Sieben Prozent betrug die Teuerungsrate laut Statistikamt Eurostat im April im Vergleich zum Vorjahresmonat. In Deutschland waren es sogar 7,2 Prozent. Für viele Menschen fühlt es sich so an, als hätten die Preise sehr viel stärker zugelegt. Die Ursache dieses Phänomens erklärt Prof. Johannes Treu, Professor für Allgemeine BWL und VWL an der IU Internationalen Hochschule
Woher kommt es, dass Verbraucherinnen und Verbraucher die Inflation höher empfinden, als sie tatsächlich ist?
Prof. Johannes Treu: Verbraucher neigen dazu, Preiserhöhungen bei bestimmten Produkten und Dienstleistungen, die sie regelmäßig kaufen, stärker wahrzunehmen als Preissenkungen bei anderen Produkten. Zum Beispiel können steigende Preise für Lebensmittel, Mieten und Gesundheitsdienstleistungen die Wahrnehmung der Inflation verstärken, obwohl die Preise für andere Waren und Dienstleistungen möglicherweise stabil geblieben oder sogar gesunken sind. Preiserhöhungen bleiben außerdem grundsätzlich besser im Gedächtnis als Preissenkungen. Hinzu kommen Erwartungseffekte. Wenn Verbraucher erwarten, dass die Inflation steigt, nehmen sie die auch eher wahr.
Die offizielle Inflationsrate wird anhand eines Warenkorbs berechnet, der eine breite Palette von Gütern und Dienstleistungen abdeckt. Der Warenkorb kann aber nicht alle individuellen Konsumgewohnheiten abbilden. Verbraucher können das Gefühl haben, dass die Inflation höher ist, wenn sie persönlich eine höhere Inflation bei den von ihnen gekauften Gütern erleben.
Wie können Verbraucherinnen und Verbraucher die Falschwahrnehmung vermeiden?
Prof. Treu: Zum Beispiel, indem sie regelmäßig die offiziellen Inflationsraten überprüfen und mit den eigenen Erfahrungen vergleichen. So kann man eine realistische Einschätzung der tatsächlichen Inflation bekommen. Wer zusätzlich die eigenen Erinnerungen an Preise und Kosten überprüft, stellt sicher, dass es dabei nicht zu Verzerrungen kommt.
Außerdem hilft es, auf die Preise aller Produkte und Dienstleistungen zu achten, die regelmäßig gekauft werden - nicht nur auf bestimmte. Sind die Preise einzelner Waren tatsächlich stark gestiegen, könnte man nach Alternativen suchen oder das Konsumverhalten ändern, um die Auswirkungen aufs Budget zu minimieren.
Lässt sich aus der Situation auch etwas Gutes ziehen, anstatt in Panik zu verfallen?
Prof. Treu: In Panik zu verfallen ist generell das Schlimmste, was man jetzt tun könnte. Vielmehr sollte man jetzt die Chance nutzen, sein Konsumverhalten zu ändern und seine finanzielle Bildung zu verstärken, damit man die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge versteht. So wird auch langfristig die individuelle wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit gestärkt. dpa
Helfer im Smartphone
App: MeinElster+ soll die Anfertigung einer korrekten Steuererklärung vereinfachen.
Das ganze Jahr über Belege sammeln, sortieren und am Jahresende alles eintragen: So quälen sich viele Steuerzahlerinnen und Steuerzahler Jahr für Jahr durch ihre Steuererklärung. Die „MeinElster+"-App, die Ende Februar für iOS- und Android-Geräte vorgestellt wurde, soll zumindest das Sammeln und Sortieren der Belege deutlich leichter machen.
Wer zum Beispiel Rechnungen über Werbungskosten hat - für Büromaterial etwa oder Arbeitsmittel - sowie Handwerkerrechnungen oder Spendenbescheinigungen, kann diese direkt bei Erhalt über die Smartphone-Kamera einscannen und in die App laden. Damit entfällt die lästige Suche bei der Erstellung der Erklärung selbst - oder nach der Abgabe, falls das Finanzamt doch noch Belege sehen möchte.
Die App arbeitet zudem mit einer Texterkennungssoftware. Laut dem Bund der Steuerzahler erkennt die Software relevante Werte der eingescannten Rechnungen und sortiert sie entsprechend zu. Verwaltet werden können die Dokumente dann über das jeweilige Benutzerkonto beim Online-Finanzamt Elster.
Grundsätzlich rät der Bund der Steuerzahler: Wer seine Steuererklärung früh und digital abgibt, erhält seine Steuererstattung auch schneller zurück. dpa