Ein Waldkauz-Weibchen, das sich, warum auch immer, in einem Zaun in Wriezen verfangen hat, war in bemitleidenswertem und vor allem kritischen Zustand. Das berichtet Dennis Müller aus Hohensaaten. Gemeinsam mit Eckard Peetz vom Wildgehege in Wriezen und Bernhard Franz aus Bad Freienwalde hat sich der Jäger, passionierte Vogelfreund und Falkner dem Schicksal des Wildtieres angenommen. Und ihm somit sehr sicher das Leben gerettet.
„Als wir es Ende Januar fanden, befand sich das Waldkauz-Weibchen in einem sehr schlechten Zustand“, berichtet Dennis Müller. Die Eule habe nicht mehr gefressen und hatte kein Gleichgewicht mehr. Beides ist überlebenswichtig für die rund 500 Gramm schweren nachtaktiven Vögel.
Nach einem Anruf durch den Chef des Wildgeheges nahm Dennis Müller den Vogel, der anscheinend viel zu lange kopfüber in dem Zaun hing, in dem er sich verfangen hatte, schließlich mit zu sich. Um ihn wieder aufzupäppeln. Damit hat der 31-jährige Familienvater bereits langjährige Erfahrung: Greifvögel oder Eulen, die aus dem Nest fallen, ein Anflugtrauma haben, weil sie gegen Fensterscheiben knallen, oder gebrochene Flügel. Oder durch Revierkämpfe verletzt werden. Nicht wenige verdanken ihm ihre Rettung.
„Wir hatten schon immer zu Hause Wellensittiche und Fasane“, erinnert sich der gebürtige Wriezener. Die Begegnung mit einem Turmfalken in einem Erlebnispark, den er als Kind mit seinen Eltern besuchte, habe ihn dann vollends zum Vogel-Fan werden lassen. Vor vier Jahren nun hat er den Jagdschein gemacht und ist seit drei Jahren im Besitz des Falknerscheins.
Sofort war für ihn klar, dass er dem in Wriezen gefundenen Tier helfen möchte. Mit der Pinzette und artgerechtem Futter hat er das Waldkauz-Weibchen wieder aufgepäppelt. „Aber zunächst hat das Tier wie tot dagelegen“, erinnert sich Müller an die ersten Stunden. Dann aber hat sich die Eule berappelt und es ging ihr von Tag zu Tag besser. „Irgendwann konnte sie dann in die Voliere und wir mit dem Flugtraining beginnen.“ Das lief so erfolgreich, dass Dennis Müller, Eckard Peetz und Bernhard Franz, der beim Aufpäppeln half, der Eule schließlich vor kurzem die Freiheit schenken konnten.
In den Silberbergen, genau dort, wo das Tier in Wriezen gefunden wurde, haben die Tierretter das Waldkauz-Weibchen wieder in die Natur entlassen. „Wir haben ihm eine zweite Chance gegeben, denn wenn es nur ein wenig später gefunden worden wäre, wäre es sicherlich verendet“, beschreibt der Falkner den Moment. „Das war ein sehr schönes Gefühl, denn das Tier ist gleich weit geflogen.“ Nach einer kurzen Rast auf einem Baum ging es für das Tier gleich tiefer in den Wald hinein.
nv