Brandgefährlicher Garagenkomplex kommt weg

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Brandgefährlicher Garagenkomplex kommt weg

Einst heiß begehrt, heute nur noch Müllplatz: Der Garagenkomplex entlang der Rathenower Landstraße, gelegen zwischen Kleingartenverein und dem autodominierten Gewerbegebiet. Foto: Th. Messerschmidt

27.06.2022

Es war der 11. April 2022, als die Brandenburger Polizei und Feuerwehr mal wieder ,,schwarze Rauchschwaden über dem leerstehenden Garagenkomplex" an der Rathenower Landstraße vermeldeten. In der Polizeimeldung hieß es dazu: ,,Vor Ort stellten die eingesetzten Polizisten fest, dass unbekannte Täter in einer offenstehenden Garage Müll in Brand gesetzt hatten. Eine Strafanzeige wegen Brandstiftung wurde aufgenommen." Die vierte in den letzten fünf Jahren.

Dass der gefährliche Schandfleck verschwindet, daran arbeitet die wobra Wohnungsbaugesellschaft Brandenburg an der Havel mbH, die die Verwaltung des Komplexes 2017 von Nickel-Immobilien übernommen hat. Simone Stresow, die bei der wobra das Technische Gebäudemanagement verantwortet, weiß um die Sorgen und Schwierigkeiten der Garagen-Stadt, die einst so viele Menschen mit Stolz erfüllte. Stolz darüber, ein Auto zu besitzen und es nun auch noch gut unterstellen zu können. Dafür wurden sogar erhebliche Fußwege in Kauf genommen, denn entstanden waren die 363 Garagen Anfang der 1980er Jahre - vermutlich auf einem alten Deponiegelände - überwiegend für die Offizierswohnungen in der Sophienstraße. Nach der Wende, als man das Heiligtum Auto zum alltäglich verfügbaren Gebrauchsgegenstand entzauberte, verlor sich das Interesse an den Eigentums-, Pacht- und Mietgaragen, in denen immer mehr Müll landete, oft gefährliche Baustoffe. Andere blieben leer, die Nutzer waren ,,verschollen". Einige Pächter konnte die wobra ausfindig machen und anschreiben. Simone Stresow weiß: „Es ist keine Garage mehr vermietet oder bewirtschaftet, die letzten wurden zum November 2021 gekündigt." Der Rückbau hatte indes schon 2020 begonnen. Zuerst fiel der straßenbegleitende Riegel mit 51 Garagen, um den Blick auf die Querriegel freizubekommen. Die illegale Müllentsorgung ließ schlagartig nach. 2022 konnten zwei Reihen mit je 40 Ga-ragen abgerissen werden. Wieder ein teures Unterfangen: Die insgesamt nun 131 niedergestreckten Garagen kosteten die Stadt 250.000 Euro. ,,Der Abriss gestaltet sich schwierig und ist teuer, weil es sich um viele unterschiedliche Bau- und Schadstoffe handelt, die einzeln entsorgt werden müssen und auf verschiedenen Deponien landen", schildert Simone Stresow. Auch sechs ausgeschlachtete Autos seien dabei gewesen. Anhand der Fahrgestellnummern habe man zwar die Eigentümer ermitteln können, die aber alle beteuerten, ihren Wagen verkauft zu haben. Die Gemeinschaft zahlt und sie würde weiter zahlen: Das Budget ließe zu, im laufenden Jahr 80 weitere Garagen zu pulverisieren, ,,wir finden aber derzeit kein Planungsbüro, das Voraussetzung für die Ausschreibung der eigentlichen Rückbauleistung ist. Abrissfirmen sind auch rar. Und die Gefahrstoffverordnung macht es nicht leichter, weswegen wir einen Baustoff sogar bis nach Lübeck fahren mussten", so Stresow. Der Plan aber bleibt, „und der ist mit dem GLM, Zentrales Gebäude- und Liegenschaftsmanagement, besprochen, 2023 die Fläche zu bereinigen."

Was mit den 28.867 qm dann geschieht? Die Stadt hat sie als Ausgleichsund Trockenrasenfläche vorgesehen. (tms)

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