Wenn es so etwas wie eine berufliche Familientradition gibt, so verkörpert sie Martin Arndt im besten Sinne. Die Arndts sind Gärtner aus Leidenschaft. Und das seit Generationen. Bereits sein Vater Berthold war ein einer Gärtnerei in Zehdenick aufgewachsen. "1957 beendete ich meine Schulzeit mit Abgang der 8. Klasse und begann die Gärtnerlehre bei meinem Vater", schreibt der fast 80-Jährige in seinen Lebenserinnerungen. Es sind Erinnerungen an bewegte Jahrzehnte. Jahrzehnte, die geprägt waren von harter Arbeit, vielen Aufs und Abs und zahllosen gesellschaftlichen Umbrüchen. Berthold Arndt hat als kleiner Junge den Untergang Nazi-Deutschlands erlebt, die Kollektivierung der Gärtnerei zur Gärtnerischen Produktionsgenossenschaft (GPG) zu DDR-Zeiten. Er zog nach Berlin, war Brigadeleiter in einer GPG, qualifizierte sich zum Gartenbauingenieur für Zierpflanzen und Gemüsebau.
Die Jahre vergingen. 1989/90 kam die Wende. ,,In dieser Zeit, wo alle Gärtnereien in Ostberlin geschlossen wurden, stand der Entschluss bei meiner Frau Dagmar und mir fest: Wir übernehmen den Brigadebereich, in dem wir 25 Jahre gearbeitet hatten", schreibt Berthold Arndt. Doch das war in den Wendewirren leichter gesagt als getan. Immobilien- und Bodeneigentumsfragen mussten geklärt werden, Anteilsfragen mit der Genossenschaft. Fördermodelle mussten gesucht und gefunden werden. Das alles war in einer Großstadt wie Berlin noch schwieriger als anderswo.
1992 wurde schließlich der Gärtnerei Arndt in Berlin gegründet. Doch die Streitigkeiten mit Senat, Alt- und Neueigentümern, Beratern und wollen kein Liquidatoren Ende nehmen. ,,Mir war klar, dass ich dort keine Zukunft haben würde", blickt Berhold Arndt heute zurück.
Zu jener Zeit, Anfang der 90er Jahre, war sein Sohn Martin in den Gartenbaubetrieb eingestiegen. Der wurde durch einen Bekannten auf eine Gärtnerei im Oderbruch aufmerksam gemacht. Es war ein Betrieb von zwei Hektar Gesamtfläche mit 8000 Quadratmeter Gewächshausfläche.
Die Gärtnerfamilie Arndt pachtete den Betrieb, um ihn später zu kaufen. Und sie zogen von der Großstadt aufs Land. An die Anfänge seines Wirkens im Oderbruch kann sich Martin Arndt noch gut erinnern. Es war Mitte 1994, da wurde der Gartenbaubetrieb seines Vaters Berthold im Oderbruch ansässig. Von Berlin-Pankow zogen sie nach Küstrin-Kietz. ,,Wir haben hier einfach bessere Bedingungen für den Betrieb unserer Gärtnerei vorgefunden als in der Großstadt", erinnert sich Martin Arndt zurück. Land und Leute musste die Berliner Gärtnerfamilie kennenlernen, ihr Handwerk verstand sie. In die neue Heimat brachte die Familie generationsübergreifende Erfahrungen und wertvolle Fachkenntnisse über Pflanzen mit.
Zunächst entstand ein kleiner Endverkauf, gleichzeitig belieferte die Gärtnerei täglich bis zu 22 Geschäftskunden in Berlin und dem Umland. Als ein Weihnachtsbaumverkauf im Jahr 1995 zu scheitern drohte, weil Berliner Verkaufsplätze die Gärtnerei Küstrin-Kietzer unverhofft den Zugang verwehrten, organisierte Martin Arndt einen Verkauf der Blaufichten in Letschin.
Die Nachfrage war so groß, dass die Familie im nächsten Jahr beschloss, in dem Ort eine zweite Verkaufsstelle zu eröffnen. Ein neu angemietetes Grundstück bot mit über 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche zudem hervorragend Raum für eine Erweiterung der Angebotspalette.
,,Mit Küstrin-Kietz und Letschin gleich an zwei Standorten im Oderbruch vertreten"
Jetzt hatte das Gärtnerteam zwei Standorte im Oderbruch. In Küstrin-Kietz wurde weiter fast das gesamte Sortiment handelsüblicher Beet- und Balkonpflanzen, Gräser, Stauden, Gehölze und sogar Kräuter und Gemüsesetzlinge produziert, in Letschin vorrangig verkauft. Schnell sprach sich die gute Qualität der Gärtnerei unter den Einwohnern des Oderbruchs herum, so dass nicht nur Letschiner ihre Pflanzen bei den Arndts bezogen, sondern auch Kunden aus allen umliegenden Orten.
Im Jahr 2013, nachdem Berthold Arndt bereits mehrere Jahre das wohlverdiente Rentneralter erreicht hatte, vollzog die Familie einen Generationswechsel. Martin Arndt übernahm die Leitung der Gärtnerei. Im Verlauf der folgenden Jahre konnte er das Unternehmen weiterentwickeln, die Belegschaft wuchs.
Martin Arndt erkannte, dass die Zukunft in der Produktion gesunder Pflanzen liegt, die ohne Zugabe von Giften und Pestiziden heranwachsen. Anfang 2016 stellte der die gesamte eigene Produktion auf biologischen Anbau um. Sein Rat an die Kunden: ,,Wir sollten den gefährlichen Gifteinsatz überall minimieren, und jeder kann in seinem eigenen Haus- oder Kleingarten damit beginnen."
Wenn einer wie Martin Arndt das sagt, dann gehen die Kunden mit. Er ist bodenständig, spricht die Sprache der Oderbrücher, hat schon vielen zu einem blühenden, ertragreichen Garten verholfen. Wenn heute von der Gärtnerei Arndt die Rede ist, denkt kaum noch jemand, dass es sich um eine Gartenbau-Familie handelt, die einst aus der Großstadt aufs Land gezogen ist. Martin Arndt, und sein Vater Berthold, der ihn auch heute noch mit Rat unterstützt, sind angekommen. Sie sind die freundlichen und kompetenten Gartenbau-Experten aus dem Oderbruch.