Eine Konstante am Ortseingang von Brodowin

30 Jahre Maschinen - Fahrzeug - Stahlbau GmbH

Eine Konstante am Ortseingang von Brodowin

Seit drei Jahrzehnten ist Wolfgang Winkelmann mit dem Geschäftsmodell Reparatur von Kfz und Landmaschinen sowie Metallbau erfolgreich

Auch nach 30 Jahren mit Freude an der Arbeit: Inhaber und Geschäftsführer Wolfgang Winkelmann (Mitte) mit seinen heutigen Mitstreitern Andy Teichert (links) und Sven Michalek (rechts). Ebenfalls im Team ist Burkhard Kroll. Fotos (3): Heike Wähner

09.07.2021

Brodowin. Die Anfänge der Brodowiner Maschinen-, Fahrzeug- und Stahlbau GmbH liegen vor 30 Jahren und somit wie in einer anderen Zeit. Es waren Umbruchs- und Aufbruchsjahre gleichermaßen. Es war die Zeit nach der politischen Wende, 1991, wo auch in Brodowin vieles neu gedacht werden musste. Seinerzeit war Wolfgang Winkelmann einer der vier Gründer der Maschinen-, Fahrzeug- und Stahlbau GmbH. Zuvor hatte er als Abteilungsleiter in der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft des Ortes gearbeitet, die 1991 von einem Investor aus Berlin übernommen wurde. Unsichere Zeiten waren das, geprägt von der Gewissheit, das nichts bleiben wird, wie es gewesen ist. Und so wurde das Trockenwerk der Landwirtschaft, jene Halle, der Wolfgang Winkelmann vorstand und in der bis zum Ende der DDR Lupine, Getreide und Gras für die Tierfutterproduktion getrocknet wurden, nicht mehr gebraucht. „Auch Schlosser wurden nicht mehr gebraucht“, sagt der ehemalige Abteilungsleiter rückblickend über die Brodowiner Wendejahre in der Landwirtschaft.

Aufbruchsstimmung und Betriebsgründung

Vier Mann aus der ehemaligen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft hatten sich entschlossen, die GmbH zu gründen. Mit Datum 1. Juli 1991 war dieses Vorhaben offiziell besiegelt und Wolfgang Winkelmann, Friedhelm Kopp, Gerhard Gerner (alle aus Brodowin) sowie Peter Grünegel (aus Serwest) waren fortan selbständige Unternehmer. Eingezogen ist die neu gegründete Firma in einen Teil des ehemaligen Trockenwerks am Ortseingang von Brodowin, wo die Werkstatt noch immer zu finden ist. Nur: bis auf Wolfgang Winkelmann, der damals der Jüngste in der Runde der Gründerväter war, genießen seine ehemaligen Mitstreiter mittlerweile den Ruhestand. 

Kein Überleben nur von der Trecker-Reparatur

Wir konnten als Firma nach der Wende bestehen, weil wir ein weites Feld von Dienstleistungen angeboten haben“, blickt Wolfgang Winkelmann auf die Anfänge von drei Jahrzehnten Selbständigkeit zurück. Neben der Reparatur von Landmaschinen spezialisierte man sich auf Kfz und Metallbau. „In den Neunzigerjahren kamen die Leute einfach zu uns in die Werkstatt“, schildert er die Situation. „Und mit der Zeit kamen noch mehr Kunden“, fügt er hinzu. Für den Zoo in Eberswalde habe man beispielsweise Volieren gebaut. Für das Britzer Rathaus das Geländer gefertigt, welches wegen seiner Verglasung eine besondere Herausforderung gewesen ist.

Bis heute teilt sich die Arbeit der einzelnen Firmenzweige zu gleichen Teilen auf: ein Drittel Kfz-Werkstatt, ein Drittel Landmaschinen-Werkstatt und ein Drittel Metallbau. Und während in der Kfz-Werkstatt ohne Laptop und Auslesegerät „fast nichts mehr geht“, wie Wolfgang Winkelmann sagt, arbeitet man an den Landmaschinen wie vor dreißig Jahren. Aktuell erhält ein MTS-5, ein Traktor, der in den späten Fünfzigerjahren im Minsker Traktorenwerk (Minski Traktorny Sawod) produziert wurde, in der Brodowiner Werkstatt einen Austauschmotor, sodass er für seinen Besitzer weiterhin im Einsatz sein kann. Die hochmoderne Landwirtschaftstechnik allerdings könne man nicht mehr instandsetzen. „Da ist mehr Elektronik drin als in einem Pkw“, räumt der Werkstattleiter ein und überlässt dieses Spezialgebiet anderen. Auf die Traktorenparade zum diesjährigen „kleinen“ Brodowiner Dorffest, das voraussichtlich am 4. September stattfinden wird, freut er sich allerdings. Denn einige der Trecker kennt er quasi von innen.

Werkstatt sucht Nachwuchs

Über die dreißig Jahre hinweg ist die Maschinen-, Fahrzeug- und Stahlbau GmbH in Brodowin eine Konstante geblieben. Wenngleich sich die Zeiten geändert haben. Die „Bude“ hätten ihn die jungen Leute früher „eingerannt“, weil sie eine Ausbildung oder ein Praktikum machen wollten, blickt Wolfgang Winkelmann zurück. Heute sei das anders. Wer die Schule verlässt, strebe gern eine Ausbildung in der öffentlichen Verwaltung an. Keine Kehrtwende in Sicht? Zumindest sind die derzeit 14- und 15-Jährigen wieder mehr am Handwerk interessiert, stellt der Geschäftsführer fest. Er selbst bereut nicht, dass er sich 1991, als die Frage im Raum stand, ob er hauptamtlicher Bürgermeister oder Werkstattchef sein will, fürs Handwerk entschieden hat. Mit 62 Jahren sagt er: „Ich höre nicht gleich auf.“ Einen Nachfolger sucht er trotzdem. (wäh)

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