Was die Technik betrifft, ist das Rathaus jetzt auf dem neuesten Stand - welche Herausforderungen gab es im Zusammenhang mit dem denkmalgeschützten Gebäude?
Fleckenstein: Moderne Technik in ein so altes Haus einzubringen, ist nicht einfach. Beispielsweise verfügt jeder Arbeitsplatz über drei bis vier Datenanschlüsse, für jeden Datenanschluss gibt es ein Kabel. Da kommt einiges zusammen. Die Installationsführung in den Büros erfolgt über die Decken oberhalb der Akustikbekleidung. Hier können später bei Bedarf Kabel nachgezogen werden. Von der Decke werden die Kabel in Kabelrohren in Medienmöbel und von dort aus in die Schreibtische geführt. Ein geordnetes Kabelmanagement war uns wichtig.
Wir haben in der Pandemie moderne Konferenztechniken und Formate kennengelernt. Heute ist es üblich, Sitzungen in hybrider Form durchzuführen, also vor Ort in Präsenz und per Video Personen zuzuschalten. Dies ist jetzt im Rathaus in allen Sitzungssälen möglich. Auch diese Technik wurde in das Gebäude integriert. Eine Herausforderung war das Thema Brandschutz, beispielsweise der Einbau von Brandschutztüren, die früher in diesem Ausmaß nicht erforderlich waren, heute aber gesetzlich vorgeschrieben sind.
Welche Veränderungen gab es bei den Fenstern im Stadtverordneten- und Heilbronnsaal?
Fleckenstein: In den beiden Sälen ist die Situation unterschiedlich: Im Stadtverordnetensaal gab es eine Bleiverglasung mit pastellfarbenen Glasscheiben.
Diese konnten wir aus energetischen und bauphysikalischen Gründen bei der Sanierung nicht erhalten. Hier haben wir uns mit der Denkmalpflege dahingehend verständigt, dass neue gestaltete Fenster eingebaut werden. Das neue Muster auf den Verglasungen bezieht sich auf den sogenannten Dreipass, ein gotisches Ornament, das von uns in eine grafische Struktur transformiert wurde. Im Heilbronnsaal wurde die Glaskunst von Sabine Rachold aus den 1970er Jahren durch einen Glaskünstler restauriert. Die Kastenfenster konnten erhalten werden. Wir finden, die Kunst gibt dem Heilbronnsaal eine besondere Atmosphäre und sie ist ein wichtiges Zeitzeugnis der 1970er Jahre.
Beim Betreten des Heilbronnsaals ist Vorsicht geboten. Wird die Stufe noch gekennzeichnet?
Fleckenstein: Die Markierung der Stufe wird nachgearbeitet. Die barrierefreie Erschließung für Rollstuhlfahrer erfolgt über eine Rampe neben dem Schrankelement.
Wie schwer war es, die Barrierefreiheit im Gebäude umzusetzen?
Fleckenstein: Das war tatsächlich eine Herausforderung. Die Herstellung der Barrierefreiheit war eine der wesentlichen Anforderungen im Architekten-Wettbewerb.
In den Geschossebenen gibt es mehrere Höhensprünge zwischen den Gebäudeflügeln. Um die barrierefreie Erschließung zu sichern, haben wir die Lage des Aufzugs verändert, sodass mit diesen unterschiedlichen Niveaus angefahren werden können (Durchlader). Im repräsentativen 2. Obergeschoss wurde eine Galerie mit integrierten barrierefreien Rampen realisiert. Damit werden in diesem Geschoss alle Niveaus des Kernbaus und des Anbaus von 1913 barrierefrei miteinander verbunden. Gleichzeitig ist diese Galerie wichtiges räumliches Element des Atriums.
Welche Veränderungen gab es außerdem in puncto Barrierefreiheit?
Fleckenstein: Im Erdgeschoss ermöglicht eine Rampe hinter der Infotheke im Foyer die barrierefreie Erschließung des Museums. Zudem ist das Rathaus mit einem barrierefreien Leitsystem für seheingeschränkte Personen ausgestattet. Jedes Geschoss hat eine barrierefreie Toilette.
In den wesentlichen Bereichen, wie Heilbronnsaal und Stadtverordnetensaal, Hörschleifen sind für höreingeschränkte Personen eingebaut.
Was war besonders schwer im Bereich Denkmalschutz einzuhalten bzw. umzusetzen?
Fleckenstein: Wie schon dargelegt, sind der Brandschutz und die Integration der technischen Gebäudeausrüstung - insbesondere der Lüftungsanlagen mit ihren großen Querschnitten - in historischen Gebäuden immer eine besondere Herausforderung. Auch die bauphysikalischen Erfordernisse im Rahmen der energetischen Sanierung stellen große Anforderungen an die Planung. Beim Rathaus war auch der Umgang mit den historischen Funden und deren Einbindung in das Gestaltungskonzept eine besondere Aufgabe.
Wie schwer oder leicht fällt Ihnen jetzt der „Abschied“ vom Rathaus?
Fleckenstein: Es ist für unser Büro ein großes Projekt, das uns vom Wettbewerb 2015 bis zum Sommer 2024, also insgesamt neun Jahre begleitet hat. Noch sind wir in der herausfordernden Endphase. Es erfolgen noch Abnahmen und Mängelbeseitigung. Der Weg von Berlin nach Frankfurt ist für mich zur Routine geworden. Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Auf der einen Seite freue ich mich, dass wir das Haus jetzt den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Frankfurt übergeben können. Auf der anderen Seite werden uns die regelmäßigen Ausflüge in die Stadt Frankfurt (Oder) fehlen.
Haben Sie schon ein neues Projekt in Aussicht?
Fleckenstein: Noch beschäftigen wir uns intensiv mit dem Rathaus. Aber in unserem Büro zeichnen sich neue Aufgaben ab.
Wird es Ihrerseits noch Führungen für interessierte Bürger durch das Rathaus geben?
Fleckenstein: Die Stadt plant im Rahmen des Stadtfestes ,Bunter Hering' Führungen anzubieten, die wir unterstützen werden. Der genaue Ablauf ist noch in Planung.