Aus der Traum von einer Medaille für das DHB-Team. Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason unterlag Schweden 31:34 (12:18) und verfehlte damit neben dem erträumten Edelmetall auch die direkte Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris.
Zwei Tage nach der Halbfinal-Niederlage gegen Dänemark unterliefen dem unerfahrenen deutschen Team im Angriff zahlreiche Fehler, dazu erwischte der schwedische Torhüter Andreas Palicka einen echten Sahnetag. „Wir haben in der ersten Halbzeit sehr schlecht geworfen“, kritisierte Gislason in der ARD, sprach aber „ein riesiges Kompliment“ für den Kampfgeist im zweiten Durchgang aus: „Das war richtig gut, da waren wir mehrere Male dran.“
Seine Mannschaft sei aber in diesem Turnier „näher“ an diese Top-Nationen herangekommen, so Gislason, der signalisierte, gern langfristig Bundestrainer bleiben zuwollen.
Nach der deutlichen Steigerung mit einer furiosen Aufholjagd in der Schlussphase kam Deutschland bis auf einen Treffer (54.) heran, doch im neunten Turnierspiel fehlten Johannes Golla und seinen Mitspielern am Ende auch die Energie. „Der vierte Platz ist sehr undankbar“, sagte der Kapitän niedergeschlagen: „Wir haben alles auf dem Spielfeld gelassen, aber am Ende hat es nicht gereicht. Deshalb ist die Enttäuschung groß.“ Statt des erhofften Wintermärchens gab es die dritte Turnier-Niederlage hintereinander. Unter den 19 750 Zuschauern in der ausverkauften Lanxess Arena machte sich Katerstimmung breit, die EM-Party endete mit einer Enttäuschung.
Linkshänder Renars Uscins war mit acht Treffern der beste deutsche Werfer. Beim entthronten Titelverteidiger Schweden trafen Rückraumspieler Felix Claar (8) und Außen Sebastian Karlsson (7) am häufigsten.
Statt Planungssicherheit zu haben, muss Deutschland nun den Umweg über ein Olympia-Qualifikationsturnier gehen, um im kommenden Sommer in Paris dabei zu sein. Die deutschen Gegner-Mitte März sind Kroatien, Österreich und Algerien. Die besten zwei Teams lösen das Paris-Ticket.
„Wir wissen, dass wir gegen Schweden zwei solide Halbzeiten bringen müssen, so wie gegen Dänemark die erste war. Es geht um viel, es geht um die Olympia-Quali und um vieles andere“, hatte Gislason vor dem Spiel in der ARD gesagt. Die Hoffnung des Isländers erfüllten sich anfangs überhaupt nicht: Der Halbfinal-Knockout schien dem deutschen Team noch mächtig in den Knochen zu stecken.
Andreas Wolff, der als bester Torhüter zusammen mit Juri Knorr (bester Mittelmann) ins Allstar-Team der EM gewählt und dafür vor dem Spiel geehrt wurde, begann die Partie zwar mit einer bärenstarken Parade im Gegenstoß des Schweden Sebastian Karlsson. Doch offensiv baute Deutschland kaum Druck auf und fand selten Durchkommen. Vor den Au-gen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier setzten sich die pfeilschnellen Schweden vor allem durch Gegenstöße zunächst bis auf vier Tore ab - 4:8 (12.). Erst ein Kempa-Trick, vollendet durch Philipp Weber, beendete eine fast vierminütige Phase ohne deutschen Treffer. Das Angriffsspiel blieb allerdings auch in der Folge zäh und voller Fehler. Als die Partie nach rund einer Viertelstunde sechseinhalb Minuten wegen eines medizinischen Notfalls unterbrochen war, trommelte Gislason seine Mannschaft zusammen und redete auf sie ein.
Deutschland lief jedoch weiter hinterher. Gislason gönnte dem unglücklichen Knorr auf der Mitte nun eine Pause und brachte David Späth im deutschen Tor für Wolff. Ohne Erfolg - beim 7:14 (22.) wuchs der Rückstand erstmals auf sieben Tore an.
„Uns fehlt ein bisschen die Durchschlagskraft im Angriff. Dazu scheitern wir dann mit freien Würfen zu oft an Palicka“, analysierte der verletzt fehlende Nationalspieler Patrick Groetzki treffend in der ARD.
Das Bild besserte sich etwas, weil Wolff stark aus der Kabine kam und gleich zwei klare Chancen des Rekordeuropameisters vereitelte. Vorne blieb Deutschland aber insgesamt viel zu undiszipliniert.
Das Bild besserte sich etwas, weil Wolff stark aus der Kabine kam und gleich zwei klare Chancen des Rekordeuropameisters vereitelte. Auch offensiv steigerte sich Deutschland etwas und robbte sich langsam heran. Beim 21:24 (43.) und 23:26 (47.) betrug der Rückstand nur noch drei Tore. „Es ist sehr gut jetzt“, lobte Gislason in einer Auszeit: „Wir versuchen das jetzt durchzuziehen.“ Die Schweden aber blieben hellwach und nutzten ihre Chancen eiskalt. handball.net