ABBA und mehr auf der Showbühne

30 JAHRE AMT Gartz

ABBA und mehr auf der Showbühne

27.07.2022

Trubel auf dem Marktplatz: Nicht nur die ABBA-Revivalband, hier bei einem Auftritt an der Stephanskirche, ist zu Gast (ab 19.30 Uhr), wenn das Amt Gartz am Sonnabend groß Geburtstag feiert. Es gibt auch ein Wiedersehen mit dem Greifenhagner Blasorchester, das zuletzt 2015, damals noch bekannt als „Dolna Odra", in Mescherin aufspielte und dabei für richtig gute Stimmung sorgte. Das Orchester macht nun um 16 Uhr den Eröffnungstusch für die Feierlichkeiten zum Amtsgeburtstag. Außerdem auf der Bühne vertreten seien wird Heidi Rades, die Schlager und Partyhits mitbringt (ab 16.45 Uhr). Den Abschluss des Abends bildet das große Feuerwerk, das gegen 22 Uhr den Nachthimmel über Gartz erhellen wird. Foto: Kulturallianz


Kleines Amt ganz groß

Stimmen zum Jubiläum: Schnelle Absprachen und Mitbestimmung - die Einwohner sind stolz und froh über die gelebte Demokratie vor Ort.

Vor 30 Jahren tickten die Uhren auf dem Land noch anders: Keiner weiß das so genau wie Norbert Dittmann, Der Amtsausschussvorsitzende hat fast drei Jahrzehnte in dem Gremium mitgearbeitet und dabei die Entwicklung der Gemeinden im Amt Gartz ganz nah mitverfolgt. Für ihn steht fest: Das Verwaltungsmodell des Amtes ist ,,für ländliche Regionen der Idealfall der Demokratie".

Auf Augenhöhe

Die Mitbestimmung ist ein zweischneidiges Schwert: Wünschenswert, weil sie im besten Fall die Interessen aller berücksichtigt. Kompliziert, weil alle Interessen eben auch adäquat berücksichtigt werden wollen. Wer erhält den Vorrang, wenn nur Geld für ein neues Feuerwehrfahrzeug da ist? Sind Investitionen in die Kita wichtiger als die Sanierung einer Straße? Solche Fragen gibt es immer wieder - heute wie vor 30 Jahren. Norbert Dittmann aber ist überzeugt, dass der enge Austausch, das faire Miteinander, vor allem aber das Wissen darum, dass es auch der eigenen Gemeinde zugutekommt, wenn die Nachbarn einmal zuerst in den Fördertopf greifen können, entscheidend ist. In einer Stadt als einer unter vielen Ortsteilen sei es sehr viel schwieriger, Interessen durchzusetzen und andere davon zu überzeugen, dass auch ein 200-Seelen-Ort unbedingt Wertschätzung erfahren muss. ,,Vorwärts geht's aber überall nur, wenn alle, sei die Situation noch so schwierig, an einem Strang, und noch dazu in die gleiche Richtung ziehen“, betont er. Im Amt sei das insgesamt gelungen, es habe sich vieles sehr positiv entwickelt. Die Amtsverwaltung arbeite effizient und schnell im Sinne der Bürger, und auch über die großen Themen könne man sich im Amtsausschuss trotz zum Teil kontroverser Diskussionen schnell einigen.

Ähnlich positiv bewertet auch Gudrun Funk, Ortsvorsteherin von Geesow, das Amtsmodell. ,,Es bietet gerade uns als kleinen Orten ein Maximum an Mitbestimmung", sagt sie. Aber: Das müsse vor Ort auch gelebt werden. Lange Jahre auf Eis gelegen gebe es nun wieder ein Ortsbeirat, aktive Vereine und viele engagierte Menschen, die das Dorfleben bereichern und zusammen die eigene Entwicklung in die Hand nehmen. Und so gelingt es offenbar auch, dass sich junge Familien sichtbar wohlfühlen auf dem Land. Kinder und Kindeskinder kehren nach Ausbildung und Studium wieder zurück in die Heimat. Ein echter Glücksfall, nennt das Silke Natter, Ortsvorsteherin von Tantow. Man brauche sich nur die Kita anzuschauen, die sich, vor Jahren fast schon abgeschrieben, wieder so gut entwickelt habe, dass derzeit sogar ausgebaut wird.

Das unterstreicht nicht zuletzt Marta Szuster. Als sie vor 12 Jahren nach Staffelde zog, war die Region noch keineswegs der Hotspot für polnische Familien, die in der Grenzregion ihr neues Zuhause fanden. ,,Aber es sind eben auch viele Rückkehrer, die das Leben mit den Eltern und Großeltern den Vorzug vor der Anonymität der Stadt geben. Und sich in ihrer Heimat aktiv einbringen wollen. Alle zusammen haben die Entwicklung der Region vorangetrieben", so die Gemeindevertreterin, die im Amtsausschuss als stellvertretende Vorsitzende die Geschicke der Region mitentscheidet.

Offene Herausforderungen

Doch obwohl die überwiegende Mehrheit voll des Lobes ist über die Fortschritte bei der Entwicklung des Amtes - die Herausforderungen sind nicht weniger geworden. ,,Man muss sich nur die Straße von Tantow nach Hohenreinkendorf anschauen. Trotz aller Bemühungen, so kann das nicht bleiben", nennt Norbert Dittmann ein Beispiel für die Straßeninstandhaltung, bei der dringende Bauaktivitäten auch wegen Zuständigkeitsgerangel zwischen Land und Kreis auf der Strecke bleiben. Auch die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr am Tag macht ihm Sorgen. Und dann muss der Schülerverkehr dringend reformiert werden, fordern viele Stimmen im Amt. Es könne nicht sein, dass Grundschüler um halb 6 Uhr morgens aus dem Haus gingen und erst nach 12 Stunden zurückkehren, weil der Transport so wie jetzt organisiert sei. Hier sei dringend Handlungsbedarf nötig, denn auch daran entscheidet sich die Attraktivität des Lebens auf dem Land.