Die Heinrich-Heine-Straße in Premnitz ist um zwei neu errichtete Wohnhäuser reicher. Auf das im Sommer 2021 vollendete Objekt mit der Hausnummer 37 folgte nun das mit der Nummer 36. Architektonisch sind beide fast identisch.
Die Neubauten stehen für zwei Phasen. 2022 stiegen die Bauzinsen erheblich an, auch die Baukosten. Belief sich die erste Investition noch auf 2,3 Millionen Euro, musste die Premnitzer Wohnungsbaugesellschaft (PWG) nun etwa 20 Prozent mehr berappen. Hier hinein fallen aber auch Ausgaben für jetzt gewollte Kunst am Bau.
Der Mögeliner Fassadenkünstler Marco Brzozowski gestaltete mehrere Flächen. An dem Gebäudeteil mit Eingang, Treppenhaus und Aufzug malte er rechtsseitig eine riesige Dichter-Feder. Linksseitig ist Heinrich Heine zu sehen - im Jugendstil bzw. Art nouveau. Im Giebelbereich hin zur Erich-Weinert-Straße ist der dort namensgebende Dichter abgebildet. Aus Frontalperspektive des Betrachters mutet es an, als würde dieses Jugendstil-Bild zwischen vier gefüllten Bücherregalen hängen. Zwei Bücherregale zieren nun auch den südlichen Giebel der Heinrich-Heine-Straße 37.
Die Heine 36“ ist sozusagen ein Zwillingsbau, ist ebenso barrierefrei, verfügt auch über zwölf Wohneinheiten (WE). Das vollunterkellerte Haus hat Erdgeschoss und zwei Obergeschosse - pro Etage je zwei Drei- und Zweiraumwohnungen mit Balkonen. Es verfügt über einen Aufzug vom Keller bis ins zweite Obergeschoss. Jede Wohnung ist mit Fußbodenheizung ausgestattet. Energieträger ist Fernwärme. Das Haus ist energieeffizient. Es kann den KfW-40-Wärmeschutzstandard vorweisen.
Das bedeutet, dass die PWG abermals einen nicht unerheblichen Teil der Investitionskosten durch ein Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) finanziert. Wie üblich wurde auch hier die Mittelvergabe an energetische Bedingungen geknüpft. Die entsprechende Materialwahl für Fassaden, Fenster und Dächer sorgt für Energieeffizienz in der Heinrich-Heine-Straße 36 und 37.
Erneut war die Rampf Bau GmbH beauftragt, die das Haus schlüsselfertig errichtete. Der erste Spatenstich war am 13. August 2022 erfolgt. Ein wesentlicher Unterschied zum Zwillingsbau besteht im erlangten Nachhaltigkeitszertifikat. PWG-Geschäftsführer Heiko Ebers ist nicht bekannt, ob schon vorher im Land Brandenburg irgendwer einen Neubau auf diese Weise zertifizieren ließ. Im Kern ist nun sogar klar, dass bei angenommenem Rückbau im 22. Jahrhundert alle verwendeten Baustoffe recycelt werden können.
Auf die Wende im Osten und der Wiedervereinigung Deutschlands setzte auch in der damaligen Stadt der Chemiearbeiter ein erheblicher Bevölkerungsverlust ein. Dieser Schrumpfungsprozess wurde durch viele Maßnahmen, wie die Erarbeitung eines Stadtumbaukonzepts durch die Stadt Premnitz und die Entwicklung des Wohnungsbestandes der großen Vermieter, gestoppt. Bestandteil dieses Stadtumbaukonzepts ist unter anderem die Entwicklung des neuen Wohngebiets im Mühlenweg und des Dichterecks im Zentrum durch die Premnitzer Wohnungsbaugesellschaft.
Das Neubauprojekt in der Heinrich-Heine-Straße war noch zu Dienstzeiten von Ebers' Vorgänger Dietmar Kästner in die Wege geleitet worden. Zuvor hatte die PWG die zwölf Stadtvillen am Mühlenweg errichten lassen.
Die 1991 gegründete Premnitzer Wohnungsbaugesellschaft ist größte Vermieterin in der heutigen „Stadt voller Energie“, ihr gehören etwa 1.450 Wohnungen - inklusive der neuen in der Heinrich-Heine-Straße. In besten Zeiten, als allein die Premnitzer Kernstadt mehr als 12.000 Einwohner hatte, belief sich der Wohnungsbestand der Gesellschaft noch auf knapp 2.000. Bis 1991 befanden sich die Wohnungen in der Zuständigkeit der Premnitzer Außenstelle der Kommunalen Wohnungsverwaltung (KWV) Rathenow, in welcher Heiko Ebers noch den Beruf des Tischlers erlernt hatte. Er ist also schon länger auf dem Wohnungsmarkt tätig, als es die PWG überhaupt gibt.
Von René Wernitz