
Storkow. ,,Eine Sonderausgabe zum Thema Landwirtschaft? Gute Idee", meint der Vorsitzende des Kreisbauernverbands Oder-Spree, Diplomagraringenieur Hartmut Noppe. ,,Es tut gut, wenn sie sich für unser Leben, unsere Arbeit und auch unsere Probleme interessieren. Mancher meint ja heute, die Milch kommt aus einem Hahn hinten im Supermarkt, und das Mehl zaubert nachts der Bäcker herbei, aber in Wirklichkeit verarbeiten diese Gewerke das, was wir in unseren Betrieben erst einmal herstellen." Und das ist im Landkreis Oder-Spree eine ganze Menge, erzählt Hartmut Noppe: ,,Landwirtschaftlich genutzt werden ca. 85 000 ha Fläche. Auf den Feldern wird hauptsächlich Gerste, Roggen, Raps und Mais angebaut. In der Tierproduktion ist die Milchkuhhaltung die Hauptrichtung. Wir haben knapp 12.000 Tiere im Kreis, die in 22 Betrieben zu Hause sind und im Durchschnitt 9.000 bis 12.000 Liter Milch pro Jahr geben. Viele wertvolle Wiesen und Weiden werden zudem durch Mutterkühe mit ihrem Nachwuchs sowie Schafe und Ziegen gepflegt. Die Zahl der Schweinehalter ist in den letzten Jahren leider um 75 % gesunken, weil die Preise die Kosten nicht decken und zudem eine Tierseuche grassierte. Aktuell haben wir nur noch eine Handvoll größere und gut 30 kleinere Betriebe, die zusammen etwa 800 Sauen und 8.000 Mastschweine halten. Das macht uns natürlich große Sorgen, dass so viele Berufskollegen aufgegeben haben. Neben den Schweinehaltern sind es auch die Rinderbetriebe, die leiden. Der Milchpreis fährt ständig Achterbahn, man kann weder wirtschaften noch planen, und auf den Weiden bringt der Wolf die Kälber um!" Aber Hartmut Noppe verweist auch auf erfreuliche Entwicklungen. "Dank moderner Elektronik auf den Maschinen betreiben wir heute Präzisionslandwirtschaft, bringen Dünger und Pflanzenmedizin punkt- und flächengenau nach Bedarf aus, vermeiden unnütze Doppelbearbeitung, schonen unsere wertvollen Böden. Wir haben eben doch den schönsten Beruf der Welt!"
Der Bauernhof Schulze ist ein typisch brandenburgischer Vierseithof im Rietz-Neuendorfer Ortsteil Görzig, der mittlerweile in vierter Generation bewirtschaftet wird. Seit 2016 leitet Landwirtschaftsmeister Matthias Schulze den Betrieb. Die ganze Familie und die Angestellten kümmern sich um die 100 Milchrinder der Rasse Holstein-Friesen und deren Nachzucht. Dabei arbeiten von der Oma bis zum Enkelkind alle gern mit. Praktisch auf dem Hof integriert ist die Tierarztpraxis von Ehefrau Sylvi. Besucher und Kunden, die auf der Suche nach regionalen Produkten sind, können viel entdecken, wie zum Beispiel die Milchtankstelle. Zweimal täglich wird auf dem Hof gemolken - 365 Tage im Jahr. Morgens und abends kann man dabei zusehen. Führungen sind nach Absprache möglich. Die frische Milch kann auch selber gezapft werden. Alles, was auf dem Hof hergestellt wird, kann der Kunde erwerben - regional, saisonal, nachhaltig: Ganzjährig werden angeboten: Milch, Weizen, verschiedene Sorten Kartoffeln, Eier, Honig, Stroh, Heu und Holz sowie Hackschnitzel. Je nach Jahreszeit aus dem Bauerngarten: Äpfel, Tomaten, Kürbis und Zwiebeln. „Am 1. Oktober findet auf unserem Bauernhof wieder unser traditionelles Erntedankfest statt. Dabei können die Besucher gleich Kartoffeln, Äpfel und Honig aus der neuen Ernte kaufen. Seit Jahren bilden wir mit Erfolg Lehrlinge aus. Dafür kann ich gar nicht genug die Werbetrommel rühren“, so Matthias Schulze.
Der Landwirtschaftsbetrieb Peter & Co. befindet sich mit seinen beiden Höfen in Groß Schauen und Philadelphia. Immer Montag und Freitag werden die frischen Produkte auf dem Markt in Storkow angeboten. Donnerstag ist Hofverkauf. Zum Angebot zählen die leckeren Produkte der kleinen Fleischerei, wie hausgemachte Wurst, aber auch Kartoffeln und Eier von glücklichen Hühnern. ,,Wir bewirtschaften ca. 250 Hektar Ackerland und 130 Hektar Wiesen im Storkower Naturschutzgebiet, um die Salzwiesen und seltene Pflanzen zu erhalten. Im Juni nimmt der Hof an der traditionellen Brandenburger Landpartie teil. Da können die Besucher frische Produkte auf unseren Höfen erwerben und wir erklären ihnen bei Führungen die Stallungen unserer Rinder- und Schweinezucht", so Landwirt Fritz-Walter Peter. Th. Tanneberger/ R. Witteck