Dadurch hatten wir natürlich erheblich mehr Arbeitsaufwand und verloren so viel Zeit, so dass von einem Baubeginn im Jahr 2018 nicht mehr zu reden war.
Aber es hat sich gelohnt, wir konnten in allen Gewerken innerhalb des geplanten Budgets die Aufträge vergeben. Lediglich die Reparatur der defekten, bleiverglasten Fenster war auch beim besten Willen nicht für den Budgetpreis zu bekommen. Zum Glück sprang hier ein privater Spender ein, der die nicht unerhebliche Differenz übernahm. So brauchten wir die Fensterreparatur nicht zurückzustellen.
Pünktlich zum kalendarischen Frühlingsanfang am 1. März 2019 wurde die Kirche eingerüstet und es begannen die Zimmerleute, Maurer und Dachdecker mit ihrer schwierigen und schweren Arbeit. Schon nach kurzer Zeit wurde deutlich, dass die Sanierungsarbeiten unter einem guten Stern stehen: Alle beteiligten Firmen hatten hervorragende und engagierte Fachleute und Handwerker.
Wer sah, wie perfekt die Zimmerleute das stehende Hakenblatt anlegten oder die Fünfkantschwelle zwischen Sparren und Deckenbalken einkämmten, wie die Mauer in nur zwei Tagen die gesamte Südfassade verfugten oder die Gefache der Vorhalle und des Ostgiebels ausmauerten, wie souverän der Dachdecker die Doppeldeckung der historischen Dachziegel auf der südlichen Dachhälfte oder die Kronendeckung des neuen Daches am nördlichen Vorbau verlegte, der konnte sich nur darüber freuen.
Besonders erschwerend kam noch die Lage der Baustelle auf dem Kirchberg inmitten des Friedhofs hinzu, dadurch mussten alle Materialien und Gerätschaften manuell vertragen werden.
Als Resultat der Arbeit der fleißigen Handwerker ist nun der gesamte nördliche Vorbau abgebaut worden, das Fundament wurde verstärkt, das Fachwerk wurde ergänzt und ein neues Dach nach historischem Vorbild wurde aufgesetzt, die Gefache wurden wieder sauber ausgemauert und die Deckenbalken und Sparrenköpfe der Südseite wurden fachgerecht saniert. Im Innenbereich wurde die Holzeinbauten nach alten Fotos restauriert, die komplette Decke wurde repariert und neu geputzt. Der gesamte Innenraum wurde nach historischem Befund neu ausgemalt. Ein in Wintern nutzbarer Raum, die sogenannten Winterkirche, wurde auf der ehemaligen Orgelempore eingebaut, eine Teeküche und ein WC wurden installiert, die komplette elektrische Anlage wurde neu verlegt. Zurzeit ist die Restauratorin noch dabei, den Altar zu sanieren.
Ein Extra-Bauvorhaben war die Inbetriebnahme der noch vorhandenen Glocke von 1675, die vermutlich aus dem Vorgängerbau der 1713 errichteten Kirche stammt und die Rekonstruktion der beiden Turmuhren. Da diese nicht förderfähig waren, mussten wir die erforderlichen Mittel komplett durch private Spenden aufbringen. Für die Aufstellung des neuen Glockenstuhls errechnete der Statiker ein komplett neues Tragwerk. So mussten wir einen Turm in den Turm bauen, der die Schwingungen der Glocke nicht auf den eigentlichen, historischen Turm überträgt.
Seit dem 27. Mai 2020 erschallt das fröhliche Geläut der Glocke über Landin – nach sehr, sehr langer Zeit. Und ebenfalls seit diesem Tag wird den Landinern auf zwei Turmuhren wieder die genaue Uhrzeit angezeigt – verbunden mit dem Stundenschlag. Nun kann die Kirche wieder genutzt werden – und einiges tut sich auch schon, trotz der pandemiebedingten Einschränkungen. So nutzt der berühmte havelländische Chor Salto Tonale die wunderbare Akustik des Raums für wöchentliche Proben und am 25. September 2021 findet die Eröffnungsveranstaltung als Kunst- und Kulturkirche statt, mit einem Konzert auf dem neuen digitalen Flügel und einer Fotoausstellung mit aktuellen und historischen Fotos aus Landin. Und diese Nutzung war ja auch der Sinn und Zweck der Wiederherstellung der Landiner Kirche. Eigens dafür hat sich im Verein ein Kultur- Komitee gegründet, deren Mitglieder sich sehr engagiert und ideenreich für die Organistaion der Veranstaltungen einsetzen.
Die Aktivitäten rund um die Wiederherstellung der Landiner Kirche und die Nutzung als Kunst- und Kulturkirche haben sehr zur Gemeinsamkeit unter den Dorfbewohnern beigetragen. Diese gemeinsame Aufgabe hat uns alle verbunden.
Einiges hat sich der Verein noch vorgenommen: Gern möchten wir die im Ersten Weltkrieg (1917) requirierte zweite Glocke wieder nachfertigen und somit das leere Fach im Glockenstuhl füllen, und auch im Außenbereich würde eine vernünftige Pflasterung der Auffahrt unseren älteren Mitbürgern den Weg hinauf zur Kirche erleichtern. Es bleibt also noch etwas zu tun! Gert Dittrich
Der Autor ist Vorsitzender des Fördervereins zur Erhaltung der Landiner Dorfkirche.
BEI UNS
Die Landiner freuen sich auf zahlreiche Gäste aus den anderen Gemeinden, um ihnen ihre neue, sich mit Leben füllende Kirche zeigen zu können. Am Samstag um 15.00 Uhr beginnt in der sanierten Kirche ein buntes Festprogramm. Neben Klavierspiel von Ulrich Marks auf dem neuen elektronischen Flügel gibt es eine Fotoausstellung, die den Namen „bei uns“ trägt. Sie zeigt aktuelle und historische Fotos aus der Dorfgemeinschaft. Vor der Kirche gibt es Kaffee und Kuchen, Bratwurst und Bier. Die Ausstellung kann bis 26. November 2021 jeweils samstags und sonntags von 10.00 bis 12.00 Uhr oder nach persönlicher Absprache besichtigt werden. Anmeldungen unter 0176/38730044 (Tom Müller) sind erforderlich. Indessen sind neue Sponsoren jederzeit willkommen. Der Vorsitzende des Fördervereins ist unter 0151/17339900 sowie per E-Mail an kirche@landin-havelland.de zu erreichen. (red)