Etwas grüner

Umwelt & Recycling

Etwas grüner

Computer aus Recycling-Alu und CO2-Kompensation

Recycling-Aluminium oder neues Kunstleder aus alten Flaschen - manch ein Computerhersteller setzt auf wiederverwertbare Materialien. Foto: Daniel Karmann/dpa/dpa-mag

23.03.2022

Beim Anblick von Lenovos neuer Thinkpads 213 und 216 sprießen nicht unbedingt Bäume oder der pazifische Müllstrudel verschwindet. Aber die im Rahmen der Technikmesse CES vorgestellten Business-Notebooks bestehen immerhin zu einem Teil aus wiederverwerteten Materialien.

Auch der Hersteller selbst verkauft die Notebooks nicht als grün. Man nennt das recycelte Aluminium oder das recycelte schwarze Kunstleder zutreffend „nachhaltigere Materialien". Im Netzteil sind laut Hersteller 90 Prozent Bestandteile aus „Post-Consumer Content" hergestellt. Soll heißen: Da stecken zum Beispiel recycelte PET-Flaschen aus dem Müll drin, Metalle aus dem Elektroschrott oder andere in neue Form gebrachte Werkstoffe. Die Verpackung der Thinkpads besteht aus kompostierbarem Bambus und Zuckerrohr. Neben Lenovo zeigt auch Asus im Rahmen der CES neue Notebooks mit Verpackungen, die sich entweder leicht recyceln lassen oder aus wiederverwerteten Materialien bestehen. Oder die Packung hat einen Zweitnutzen: Bei der Space Edition des Asus ZenBook 14X OLED wird die Packung zum geneigten Notebookständer für komfortableres Arbeiten.

Lenovo und Asus sind nicht die einzigen Hersteller, die in Sachen Materialeinsatz einen nachhaltigeren Weg gehen. Auch Apple setzt in der Produktion teils auf recycelte Metalle und andere Werkstoffe. Auch Samsung arbeitet seit einigen Jahren mit Verpackungen, die sich entweder leicht recyceln oder auch teils wiederverwenden lassen. Bei neuen Smartphones legen die Koreaner, wie auch Apple, kein Netzteil mehr bei - durch die kleineren Verpackungen werden Materialien eingespart.

Für die Konsumenten ist das Thema wichtig

Wie weit und wie schnell nachhaltigere Produktion in der Branche Fuß fassen wird, lässt sich laut Lewis Ward vom Marktanalysten IDC bislang schlecht objektiv messen. "Der Klimawandel ist ein externes Problem und wenige Unternehmen verstehen bislang die positiven Langzeiteffekte einer nachhaltigeren Produktion“, sagt er. Er erwartet Veränderungen eher durch politische Anreize. Für die Käuferinnen und Käufer ist Nachhaltigkeit bereits ein Thema. Das zeigt der Nachhaltigkeitsreport 2021 der Unternehmensberatung Simon Kuchner. Rund vier von fünf Befragten halten Nachhaltigkeit für wichtig und würden gern nachhaltiger leben. Immerhin für jeden Zweiten (50 Prozent) ist die Nachhaltigkeit ein wichtiges Kaufkriterum - aber eben auch nicht das einzige.

Die Marktforscher der GfK sehen die Nachhaltigkeit als Konsumenten-Trend für 2022. Zwei Drittel (69 Prozent) der befragten Teilnehmer des Consumer Panel Deutschland fordern etwa von Unternehmen möglichst umweltbewusstes Verhalten. Zum Beispiel durch den Einsatz umweltfreundlicher Materialien. „Die schmutzige Wahrheit“, so sagt IDC-Analyst Lewis Ward, sei aber auch, dass eine grünere“ Produktion zu einem höheren Preis führe. Nicht umsonst sind etwa Lenovos Notebooks mit Recycling-Aluminium aber auch Samsungs in Ökopappe verpackte Fernseher oder die Smartphones ohne Netzteil eher nicht im Niedrigpreissegment angesiedelt. Zum Aufpreis für die Nachhaltigkeit sind laut Simon-Kucher-Report erst rund ein Drittel der Befragten (34 Prozent) bereit.

Option: CO2-Ausstoß des Computers kompensieren

Bei Lenovo ist das zum Teil bald möglich. Wer den CO2-Fußabdruck seines Notebooks kompensieren möchte, kann dies bei den neuen Yoga- und Legion-Modellen tun. Wählt man beim Kauf über den Onlineshop den optionalen CO2 Offset, wird eine Zusatzgebühr erhoben. Sie errechnet sich laut Lenovo aus den typischen CO2-Emissionen der durchschnittlichen Gerätelaufzeit. Das Geld fließt in mehrere Climate-Action-Projekte der Vereinten Nationen.

Neben solchen Herstellerinitiativen haben Käuferinnen und Käufer elektronischer Geräte auch immer die Möglichkeit zum freiwilligen Ausgleich von Emissionen. Das Umweltbundesamt hat hierfür einen kostenlosen Ratgeber veröffentlicht. Er erklärt auch, wie man seriöse Anbieter und sinnvolle Projekte zur Unterstützung findet. (dpa)


Obsttüten ersetzen: Warum der Papierbeutel nicht besser ist

Plastiktüten gibt es in vielen Geschäften schon gar nicht mehr. Das Anbieten der Modelle mit einer Wandstärke von 15 bis 50 Mikrometern ist mit Jahresbeginn 2022 auch verboten. Weiterhin angeboten werden noch die Kunststoff-Tüten für unverpacktes Obst und Gemüse an der Supermarkt-Theke.

Wer auf Alternativen setzen möchte, wird allerdings überrascht sein: Einweg-Papiertüten haben eine schlechtere Öko-Bilanz als Einweg-Plastikbeutel, da das Papier ein achtmal höheres Gewicht habe, erläutert der Naturschutzbund Deutschland (Nabu).

Tipp: Obst- und Gemüsenetze aus Mehrweg-Polyester

Im Vergleich der Alternativen stehen in einem Ranking Obst- und Gemüsenetze aus Mehrweg-Polyester an erster Stelle - basierend auf einer Untersuchung des ifeu-Instituts im Auftrag des Nabu. Bei der Analyse wurde angenommen, dass das Netz mindestens 50 mal verwendet werden wird. Ökologisch am besten sind die Varianten mit recyceltem Polyester, so der Tipp des Nabu. Aber auch frisches Polyester übertrumpfe die weiteren Möglichkeiten.

Netze aus Baumwolle landen bei einer angenommenen Nutzung von mindestens 100 Mal auf Platz zwei. Allerdings sollte man darauf achten, dass es Bio-Baumwolle ist, da die Produktion der Pflanzen sonst unter anderem wegen ihres hohen Wasserverbrauchs sehr umweltschädlich ist. Die Einwegplastik-Beutel landen in diesem Vergleich auf Platz drei, die Papiertüten auf Platz vier. (dpa)

Mit alten Handys anderen Gutes tun

Smartphones enthalten nind dreißig verschiedene Metalle, darunter auch Seltenerdmetalle. Rohstoffe, die weltweit immer knapper werden. Alte Geräte können daher als Spende anderen nutzen, heißt es in der Zeitschrift „Finanztest" (Ausgabe 2/2022).

So nehmen verschiedene Organisationen alte Smartphones, Tablets, Handys, Netzteile und anderes Zubehör entgegen. Aufbereitet oder fachgerecht recycelt finanziert es deren Arbeit mit. Dazu gehören zum Beispiel der Naturschutzbund Nabu, die Deutsche Umwelthilfe, die Umweltorganisation Pro Wildlife und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern.

Oft gibt es Sammelboxen, die Geräte können aber auch kostenfrei eingeschickt werden. Wichtig: Vor der Spende die Sim- und Speicherkarten entnehmen, die persönlichen Daten löschen und das Gerät auf Werkseinstellungen zurücksetzen. (dpa) Foto: Karolin Krämer/dpa-mag