Brennende Reifenstapel auf dem Gelände eines Entsorgungsunternehmens in Oranienburg auf einer Fläche von mehr als 1 000 Quadratmetern. Die Rauchsäule war kilometerweit sichtbar. Katastrophen-WarnApps sowie Lautsprecherdurchsagen warnten wegen der Rauchentwicklung die Bevölkerung. Zu diesem Großalarm Ende März rückten unter anderem die Kameraden des Löschzuges Sachsenhausen mit aus. Bis zu 30 Meter hoch schlugen die Flammen aus den Stapeln. Diese lagen laut Einsatzleitung 60 bis 100 Meter weit auseinander, brannten aber alle gleichzeitig. Über die Dachmonitore der Einsatzfahrzeuge bekämpften die Kräfte die Flammen von allen Seiten. Anschließend zogen Radlader das Brandgut auseinander, um es besser ablöschen zu können.

Vor Ort waren in Spitze 168 Kräfte mit 20 Einsatzfahrzeugen. Neben den hauptamtlichen Kräften aus Oranienburg waren dies die Ortswehren Sachsenhausen, Zehlendorf sowie die Einheit Ost, dazu die FF Birkenwerder, die FF Mühlenbecker Land mit der Ortswehr Schönfließ sowie die FF Liebenwalde, außerdem Polizei und Deutsches Rotes Kreuz. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen des Verdachts der vorsätzlichen Brandstiftung. Der Sachschaden beträgt rund 150 000 Euro.
Zudem gab es in den zurückliegenden zahlreiche Monaten Waldbrände auch größeren Ausmaßes. Erst vor wenigen Tagen sowie mehrmals im Mai mussten die Sachsenhausener bei Nassenheide mit löschen. Polizei und Feuerwehr vermuten in mehreren Fällen Brandstiftung. ,,Zu 90 Prozent sind es Bodenfeuer. Im Nassenheider Forst wurde sogar Brandbeschleuniger gefunden. Viele Feuer werden allerdings fahrlässig verursacht", sagt Sachsenhausens stellvertretender Löschzugführer Michael Lohmeyer. Er und seine Männer rücken nicht nur zu Brandlöschungen, Sturmschädensbeseitigung und Unfallhilfen aus. Sie bereichern zudem das Gemeinschaftsleben in Oranienburgs zweitgrößtem Ortsteil Sachsenhausens. So helfen sie bei der Organisation des Weihnachtsmarktes und anderer Feste. Einige veranstalten die 28 Aktiven und die Ehrenmitglieder selbst: Knutfest, Osterfeuer oder Martinsumzug. ,,Die Feuerwehr gehört zur Dorfgemeinschaft unserer rund 3 000 Einwohner und sichert unsere gute Infrastruktur und den Zusammenhalt im Ort, genau wie Schule, Kindergarten, Ärzte, Apotheke, Kirche und unsere zahlreichen Vereine", sagt Ortsvorsteher Burkhard Wilde.
Die Zusammenarbeit mit dem Ortsbeirat und mit der Stadtverwaltung sei gut, bestätigt Michael Lohmeyer.
Jedoch vermissen die ehrenamtlichen Kräfte zunehmend eine Würdigung ihres Dienstes für die Gemeinschaft. Die Vollkasko-Mentalität vieler Menschen führe zu für die Feuerwehrkameraden befremdlichem Anspruchsdenken und fehlendem Verständnis für Einschränkungen bei Einsätzen. Einsatzleute seien sogar Beschimpfungen und Drohungen ausgesetzt. Das sei nicht nur ärgerlich, sondern demotivierend.
Unterstützung hingegen erhalten die Feuerwehrleute Sachsenhausen durch den Förderverein des Ortes. Dieser zählt aktuell 30 Mitglieder, darunter selbstverständlich die Feuerwehrkameraden.
,,Um die Feuerwehr bei ihren Aufgaben nicht zuletzt auch finanziell zu unterstützen, bedarf es unserer aller Hilfe. So konnte der Förderverein in der Vergangenheit dazu beitragen, die Jugendfeuerwehr auszustatten oder zusammen mit dem Löschzug bei Veranstaltungen mitzuwirken", erklärt Kassenwartin Aileen Homburg. Sie war selbst im aktiven Dienst und in der Kinderfeuerwehr aktiv.
Zurzeit ruht ihre Einsatztätigkeit jedoch beruflich und familiär bedingt. ,,Bei der Feuerwehr mitzuwirken, das ist eine Lebenseinstellung. Der Eintritt ist freiwillig. Doch damit geht man eine Verpflichtung ein“, sagt sie. Wer den Förderverein unterstützen möchte, besucht einfach das Depot in der Granseer Straße 27, Telefon: (03301) 32 70
Faktencheck
In den 1920er Jahren und über einige Jahrzehnte hinweg war es üblich, dass Männer eines Ortes, die zwischen 18 und 60 Jahren alt waren, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr sein mussten. Gab es einen nachvollziehbaren Grund dafür, dass sie diese Mitgliedschaft nicht erfüllen konnten oder aber nicht erfüllen wollten, so hatten sie eine Art Ablass an die Gemeinde zu zahlen. So war stets eine einsatzfähige Ortswehr gewährleistet. Heute ist der Eintritt in die Freiwillige Feuerwehr keine Pflicht. Wer jedoch Mitglied wird, übernimmt Verpflichtungen und Verantwortung. Erst, wer das 17-Lebensjahr vollendet hat, darf mit zu Einsätzen wie Bränden und Unfällen ausrücken.