Im 19. Jahrhundert erweiterte der preußische Staat die Bahnverbindung von Berlin nach Königsberg und russischer Grenze zur bedeutendsten Fernverbindung des Landes. Die Ostbahn sollte ursprünglich nahe des Strausberger Stadtkerns durch das „Wolfstal" führen. Teile des Magistrats warben massiv für das Vorhaben, da sich hier die Möglichkeit eröffnete, das ärmliche Provinznest zu beleben. Widrige Umstände durchkreuzten den Plan. Am Ende fuhr die Ostbahn circa sechs Kilometer südlich der Stadtgrenze entlang, der Bahnhof Strausberg musste mit Pferdefuhrwerken bedient werden. 1893 baute man eine sogenannte „Secundär-Bahn", die bis heute als Strausberger Eisenbahn den Stadtkern mit dem Bahnhof verbindet.
Doch wie kam es zu dieser Entscheidung? Ein Kräftemessen zwischen Staats- und Privatbahn? Aber welche Rolle spielte die Stadt Strausberg darin? Handelte Strausberg, als Kaff im Abseits der Hauptstadt Berlin, (schon) damals irgendwo zwischen sympathischem gallischem Dorf und engstirniger Kleinstadt? Bis heute scheint die Stadt mit ähnlichen Fragen und Positionsbestimmungen zu hadern.
Der Diskursschwank von Matthias Merkle macht die Eröffnung der Strausberger Eisenbahn 1893 zum Dreh- und Angelpunkt einer kriminologisch-komischen Betrachtung von Strausberger Klüngelei, Militarismus und Fortschrittsangst - und ist eine charmante wie kratzbürstige Liebeserklärung an die so beschaulich im Abseits gelegene „Grüne Stadt am See".
Auf der Bühne spielen Inga Dietrich, Timothée Dumont, Melanie Seeland und die Statisten Lana Fiebig, Cedric Höselbarth und Finia Schramm. Inszeniert wird das Werk von Paul Spittler, für die Bühne zeichnet sich Emanuel Schleiermacher verantwortlich, der Bühnenbau liegt in den Händen von der Waldwirtschafterei GmbH. Die Kostüme hat Nadine Baske kreiert, Musik und Ton kommen von Jonas Albani und ins rechte Licht wird das alles gesetzt von Tim Andersen.
Die Premiere des Diskursschwanks ,,Anschluss im Abseits" in der Anderen Welt Bühne findet am 25. Dezember um 19.30 Uhr auf dem Kulturquartier Altes Postgelände in Strausberg statt. Vor- und Nachher gibt es ein Weihnachtsmenü in der Gaststätte Schmorpost, die sich auch dort befindet. Hierfür sollte man einen Tisch reservieren: schmorpost@waldwirtschafterei.de.
Mehr Infos unter: www.wasserwerk-theater.com