Raumausstatter in vierter Generation

Wir aus dem Kiez

Raumausstatter in vierter Generation

Dirk Stellmacher leitet seit 2004 das Fachgeschäft in der Großen Müllroser Straße

Ein Stück Weihnachten ist in Dirk Stellmachers Fachgeschäft und in der Werkstatt auch eingezogen. Fotos (2): Jörg Kotterba

14.12.2021

„Raumausstatter Dirk Stellmacher ist einer der Händler im Kiez, der uns unter die Arme greift, wenn Not am Mann ist“, lobt Manuela Schülke-Krolik vom Interessenverband Beresinchen. Doch der 59-Jährige winkt bescheiden ab. Seit fast vier Jahrzehnten arbeitet er als Raumausstatter, in DDRZeiten Polsterer genannt. Damals, als 16-Jähriger, träumte er, eines Tages nicht nur in die Fußstapfen seines Vaters treten zu können. Stellmacher ist Fachmann in mindestens vierter Generation. „Von vier Polsterer, in ganz früher Zeit Tapezierer genannt, weiß ich es ganz genau, von der fünften nur vom Hörensagen.“ Viele der Schriftstücke von einst, beim Großvater verwahrt, sind im Krieg verloren gegangen. In den 1920er und -30er Jahren arbeiteten Dirk Stellmachers Großvater und Urgroßvater bereits in einer Frankfurter Firma, in der Sessel und Polstermöbel produziert und repariert wurden. Im polnischen Włocławek an der Weichsel machte der Großvater später eine große Werkstatt auf, musste zum Ende des Krieges jedoch flüchten. Als er aus der Gefangenschaft kam, arbeitete er zunächst mit einem Kollegen zusammen und machte sich danach selbstständig. 2004 hat Dirk Stellmacher den Betrieb seines Vaters übernommen. Doch die Auftragslage geht zurück. „Frankfurt schrumpft, also schrumpft auch der Laden“, gesteht Stellmacher und erzählt, dass in der Firma jetzt nur noch eine Angestellte arbeitet, die Gardinen näht und für die KundenBetreuung im Laden zuständig ist. Sie kommen größtenteils aus Frankfurt und der näheren Umgebung, ab und zu aber auch aus Berlin.

Die Langlebigkeit der Produkte ist bei den Stellmachers seit jeher ihr Markenzeichen. Sätze wie „Kommen Sie mal mit ins kleine Zimmer, da steht noch das Sofa von Ihrem Großvater aus den 50erJahren“ hat er von seinen Kunden schon öfter gehört. (jko)

Schon gewusst?

Für den Markt auf dem Leipziger Platz und für weitere Plätze galt die städtische Marktordnung des Jahres 1904. Darin war unter anderem auch festgelegt, dass der Markt in den Sommermonaten – vom 1. April bis zum 30. September – schon um 6 Uhr und in den Wintermonaten eine Stunde später, um 7 Uhr, beginnt. „Wochenmärkte werden am hiesigen Orte: 1. Mittwochs und sonnabends auf dem Marktplatz, den Plätzen an der Ober- und Unterkirche, dem Magazinplatz und am Bollwerk, 2. montags und freitags auf dem Leipziger Platz abgehalten“, hieß es in der sehr alten Marktordnung. Heute gehört die Verordnung der Vergangenheit an. (jko)