Ende des 18. Jahrhunderts fasste der Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi in der Formel „Lernen mit Kopf, Herz und Hand" zusammen, was er als Voraussetzung für erfolgreiches Lernen sah. Dieser Grundsatz eines ganzheitlichen Konzeptes lässt sich auch auf viele andere Bereiche übertragen - zum Beispiel auf die Rückengesundheit.
Ging es Pestalozzi um die Erziehung und Bildung von Kindern, soll das Motto des diesjährigen Tages der Rückengesundheit darüber aufklären, wie Personen ihren individuellen, selbstbestimmten Weg zu einem rückenfreundlichen Lebensstil finden und welche Rolle Herz, Hand und Verstand dabei spielen.
,,Zur Prävention von Rückenschmerzen und -erkrankungen gilt es immer auch, Körper und Psyche als Einheit zu betrachten und stets Patienten für körperliche Aktivität zu motivieren - und das auf Basis von wissenschaftlichen Fakten. Deshalb ist das Leitmotto Rückengesund mit Herz, Hand und Verstand' so wichtig", sagt Dr. Munther Sabarini, Neurochirurg und Gründer der Avicenna Klinik in Berlin.
Zur Behandlung vieler Krankheiten spielt es eine wichtige Rolle, dass Mediziner Körper und Psyche als Einheit betrachten. Bei Rückenschmerzen oder erkrankungen lässt sich häufig eine klare Ursache finden, zum Beispiel Bewegungsmangel, eingeklemmte Nerven oder Erkrankungen an der Wirbelsäule. Manchmal finden Ärzte aber keine körperlich bedingte Ursache. ,,In solchen Fällen lohnt sich oftmals ein Blick auf die Lebensumstände und Gewohnheiten der Patienten, denn auch übermäßiger Stress und emotionale Belastung können Einfluss auf das körperliche Wohlbefinden nehmen. Dies kann sich beispielsweise in Muskelverspannungen äußern, die durch Stresshormone hervorgerufen werden. Bei länger anhaltendem Stress führt dies schlussendlich zu einer Überbelastung der Muskulatur, von der unter anderem der Rücken betroffenen ist", weiß Dr. Sabarini. So helfen ein positives Lebensgefühl sowie die Einstellung, das Leben zu genießen und im Alltag möglichst gelassen zu bleiben, bei der Stressvermeidung und somit auch der Prävention von Rückenproblemen.
Körperlich aktiv zu bleiben, gilt als gute Maßnahme gegen Rückenbeschwerden. Sport trägt entscheidend dazu bei, die Wirbelsäule und den gesamten Stützapparat an Muskeln, Sehnen und Nerven zu stärken. Vor allem Sportarten wie Gymnastik und Yoga oder Nordic Walking zählen zu rückenfreundlichen Aktivitäten. Walken und Wandern regen hingegen durch gleichmäßige, sanfte Bewegungen im Becken- und Lendenbereich den Flüssigkeitsaustausch der Bandscheiben an.
,,Doch auch der Alltag lässt sich oftmals rückenfreundlicher gestalten. Wichtig ist vor allem Bewegung. Sei es ein Strecken, kurzes Aufstehen oder kleine Gänge in die - Küche, zum Drucker oder ein Spaziergang in der Mittagspause. Außerdem können sich individuell eingestellte Stühle und Tische oder passende Matratzen und Kissen positiv auf den Rücken auswirken", so der Rückenexperte.
Zudem sind Rückenbeschwerden kein Grund für längere Bettruhe oder Schonung. ,,Jedwede Stilllegung unseres Körpers lässt ihn schneller und massiver abbauen. Bewegung ist deshalb, sofern in irgendeiner Form möglich, immer notwendig", sagt Dr. Sabarini und ergänzt: ,,Zudem weiß man, dass auch die Ernährung eine wichtige Rolle für einen gesunden Rücken spielt.
Eine ausgewogene Ernährung mit ausgewählten Nährstoffen beugt nicht nur Übergewicht vor, sondern stärkt auch den Rücken. Neben Muskeln und Bändern brauchen vor allem Bandscheiben und Knochen Nahrung, um alltäglichen Ansprüchen nachzukommen." borgmeier