275 Jahre Juwelier Elling

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275 Jahre Juwelier Elling

Jubiläum: Das Eberswalder Unternehmen blickt auf die längste Familientradition von Goldschmieden in Deutschland zurück. 

Andreas Elling bei der Goldschmiedearbeit. Dieses Foto seiner Hände gehörte zur Ausstellung „Industrie und altes Handwerk“ und wurde vor zwei Jahren im Museum Eberswalde gezeigt. Foto: Hans-Jürgen Siebert

01.10.2024

Vor dem Geschäft „Juwelier Elling“ im AltstadtCarrée dokumentiert ein Aufsteller aktuell das Jubiläum 275 Jahre.

In 7. Generation formt und gestaltet Familie Elling schon in Eberswalde edles Metall. Auf dem Plakat die Hände von Andreas Elling. Er arbeitet an einem Schmuckstück, das vom Eberswalder Goldschatz inspiriert ist. Er tut dies auf althergebrachte Art und Weise: Er treibt das Metall. Das heißt, es wird durch Schläge mit Hammer und Punzen plastisch verformt. Die Ellings fertigen Schmuckstücke mit den Ornamenten der Goldschalen des bronzezeitlichen Eberswalder Goldschatzes aus dem Originalfund von 1913. Aus Silber, Silber vergoldet und Gold 750. Kein Stück gleicht dem anderen.

Anke und Andreas Elling (Bildmitte) mit ihrem Team vor dem Traditionsgeschäft im AltstadtCarrée Foto: privat
Anke und Andreas Elling (Bildmitte) mit ihrem Team vor dem Traditionsgeschäft im AltstadtCarrée Foto: privat

„Es geht darum, die gute Tradition zu wahren, ohne den Anschluss an die neuen Herausforderungen zu verlieren“, da sind sich Anke und Andreas Elling einig. Beide haben an der Fachschule für angewandte Kunst in Heiligendamm studiert. Andreas Elling hat das Geschäft 1992 von seinem Vater übernommen und 2001 seiner Frau übergeben. „Wir würdigen die Arbeit der Generationen vor uns“, schreibt Anke Elling. Leicht hatte es keiner. Kriege, politische und ökonomische Umbrüche, Krankheiten u.a. hat es immer gegeben.

Der Vorfahr kam aus dem Kurland, hatte in Tilsit gelernt und auf der Wanderschaft, die für Handwerksgesellen üblich war, in Eberswalde die Witwe eines Meisters geheiratet. Ein Dokument aus dem Archiv belegt, dass er 1749 selbst Handwerksmeister wurde, die Rechte und Pflichten eines Bürgers der Stadt bekam und damit den Grundstein für das heutige Familienunternehmen legte.

Das Geschäft, das Gürtlermeister Johann Moritz Elling gründete, hat die Jahrhunderte überdauert. Da er schon als erster in der Reihe der Goldschmiede erstaunlich alt wurde, 87 Jahre – reichten sieben Generationen für 275 Jahre, so die Firmeninhaber.

Den größten Sprung habe der Betrieb unter Julius Elling, Andreas Ellings Urgroßvater, gemacht. Der habe das Geschäftshaus, damals am Markt, umgebaut. Es wurden zwei große Schaufenster geschaffen, der Handel hielt Einzug. Die Goldschmiede hieß nun „Juwelier Elling“, bekam jenen Namen, den das Unternehmen noch immer trägt.

"Seit 2000 sind Laden und Werkstatt im Eberswalder AltstadtCarrèe"

Das Gebäude lag nach dem Krieg in Schutt und Asche. Heute steht dort das Paul-Wunderlich-Haus. Oft wechselten Laden und Werkstatt nach 1945 den Standort. Mehrfach zog der Betrieb um, etwa in die Eisenbahnstraße 14, die Werkstatt war auf dem Hof vom heutigen Café Kleinschmidt.

Der Vater Werner Elling lief mit wehendem Kittel immer über die Straße hin und her. Ab 1972 zog der Betrieb in derselben Straße in die Nachbarschaft der damaligen Brauerei. „Viele kamen mit dem Zug in die Stadt“, so Andreas Elling, der dort später seine Goldschmiedelehre begann. Nur zweimal im Jahr war Auftragsannahme. Arbeit gab es mehr als genug für ein halbes Jahr.

Trauringe und anderer Schmuck wurden oft nach Goldabgabe gefertigt, so erinnert sich Andreas Elling.

Nach der Wende zog das Unternehmen in die Kreuzstraße. Seit 2000 sind Laden und Werkstatt im Eberswalder Altstadt Carrèe an der Steinstraße vereint.

„Wir blicken auf die längste Familientradition von Goldschmieden in Deutschland zurück“, so Andreas und Anke Elling. Die Vorfahren waren auch oft engagierte Bürger. Der Großvater von Andreas Elling leitete zum Beispiel das erste Rundfunkorchester. Sechs musizierende Eberswalder bildeten das erste deutsche Rundfunkorchester, das am 24. Januar 1923 vom „Sender Eberswalde“ ausgestrahlt wurde. Franz Elling spielte Geige. Die Ellings heute beteiligen sich aktiv in den Händlervereinen der Innenstadt. Hochwertiger Schmuck symbolisiert wertvolle Verbindungen, hat häufig einen emotionalen Wert I neben dem kostbaren Material. Er ist nachhaltig und erzählt Geschichten. Das sei die · Konstante, zum Wandel gehöre die Schnelligkeit der Anschaffung. So haben Ellings schon mal über Nacht Trauringe gefertigt, weil am nächsten Tag die Hochzeit anstand. Sabine Schulz