Zum 1. August 2020 zum neuen Geschäftsführer der Premnitzer Wohnungsbaugesellschaft (PWG) bestellt, ging Heiko Ebers in der Funktion sogleich unter die Bauherren. Auf das im August 2021 fertiggestellte Haus in der Heinrich-Heine-Straße 37 folgte nun das Objekt mit der Hausnummer 36. Geht es nach der PWG und ihrem Aufsichtsrat um Bürgermeister Ralf Tebling (SPD), wird das Dichtereck-Baugeschehen im kommenden Jahr fortgesetzt.
Heinrich Heine (1797-1856) hatte einst im Exil sinniert: „Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht“. Johannes R. Becher (1891-1958) hatte mit „Auferstanden aus Ruinen“ den Text der DDR-Nationalhymne geschrieben. Als die Zeile „Deutschland, einig Vaterland“ nicht mehr ins staatliche Konzept passte, wurde die Hymne nicht mehr gesungen. Im entstehenden Premnitzer Dichtereck stellt wohl Erich Weinert (1890-1953) den inzwischen am wenigsten bekannten Dichter dar. Vielen könnte aber die Ballade ,,John Schehr und Genossen“ noch ein Begriff sein, da sie intensiv im DDR-Schulunterricht behandelt worden war.
Seit mehr als vier Jahrzehnten sind die dicht beieinander liegenden Premnitzer Straßen nach den Dichtern benannt. In diesem Bereich setzt die PWG ihr Dichtereck-Konzept um. Die Straßen fassen ein insgesamt 6.703 Quadratmeter großes Grundstück ein, auf dem zuletzt die Heinrich-Heine-Straße 36 fertiggestellt wurde.
In Vorbereitung darauf hatte die PWG jenes Teilgrundstück erworben, auf dem ein Gewerbeobjekt mit großer Hummel über dem Eingang stand. Durch Abriss wurde Baufreiheit geschaffen. Zuletzt ging ein inzwischen leergezogener Garagenkomplex in Besitz des kommunalen Unternehmens über. Die Garagen stehen dem nächsten Vorhaben im Weg.
In der Erich-Weinert-/ Ecke Johannes-R.-Becher Straße will die PWG in ein Wohnhaus investieren, das diese Ecke mehr als ausfüllt. Insgesamt sollen 24 Wohneinheiten entstehen. Mit dieser Investition und nach Gestaltung des Innenbereichs wäre das Wohnquartier Dichtereck komplett. PWG-Geschäftsführer Heiko Ebers geht davon aus, dass die Baugenehmigung bis Ende 2023 vorliegen dürfte, mit der die PWG in die Ausschreibungsphase übergehen könnte. Hier ist eine Gesamtinvestition von etwa 6,5 Millionen Euro geplant. Sehr wahrscheinlich wird auch bei der Vergabe dieser Wohnungen ein Losverfahren zum Einsatz kommen. Das Los hat bereits in der Heinrich-Heine-Straße 37 und 36 über die künftigen Mietparteien entschieden. Wie Ebers meint, sei das Durchschnittsalter der dortigen Mieter insgesamt recht hoch. Zuletzt gab es 60 Interessenten auf die neugebauten 12 Wohnungen. Beim nächsten Projekt würde er sich auch über mehr jüngere Bewerber freuen - auch wenn diese mit Heine, Becher und Weinert vielleicht nichts anzufangen wissen.
Von René Wernitz