In Lauscha wird Weihnachten gefeiert. Die Lichter am Tannenbaum brennen, glänzende Kugeln hängen über hübsch drapierten Geschenken. Für die Adventszeit ein vertrauter Anblick. Aber hier, im Thüringer Wald, wird nicht nur im Dezember an Weihnachten gedacht, sondern auch an Ostern, zum Sommeranfang und beim Erntedankfest.
Schon im Januar wird mit der Planung für das nächste Weihnachtsfest begonnen.
Christbaumkugel aus der Not erfunden
Bereits um 1755 wurden am Rennsteig im südlichen Thüringer Wald hohle Glasperlen produziert, die als Schmuck oder Spielzeug dienten. Ab 1820, nach der Einführung des Blasebalgs, gelang es Handwerkern, größere Teile zu blasen.
Einer Legende nach war es einige Zeit später ein armer Glasbläser, der die Christbaumkugel erfand: Weil er kein Geld für teure Nüsse und Äpfel hatte, dekorierte er seinen Weihnachtsbaum aus der Notheraus mit selbstgeblasenen Kugeln und anderem Glasschmuck. „Hier wurde die Weihnachtskugel erfunden“, sagt Gerhard Greiner-Bär. Er forscht zur Geschichte dieser Tradition und trug dazu bei, dass die Handwerkskunst aus Lauscha seit März 2021 zum Immateriellen Kulturerbe gehört. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden hier Kugeln geblasen, anderer Christbaumschmuck wie Vögel, Baumspitzen, Glocken, gläsernes Obst oder Tropfen kamen dazu.
1880 war ein entscheidendes Jahr: Der amerikanische Handelskonzern Woolworth stieg in das Weihnachtsschmuckgeschäft ein und lieferte riesige Mengen filigraner Werke von Thüringen nach Übersee. Später, zu DDR-Zeiten, produzierten 1300 Mitarbeiter für den VEB Thüringer Glasschmuck, Baumschmuck fürs In- und Ausland.
Vielfalt aus den Familienbetrieben
Bis heute wird der Lauschaer Christbaumschmuck von familiengeführten Handwerksbetrieben in der Region zwischen Masserberg und Sonneberg weiter produziert, auch wenn der Konkurrenzkampf gegen Billigmassenware aus China und anderen Teilen der Welt dem Handwerk zugesetzt hat. „Heute gibt es noch rund 15 bis 20 Familienbetriebe, die Baumschmuck blasen“, schätzt Greiner-Bär. „Und jeder braucht seine eigene Nische, um mithalten zu können.“
Neben den klassischen Kugeln gibt es einige Besonderheiten und insgesamt mehr als 3000 verschiedene Artikel im Sortiment. Darunter auch die beliebten fantasievollen Tierfiguren.
Und auch Kugel ist nicht gleich Kugel. Manche werden mit einer Vertiefung versehen, die mit einem Keramikstempel ins heiße Glas gedrückt wird. Andere bekommen im weiteren Verarbeitungsprozess das gewisse Extra. Vor den Türen der Glasbläserwerkstätten steht das ganze Jahr über ein bunt geschmückter Weihnachtsbaum. Doch die meisten Gäste kommen in der Adventszeit, wenn nicht nur die Region um Lauscha, sondern ganz Deutschland dem Weihnachtsfest entgegenfiebert. pm/cr
Tipp für einen Besuch vor Ort
Museum für Glaskunst: Straße des Friedens 46, Lauscha, Tel. 036702 20724 (www.glasmuseum-lauscha.de).
Informationen: Regionalverbund Thüringer Wald e.V., Bahnhofstr. 4-8,98527 Suhl (Tel: 03681353050, E-Mail: info@thueringer-wald.com, www.thueringer-wald.com).