Hiobsbotschaften zum Geburtstag, das braucht keiner. Auch Amtsdirektor Frank Gotzmann nicht, der doch gerade wie alle in der Region den Niedergang und die Auslöschung des Amtes Oder-Welse mitansehen musste. Das Amt, mit dem Gartz nicht nur die Nachbarschaft, sondern auch den 30. Geburtstag und natürlich das Verwaltungsmodell verbindet. Dass diese Verwaltungsstruktur aber nun der Vergangenheit angehört, da winkt Gotzmann ab. Von wegen: Das Amt Gartz sei ein Erfolgsmodell auch in Zukunft.
,,Schwieriges Pflaster"
Spricht Frank Gotzmann von ,,seinem" Amt, dann sucht man die perfekten Erfolgsmeldungen und alles ist supergut"-Kommentare vergebens. Gartz sei ,,ein schwieriges Pflaster", gibt er unumwunden zu. Immer schon. Aber da, wo Menschen miteinander um das beste Vorgehen ringen, da käme es eben auch schon mal zu Querelen, zu Diskussionen, die bisweilen in der emotionalen Situation auch schon einmal hitziger werden können. Dass man sich aber, ganz egal ob Bürger, Gemeinden oder die Verwaltung, unversöhnlich gegenüberstehe, soweit sollte es möglichst nicht kommen. Und so blickt Frank Gotzmann zum Jubiläum „seines" Amtes auch durchaus zufrieden auf dessen Entwicklung. ,,Eine aktuelle Prognose hat uns gerade wieder bescheinigt, dass wir mit Blick auf 2030 von allen 13 Verwaltungsbezirken in der Uckermark die stabilsten Bevölkerungszahlen aufweisen", unterstreicht der Amtsdirektor. „Das macht uns deutlich, dass wir als Verwaltung bestimmt nicht alles richtig machen, aber alles tun, was möglich ist, damit das Amt auch in Zukunft attraktiver Lebensmittelpunkt für die Einwohner ist", sagt er.
Auf Erfolgskurs
Viel zurückschauen will das über Verwaltungsoberhaupt die insgesamt fünf zum Amt gehörenden Gemeinden gar nicht. Klar sei, seine Amtsvorgänger Hartmut Wohltath (1992 2001) und Brigitte Günzel (bis 2010) - hätten in ihrer Zeit mit gravierenden Problemen wie Abwanderung und Arbeitslosigkeit zu kämpfen gehabt. Frank Gotzmann hingegen, seit 2010 Amtsdirektor, kann nun aufbauen auf vor allem einer grundlegenden Entscheidung: „Wir haben uns als Amt schon frühzeitig in der Metropolregion Berlin-Stettin positioniert und freuen uns jetzt, dass wir durch die Nähe zu den großen Städten und durch enge Verbindungen unter anderem auch nach Mecklenburg-Vorpommern viele Entwicklungspotenziale haben", unterstreicht Gotzmann. Begünstigt wird die Lage des Amtes durch den Ausbau der Bahnlinie Berlin-Stettin, der es ermöglicht, dass die Menschen noch schneller von Hier nach Da kommen. In den Metropolen arbeiten und in rund einer Stunde wieder zurück auf dem Land sein, das sei in Zukunft problemlos möglich. Historisch gewachsene Orte könnten so ihre Identität auch in der Moderne bewahren.
Dass im sich ständig verändernden Zukunftsprozess ,,die Kirche im Dorf bleibt", auch dafür muss der Amtsdirektor Sorge tragen. ,,Und das machen wir, nicht zuletzt, indem wir Flächennutzungspläne erstellen und gemeinsam mit unseren Bürgern darüber diskutieren, wo Wohnungen einen Platz haben sollen, an welcher Stelle aufgeforstet wird und auch wo, wie und wann Seen renaturiert werden", zählt er auf. ,,Wir stellen schon jetzt Weichen für die Zukunft. Ein ungemein anstrengender, aber auch sehr spannender Prozess."
Von gestern zu morgen
Das Amt hat als Verwaltungsform neben den Städten mit ihren vielen Ortsteilen also auch weiterhin eine Daseinsberechtigung? „Aber natürlich", so die prompte Antwort. ,,Nicht nur, weil Ämter eine ganz lange Historie hier haben, sondern auch, weil sich Bürger und Verwaltung ganz nah sind", so Frank Gotzmann. Zwar mache das eine Entscheidungsfindung nicht einfacher, aber in einem Amt würden Gemeinden noch selbst für sich entscheiden. Die Amtsverwaltung sei genau das, eine Verwaltung, die gesetzliche Rahmenbedingungen berücksichtigt, den - auch wichtigen - rechtlichen Rahmen dafür gibt, was von den gewählten Gemeindevertretern als entscheidend erachtet wird. Entschieden aber werde vor Ort, so Gotzmann. Und bei fünf Gemeinden mit ihren Ortsteilen sei das Gebilde immer noch überschaubar und Bürgernähe auch wirklich umsetzbar.