Es heißt, dass es Anfang der zweitausender Jahre mal einen Wettbewerb gegeben haben soll und gezählt wurde, wer öfter in der Presse abgelichtet war: der damalige Oranienburger Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke oder Bäckermeister Karl-Dietmar Plentz.
Plentz, geboren am 26. Dezember 1966, begann seine berufliche Laufbahn im Alter von 20 Jahren. Zwei Jahre später wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit und übernahm die Verantwortung für acht Mitarbeiter. Heute betreibt die Bäckerei Plentz zehn Filialen, einen Produktionsstandort und beschäftigt mehr al 160 Mitarbeitende. Der Firmensitz befindet sich in Schwante, wo Plentz mit seiner Großfamilie lebt.
„Das war schon ein großer Moment, als die Mauer fiel“, erinnert er sich lächelnd an die Wende „ich weiß noch, wie wir nachts Radio gehört haben und wie die Leute drüber gestiegen sind.“ Die Nachtschicht schob er damals bereits als junger Bäcker in der Backstube. „In der DDR durfte ich nicht studieren“, erklärt er „als engagierter Christ geriet man da eben an seine Grenzen. Deshalb bin ich Handwerker geworden.“ Zumal sein Vater schwer erkrankte, was die Entscheidung zum Fortführen der Familientradition sinnvoll machte.
„Nach der Nachtschicht sind wir dann direkt nach Berlin“, erzählt Plentz weiter.„Auf den Brücken regnete es Konfetti und wir bekamen Cola geschenkt.“ Abends ging's zurück in die Bäckerei.
Heute blickt er versöhnt auf seine Jugend in der DDR zurück, vermisst sogar, „dass man damals nicht immer alles mit Geld geregelt hat, zum Beispiel. Man hat sich gegenseitig geholfen, auch weil man aufeinander angewiesen war.“
Den Gemeinschaftsgedanken hat Plentz in den Aufbau seines kleinen Bäckereiimperiums mit hinein getragen. Das Schwergewicht liege hier auf Familie und Verwurzelung in der Region, so Plentz. Auch viele Mitarbeitende sind Familienmitglieder, eine Tradition, die bis ins Jahr 1877 zurückreicht, als Carl Plentz die Bäckerei in Oranienburg eröffnete. Seite an Seite mit seiner Frau und fünf Kindern, die auch hinter der Bäckerei stehen, hat Plentz seit Beginn der 90er einen Betrieb aufgebaut, der Arbeitsplätze für viele Mitarbeitende in der Region geschaffen hat. Mit Azubis und Aushilfen waren es in den letzten 20 Jahren bis zu 800.
Außerdem hat der Bäckereichef stets hohes Engagement in sozialen Bereichen gepflegt. Mit Jugendcamps hat es '98. angefangen. Seit den 90er Jahren ist Plentz Gemeindevertreter, neuerdings ist er auch im Kreistag vertreten. Privat wurde ein Enkelkind eben eingeschult, was Plentz zum Engagement an Schulen inspirierte. Ein großes Projekt waren Umbau und Neugestaltung des Veltener Bahnhofs.
Natürlich ist der überzeugte Christ auch ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Kirche. „Hier können wir praktische Hilfe leisten, wenn Menschen in Not sind“, sagt Plentz, der Mitglied der evangelischen Freikirche in Oberkrämer ist „manchmal wohnen auch Menschen auf Zeit bei uns Zuhause. Das kenne ich schon von meinen eigenen Eltern damals.“
„Es gab immer was zu tun, wofür man sich engagieren kann“, resümiert er dann. Insgesamt 87 Verpflichtungen hat er mal vor einiger Zeit gezählt. Um all das nach außen zu tragen, sei eins von Anfang an unverzichtbar gewesen, betont er: „Die Zusammenarbeit mit dem Oranienburger Generalanzeiger war von Anfang an toll. Vor allem auch bedeutend, da Medienarbeitende ja nach der Wende eine ganz andere Bedeutung bekommen haben.“ Verkauft habe er den OGA von Anfang an auch im Laden. Bei seinem öffentlichen und politischen Engagement sei es unersetzbar gewesen, einen solchen Medienpartner zu haben. „In manchen Jahren hatten wir jede Woche ein Thema in der Zeitung. Das geschah auch durch unser breites Engagement, mal war es ein soziales Thema, ein kulturelles, ein Kirchenthema oder eben ein politisches.“
Besonders gern erinnert Plentz sich an 2009: „Diese Aufbruchstimmung rund um das Jubiläum Oranienburgs und die Landesgartenschau im Schlossgarten“, schwärmt er, „mit dem Oranienburger Generalanzeiger haben wir damals eine Aktion gemacht. Einen Beitrag darüber, wofür die Leute dankbar sind.“
Heute Plentz dabei, Verantwortung im Betrieb an seine Kinder abzugeben. Man merkt, dass es ein sensibler Prozess für den Meister ist, der auf ein derart umfangreiches Lebenswerk zurückblickt. ist Karl-Dietmar
Das außerbetriebliche Engagement nimmt dabei eher zu als ab. Plentz ist nun stellvertretender Vorsitzender der Vereinigung für Grundwerte und Völkerverständigung. Am 8. Mai ging er zudem mit dem Friedenstreck auf große Reise . Bis nach Jerusalem geht die Fahrt in einem Tross aus Planwagen mit Pferden und anderen Gefährten. Jeden Abend wird Station in einem anderen Ort gemacht und ein Friedensbrot gebrochen.
Autor ist Karl Dietmar Plentz ebenfalls geworden. „Das Schreiben wird auch Teil dessen sein, was ich jenseits der Bäckerei machen kann“, verrät er. „Was wirklich zählt - Geschichten über den Sinn des Lebens“, ist der Titel seines ersten Buches.
MME
Liebe Leser
Der Oranienburger Generalanzeiger, und sein Mutterhaus die MOZ, feiern in diesem Jahr ihren 35. Geburtstag. Im fünften Teil der Serie, die monatlich in der Tageszeitung erscheint, beschäftigen wir uns mit einer Persönlichkeit aus der Wirtschaft, der den Oranienburger Generalanzeiger lange begleitet hat.
Meilensteine
1. April 1998: Schengen-Abkommen 30. November 1999: CDU-Spendenaffäre 10. April 2000: Angela Merkel CDU-Vorsitzende
11. September 2001: Terroranschlag auf das World Trade Center
11. August 2002: Jahrhundertflut in Dresden
20. März 2003: Irakkrieg
10. Dezember 2004: „Hartz IV“ Wort des Jahres