Sonnabend-Vormittagen mit Wochenendlektüre, Spielen oder Zeitschriften eindecken. Der Zuspruch sei groß, deshalb sei es undenkbar, daran etwas zu ändern, versichert die Leiterin. An weiteren Ideen mangelt es der jungen Fachfrau auch nicht, jetzt stehe aber erst einmal die Rückkehr zum ganz normalen Bibliotheksalltag im Vordergrund. Ziel sei es dabei auch, den Literarischen Kaffeeklatsch am Sonntag wieder aufzunehmen. (chs)