In der Bäckerei & Konditorei Baumgärtel gab es in diesem Jahr bereits Grund zum Feiern. Genau zehn Jahre sind es her, seit die Geschwister Diana (49) und Claas Baumgärtel (52) die Geschäfte der Sachsendorfer Traditionsbäckerei übernommen haben. Inzwischen haben beide den Silbernen Meisterbrief in der Tasche. Und, was vielleicht noch wichtiger ist, sie haben den Familienbetrieb zu einem Aushängeschild für gutes regionales Backhandwerk gemacht.
An sechs Standorten ist das Unternehmen heute mit eigenen Geschäften vertreten. Neben dem Stammsitz in Sachsendorf befinden sie sich in Letschin, Seelow, Booßen, in der Moskauer Straße in Frankfurt. Aushängeschild ist das „Café Diana“ am Frankfurter Rathaus.
Doch der Name Baumgärtel ist weit darüber hinaus bekannt. Woche für Woche ist der Chef mit seinem mobilen Backofen auf Märkten in der Region anzutreffen. In Beeskow, Erkner, Storkow, Rüdersdorf, Altlandsberg und natürlich in Buschdorf im Oderbruch sowie auf vielen weiteren Festen in der Region.
„Die Familien-Backtage in Buschdorf haben sich für uns und auch für viele unserer Kundinnen und Kunden zu besonderen Highlights entwickelt“, sagt Claas Baumgärtel. Hier werden nicht einfach nur ofenfrisches Brot, Brötchen und Kuchen gebacken. Es sind kleine Volksfeste - und Aushängeschilder für das Handwerk der Region. Neben dem Bäcker präsentieren sich Gärtner, Fischer, Fleischer, Schmuckdesigner und etliche andere Händler aus der Region.
„Auch für dieses Jahr steht der Terminplan für Buschdorf schon fest“, sagt der Bäckermeister. Los geht es am 23. März mit dem Frühlingsmarkt. Am 13. April, dem Sonntag vor Ostern, ist das Baumgärtel-Team beim Ostermarkt auf dem Buschdorfer Dorfplatz mit von der Partie. Und am 4. Mai erfolgt der Saisonstart für die Buschdorfer Backtage. Bis Ende Oktober wird dann an jedem Mittwoch hier gebacken.
Bäckermeister Claas Baumgärtel, seine Ehefrau Ramona und Schwester Diana Baumgärtel sind bei jedem Wochenend-Backtag in Buschdorf mit vor Ort. Es ist ein beachtliches Arbeitspensum, das bewältigt werden will. Obwohl er nur noch selten selbst am Stammfirmensitz in Sachsendorf am Backofen steht, beginnt für Claas Baumgärtel der Arbeitstag - ganz bäckertypisch um 4 Uhr morgens. Bei insgesamt 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gibt es so einiges zu koordinieren, damit ab 6 Uhr frisches Brot, Brötchen, Kuchen und Gebäck in den Auslagen der Geschäfte liegt.
Doch Claas Baumgärtel und sein Team klagen nicht. Sie sind Bäcker aus Leidenschaft. Und das in Sachsendorf nun schon in vierter Generation.
Die Wiege Baumgärtelscher Bäckermeister stand im thüringischen Gera, der Geburtsstadt von Urgroßvater Oskar Baumgärtel. Nach den Wirren des Ersten Weltkrieges lernte der Urgroßvater seine spätere Frau Marie kennen. Über etliche Zwischenstationen kamen sie nach Sachsendorf, wo sie 1936 ihre eigene Bäckerei eröffneten.
Im Zuge der Schlacht und die Seelower Höhen wurde die Sachsendorfer Bäckerei im Frühjahr 1945 völlig zerstört. Die Großeltern Rudolf Baumgärtel und seine Frau Dora bauten sie mühevoll wieder auf und brachten sie wieder zum Blühen.
Ab September 1990 führten die Eltern Doris und Günter Baumgärtel die Bäckerei. Sie starteten in eine ungewisse Zeit, vieles, was vor der Wende gut war, war mit einem Schlag nicht mehr gefragt.
Neue, kreative Ideen waren gefordert. Und der Mut, zu expandieren. Die Baumgärtels suchten nach neuen Absatzmöglichkeiten für ihr gutes Brot. Mit Geschäften in Golzow, Seelow und 1996 der Eröffnung des „Café Diana“ in Frankfurt haben Doris und Günter Baumgärtel Schritt für Schritt Neuland beschritten.
2015 konnten ihre Kinder ein etabliertes Familienunternehmen von den Eltern übernehmen. Claas und Diana Baumgärtel haben diese Chance genutzt und das Geschäft an die Anforderungen der neuen Zeit angepasst. In fünf Jahren haben sie es geschafft, die Filialen in einem modernen Design erstrahlen zu lassen. Bei vielen traditionellen Produkten wurde das Weizenmehl gegen Dinkelmehl getauscht, zudem wird gern Urgetreide wie Emmer, Einkorn oder auch Waldstaudenroggen in im Brot, Brötchen und sogar im Kuchensortiment verarbeitet. Gesunde und nachhaltige Backwaren finden das Interesse der Kunden.
Auch in Energie- und Umweltfragen geht man mit der Zeit. Die Bäckerei-Konditorei Baumgärtel hat sich im Juli 2020 für den Austausch ineffizienter Backofen- und Kühltechnik gegen energieeffiziente Anlagen mit Abwärmenutzung entschieden. Insgesamt können durch diese Maßnahme ca. 50,9 MWh/a bzw. ca. 25 Tonnen CO, -Äquivalente pro Jahr eingespart werden. Eine weitere Einsparung von 16,2 MWh/a bzw. ca. 8,7 Tonnen CO₂-Äquivalenten pro Jahr wurde im November 2022 durch den Tausch veralteter Kälte- und Tiefkühltechnik erzielt.
Das sind nur einige Punkte des laufenden Modernisierungsprogrammes. In jedem Fall schaffen sie die Voraussetzungen dafür, dass das Baumgärtel-Team auch das 90. Firmenjubiläum im kommenden Jahr mit Zukunftsgewissheit angehen kann.
Bernd Röseler