Seesportler laufen auf Grund

Schwedt aktuell

Seesportler laufen auf Grund

Verschlammung - Ob Boot oder Jolle: Im Schwedter Holzhafen ist bald nicht einmal mehr die sprichwörtliche Handbreit Wasser unterm Kiel da. Schon jetzt haben es die Aktiven sehr schwer.

Hafen des Seesportclubs: Hier kämpfen die Verantwortlichen um die Ausbaggerung, sonst könnte der Wassertourismus gänzlich zum Erliegen kommen. Foto: Christina Schmidt

18.09.2022

Stadt am Fluss - mit diesem inoffiziellen Namenszusatz schmückt sich die Oderstadt Schwedt. Doch mit dem Wassertourismus ist es, schaut man ganz genau hin, nicht ganz so weit her. Denn im Holzhafen des Seesportclubs laufen die Boote immer öfter auf Grund. Das hat gravierende Folgen.

Mit Mühe aufs Wasser

Auf den ersten Blick scheint die Idylle perfekt: Boote schaukeln gemütlich im Hafen, eine leichte Brise weht, fröhliches Kinderlachen zeugt von einem regen Vereinsleben. Doch der Eindruck täuscht. Die Mitglieder des Schwedter Seesportclubs haben ein massives Problem mit der Verschlammung des Hafenbeckens. Inzwischen können nur noch Boote mit weniger als 80 Zentimeter Tiefgang ein- und auslaufen. Und die Angst, auf Grund zu geraten oder den Motor dauerhaft zu schädigen, fährt immer mit. Denn der schlammige Untergrund im niedrigen Wasser bietet zusätzlich ideale Bedingungen für wuchernde Wasserpflanzen, die das Kopfzerbrechen der Seesportler nur noch vergrößern.

Die Folgen sind umfassend: Kinder, die mit den Jollen das Segeln erlernen wollen, müssen umständlich mit Motorkraft aus und nach dem Training wieder in den Hafen gezogen werden. Mit den Schwertern ihrer Jollen würden sie sonst schlichtweg im Schlamm oder in der sich stetig ausbreitenden Ufervegetation stecken bleiben. Die umständliche Prozedur kostet aber Zeit, die vom eigentlichen Training abgezogen werden muss.

Ob erfahrenen Bootsfahrer oder solche, die in den zweimal jährlich stattfindenden Kursen erst den Führerschein machen, sie stellen schnell fest, dass Verschlammung und Verkrautung das Manövrieren stark beeinflussen. „Und dann besteht auch noch die Gefahr, dass die Kühlwasserzufuhr sich mit Schlamm zusetzt", macht Seesport-club-Vorsitzender Ronald Schrader aufmerksam. Das Fazit der Seesportler ist daher eindeutig: So kann es nicht weitergehen.

Beratung vor Ort

Die Verschlammung des Hafens ist kein neues Thema. Vor mehr als 30 Jahren wurde das Becken zuletzt ausgebaggert. Mittlerweile hat sich die Situation aber dramatisch verschlechtert, denn zur Verschlammung tragen nicht nur die von der Kanalseite herangetragenen Pflanzenreste, sondern auch ein Regenwasserablauf bei, der längst nicht mehr auf dem neusten Stand ist und so viel Sand in das Hafenbecken durchlässt.

Die Stadt Schwedt hat das Problem erkannt. Doch weil die Handlungsmöglichkeiten der Seesportler inzwischen derart eingeschränkt sind und die Zeit drängt, wollten die Vereinsverantwortlichen das Problem offensiv vorantreiben. In einem Vor-Ort-Termin kamen im August neben dem CDU-Bundestagsabgeordneten Jens Koeppen und dem zuständigen Fachbereichsleiter Thomas Ziesche auch die Fraktionsvorsitzenden im Schwedter Stadtparlament zusammen. Ihnen wurde nicht nur die problematische Situation bei der Ausbildung von jungen und älteren Seesportlern beschrieben, die den 40-köpfigen Verein in seinem Handeln einschränken. Das Problem hat Auswirkungen auf den gesamten Wassertourismus vor Ort: ,,Bisher müssen wir interessierten Gastliegern mit Booten von mehr als 80 Zentimetern Tiefe absagen, weil alles andere einfach Leichtsinn wäre", beschreibt es Ronald Schrader und ergänzt: ,,Wassertouristen fahren also an Schwedt vorbei." Damit verschenke die Stadt aus Sicht nicht nur der Seesportler viel Potenzial. Mindestens zehn bis 15 Anfragen für einen Bootsliegeplatz im Holzhafen müssten in der Saison im Monat abgelehnt werden.

Aktueller Stand

Ganz ohne Aktivitäten sind die letzten Monate aber nicht vonstattengegangen: Inzwischen ist klar, dass rund 5500 Kubikmeter Schlamm abgebaggert werden müssen. Proben haben ergeben, dass dieser zudem belastet sei, was eine Entsorgung verteuert. In der Folge sollen nun weitere Behörden eingeschaltet, vor allem aber die Finanzierungsfragen geklärt werden. Fördermittel von Bund und Land könnten angezapft werden und so das Vorhaben, für das wohl weit über eine Million Euro veranschlagt werden müsste, ermöglichen. Im Seesportclub wächst die Zuversicht spürbar. „So weit wie jetzt waren wir in den vielen Jahren, die wir auf das Problem aufmerksam machen, noch nie. Hoffentlich kriegt die Sache jetzt Wind in die Segel und es geht voran", hofft Ronald Schrader. Vor Herbst 2023 werde sich wohl kaum etwas bewegen. Dann aber sollte etwas passieren, damit der Wassertourismus in Schwedt nicht wirklich zum Erliegen kommt. Christina Schmidt

Sponsoren gesucht

Der Seesportclub Schwedt kämpft nicht nur um die Ausbaggerung. Auch ein neues Boot wird dringend gebraucht. Der Verein verfügt aktuell über zwei Wasserfahrzeuge: Das Paradeboot aus Holz, mit dem die Segelsportler auch an Wettbewerben teilnehmen, ist im Dauereinsatz, aber bereits deutlich in die Jahre gekommen. Das zweite Boot ist zwar aus dem modernen Verbundkunststoff GFK gefertigt, aber aktuell in Wolgast zur Reparatur. Allein dafür muss der Verein 18.000 Euro aus eigener Tasche stemmen. Ein neues Boot, das nicht nur für die Jugend, sondern auch für die im Aufbau befindliche Frauenmannschaft des Vereins dauerhaft vor Ort zur Verfügung stehen sollte, würde rund 50.0000 Euro kosten. Dafür geht der Verein nun auf Sponsoren- und Spendersuche. ,,Die Summe ist kein Pappenstiel, und das Geld angesichts der wirtschaftlichen Situation einzuwerben, alles andere als einfach. Aber wir wollen den Vorstoß dennoch wagen", sagt Vereinschef Ronald Schrader.

Kontakt:
Seesportclub Schwedt,
Tel.: 03332 514689,
www.seesportclub-schwedt.de oder auf Facebook

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