Der Tag der offenen Tür beim Kfz-Service Knispel ermöglichte einen Blick hinter die Kulissen der Meisterwerkstatt in der Richard-Sondermann-Straße 8a in Brieskow-Finkenheerd. Vor zehn Jahren gründete Michael Knispel seine freie Werkstatt. Sie präsentiert sich jetzt als typenoffene Kfz-Werkstatt. „Wir kümmern wir uns um Fahrzeuge aller Marken. Dafür führen wir turnusmäßige Durchsichten, Wartungen und natürlich auch alle notwendigen Reparaturen aus. In unserer Werkstatt haben wir einen zertifizierten Lichteinstellplatz und einen Bremsenprüfstand. Wir sind damit berechtigt, Hauptuntersuchungen durchführen zu lassen. Jeden Montag und Donnerstag werden diese von einem unabhängigen Gutachter bei uns ausgeführt“, schildert Michael Knispel.
Die Geburtstagsfeier im Kunden- und Freundeskreis bot sich an, Geschichten aus dem Alltag des Meisterbetriebes zu erzählen. „Erinnerst du dich noch?“, war da zur Fete eine oft gestellte Frage - und dann wurden Erinnerungen ausgepackt.
Michael Knispel (53) hat vor seinem Start in die Selbstständigkeit mehrere Jahre in verschiedenen Autohäusern der Region gearbeitet. „Irgendwann habe ich mir gesagt, ich sollte jetzt etwas Eigenes machen. Ein Bekannter gab mir den guten Rat, die Meisterschule in Berlin zu besuchen und innerhalb eines Jahres die theoretische und praktische Ausbildung zu absolvieren. Mich reizte daran, dass es sich dabei nicht um eine jahrelange Meisterausbildung neben der Arbeit her mit Lernen am Wochenende handelte, sondern hier am Stück in einem Jahr alles möglich war“, erinnert sich Michael Knispel.
Auf der Suche nach einem geeigneteren Objekt fand er das leerstehende Fensterwerk. Die Tischlerei schien ihm als Werkstatt sehr geeignet. Obwohl Brieskow-Finkenheerd keine Kfz-Werkstatt hatte, machten es die Behörden Michael Knispel nicht leicht. Doch er setzte sich durch. Seit 2015 hat er hier seinen Firmensitz. Es verschwand das erste Stück eines Schandfleckes aus der Gemeinde. Auch den hinteren Teil der Fläche mit einer verfallenen Ruine hat Michael Knispel erst im vergangenen Jahr der Kommune abgekauft. Darauf will er die Außenfläche seines Kfz-Service vergrößern. Der Zaunbau ist bereits geplant. Vor der Werkstatt soll noch gepflastert werden, damit es nicht mehr so staubt, wenn Kunden hier vorfahren. Es entstehen mehr Stell- und Parkflächen.
Dreimal bot er Schülern in seiner Werkstatt ein Praktikum, damit sie einen Einblick in das KfzHandwerk erhalten können. „Da war schon der eine oder der andere dabei, der sehr gut in unsere Branche gepasst hätte“ sagt Michael Knispel und bedauert, dass deren Entscheidung dann anders ausgefallen ist. „Ja, wer will sich schon heute noch die Hände so richtig schmutzig machen“, schüttelt er verwundert den Kopf. Klar weiß er: die Tätigkeit in einer Kfz-Werkstatt ist körperlich schwere Arbeit und der Traumberuf Kfz-Mechatroniker hat nicht nur schöne Seiten. Michael Knispel, Jahrgang 1968, hatte eigentlich einen ganz anderen Traumberuf. Er wollte mit der DDR-Handelsflotte hinaus auf die Weltmeere und andere Städte und deren Häfen kennenlernen. Ob dabei der Traum von einer hübschen Braut in jedem Hafen eine Rolle gespielt hat, verriet er nicht. Es blieb beim Traum, denn gestrenge Prüfer erfuhren beim Einstellungsgespräch von einer Schwester seines Vaters, die einmal im Jahr zum Geburtstag eine Glückwunschkarte mit der Post schickte – aus dem Westen.
So lernte Michael Knispel im damaligen Kreisbetrieb für Landtechnik den Beruf eines Landmaschinen- und Traktorenschlossers. Ein roter Belarus, den er noch heute in- und auswendig kennt, steht als Erinnerung an jene Zeit noch heute auf dem Hof seines Kfz-Service.
Nach einigen Monaten Arbeit nach der abgeschlossenen Lehre ereilte ihn der Einberufungsbefehl. Er ging drei Jahre zur Volkspolizeibereitschaft nach Eisenhüttenstadt. Als Leichtathlet konnte er während der Dienstzeit trainieren und gab sein Wissen als Übungsleiter bei Dynamo gern weiter. Mit größeren Fahrzeugen hatte er es in dieser Zeit auch zu tun. Als er die Uniform wieder auszog, wurde der Kreisbetrieb für Landtechnik abgewickelt, wie es beschönigend hieß. Er nutzte die Chance einer Umschulung zum Kfz-Mechaniker. Eigentlich hätte ihn Kfz-Elektrik mehr interessiert, aber daraus wurde mangels Ausbildungsangebot nichts. So kniete er sich in die Kfz-Mechanik und bestand erfolgreich bei Prüfung bei der DEKRA. Vier Jahre arbeitete er im Autohaus Böhme.
Sein Dankeschön für 10 Jahre Kfz-Service Knispel geht zuerst an seine Freundin, „die sehr viel Verständnis hat, dass ich von früh bis abends in meiner Werkstatt Hundert Prozent gebe.“ Sein besonderes Dankeschön geht an seine Nachbarn, die besonders in der Bauphase eine zeitweilige Lärmbelästigung gelassen ertragen haben. Lob gibt es für seine Geschäftspartner, mit denen er seit Jahren erfolgreich zusammenarbeitet. „Ein besonderes Lob und herzliches Dankeschön geht an meine Kunden, die mir in all den Jahren zuverlässig die Treue gehalten haben und am Erfolg meines Kfz-Services einen beträchtlichen Anteil haben sowie an meine zwei festangestellten Mitarbeiter.“ Gern erinnert er sich an seinen ehemaligen Arbeitskollegen „Leo“, der ihn aus gesundheitlichen Gründen leider verlassen musste.
In seine typenoffene Werkstatt für PKW und Transporter freuen sich alle „über jeden Oldtimer, der den Weg zu uns findet.“ Woher die Liebe zum Detail und zum Auto kommt? „Wenn man Oldtimer restauriert, muss man sich durchfriemeln. Es gibt zwar tolle Anleitungen, aber man muss alles sehr gut durchdacht machen. Der Kunde will mit seinem Schmuckstück beeindrucken. Obendrein ist der TÜV auch sehr streng bei Oldtimern.“ Gedanken hat er sich über den Zusammenhang von Kraftfahrzeugtechnik und Umwelt schon oft gemacht. Da hat er ausgerechnet, dass er 200 000 Euro investieren muss, wenn er seinen Kfz-Service für die Elektromobilität ausbauen möchte. Seine erste Überlegung war: „Vielleicht schaffe ist es bis zur Rente ohne Elektroautotechnik in meiner Werkstatt?“ Doch ihm ist natürlich klar, 12 Jahre bis dahin ist schon noch eine ganz schön lange Zeit. Und mit 65 Jahren gibt es ja auch noch keine Rente. Da kommen immer noch einige Monate drauf. Es beunruhigt ihn aber sehr, dass viele Leute sich aller zwei Jahre ein nagelneues Auto zulegen, nur weil Vater Staat mit Kaufprämien einen „völlig falschen Anreiz setzt. Ein Auto kann doch bei regelmäßiger Wartung und guter Pflege 20 Jahre seinen Dienst verrichten“, erklärt er seinen Standpunkt. Er selbst fährt seit 1994 einen VW-Käfer. (rw)