Liebe Fürstenwalderinnen, liebe Fürstenwalder,
nichts scheint einfacher zu werden. Wir leben in einer Zeit, in der es immer schwieriger wird, sich über das zu verständigen, was zählt. Es scheint oft wichtiger zu sein, wer etwas sagt, als was gesagt wird. Viel zu oft höre ich die Frage: „Von wem kommt der Vorschlag?“, anstatt „Was bringt der Vorschlag, was steckt dahinter?“. Dies ist ein grundlegendes Problem, das nicht nur unsere Stadt, sondern auch unsere Politik auf Landes- und Bundesebene betrifft.
Ich mache mir große Sorgen darüber, wohin wir uns als Gesellschaft entwickeln, wenn die politischen Streitigkeiten die Sache in den Hintergrund drängen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Parteigrenzen oder persönliche Befindlichkeiten zu einem immer größeren Riss in unserer Gemeinschaft führen. Es ist erschreckend zu sehen, wie in vielen Bereichen der Gesellschaft und auch in der Politik eine Kultur des Blockierens und Abwehrens gepflegt wird, nur weil jemand etwas vorschlägt, das nicht aus dem eigenen Lager kommt.
Ich habe große Probleme damit nachzuvollziehen, wie es helfen soll, bewusst eine Schwarz-gegen-Weiß-Situation zu schaffen und zu befördern und das von Menschen, die das weder nötig haben, noch dafür stehen. Ich hoffe, dass bei kommenden Wahlen nicht wiederholt wird, was bei der Landtagswahl aus meiner Sicht einen traurigen Höhepunkt hatte. Gut gegen Böse zu inszenieren. Dieses ausgrenzende Denken hilft niemandem, insbesondere nicht unserer Demokratie.
Akzeptieren wir doch eins: Menschen sind vielschichtig und komplex. Wir können nicht immer zu 100 Prozent einer Meinung sein. Ich finde es sogar spannend, die eigene Komfortzone zu verlassen und den Dialog mit denen zu suchen, mit denen wir uns nicht immer einig sind. Vielleicht lernen wir etwas, das wir nicht erwartet hätten. Eine andere Meinung macht noch keinen Gegner. Sie zeigt uns, dass wir nicht in einer blinden Echokammer leben, sondern in einer lebendigen, sich entwickelnden Gemeinschaft. Und das ist der wahre Wert eines Dialogs.
Vor sechs Jahren hatte Fürstenwalde 100 Millionen Euro Schulden, heute sind es „nur“ noch 25 Millionen. Das gibt uns jetzt die Freiheit, in die Zukunft zu investieren, hilft uns aber nicht, wenn wir es nicht schaffen, es gemeinsam als Fürstenwalderinnen und Fürstenwalder anzugehen. Wir wollen für alle weiterkommen. Dafür brauchen wir Zeit, Vertrauen und die Bereitschaft, uns gegenseitig zuzuhören, keine Mauern. Schließlich heißt es „Geben ist seliger, denn Nehmen.“
Gerade zur Weihnachtszeit, wenn wir uns auf das Wesentliche besinnen, möchte ich uns alle dazu ermutigen, dem Zuhören einen anderen Stellenwert zu geben, mit Aufmerksamkeit, Interesse, Respekt. Nur so können wir echte, nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen finden, die vor uns liegen.
Ich wünsche Ihnen allen ein besinnliches, friedliches Weihnachtsfest und ein Jahr voller Stabilität und gemeinsamer Erfolge.
Ihr Bürgermeister Matthias Rudolph