Das "Trauerjahr" gibt es nicht

An alles gedacht?

Das "Trauerjahr" gibt es nicht

Trauertherapeut: Der Schmerz wird oft besonders heftig und intensiv am ersten Todestag.

Keine klassiche Trauerzeit: Wie tief und wie lange jemand nach dem Tod eines wichtigen Menschen trauert, ist sehr individuell. Foto: Christin Klose/dpa-mag

10.04.2024

Das klassische Trauerjahr, nach dem es für Hinterbliebene angeblich leichter werden soll, mit dem Verlust umzugehen, gibt es nach Ansicht von Trauer-Experten gar nicht. „Vor allem der erste Todestag ist oft besonders heftig“, sagt Trauertherapeut und Autor Roland Kachler: „Der Schmerz wird intensiver, weil jetzt die Endgültigkeit gespürt und bewusst wird.“ Mit Ende des zweiten Trauerjahres könne diese Trauer weiter abfließen und allmählich gehen“.

Auch Marei Rascher-Held, Vorstandsmitglied im Bundesverband Trauerbegleitung, weiß, dass die Dauer der Trauer sehr oft länger als nur ein Jahr dauert. „Das zweite Jahr kann schlimmer werden im Schmerz, da ich erst jetzt wirklich begreife, dass der geliebte Mensch wirklich nie mehr zurückkommt.“ Hier werde das„Pendeln zwischen Verlust- und Wiederherstellungsorientierung“ sehr deutlich: „Der Trauernde hat schon viel geschafft, aber je mehr Zeit ins Land geht, desto bewusster wird ihm die Realität des "Nie wieder“, erklärt sie. So manche Trauernde nehmen dann auch noch einmal Trauerbegleitung in Anspruch.

Für die Betroffenen sei es schlimm, wenn Außenstehende davon ausgehen, dass es nach einem Jahr „ja nun mal endlich besser werden“ sollte. Dies erlebten die Trauernden dann als großen Druck. Jede Trauer ist individuell - ebenso wie ihre Dauer. dpa

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