Herr der Bierdeckel sucht einen Nachfolger

Hier sind wir zu Hause - Gemeinde Letschin

Herr der Bierdeckel sucht einen Nachfolger

Ex-Gastwirt und Hobbysammler Wolfgang Bartsch will viele Kollektionen weitergeben

Beachtliche Sammlung: An die 1400 Bierdeckel hat Wolfgang Bartsch zusammengetragen. Fotos: Matthias Lubisch 

01.06.2021

Wenn es so etwas wie Letschiner Originale der Neuzeit gibt, dann gehört er dazu - der ehemalige Gastwirt Wolfgang Bartsch. Der Inhaber des einstigen Gasthauses „Zum Alten Fritz“ in Letschin kann Geschichten erzählen. Über seinen Ort, die Menschen, die hier leben. Über Preußenkönig Friedrich den Großen, dessen Denkmal einst in einer „Partisanenaktion“ gerettet und später wieder auf den Sockel gehoben worden ist. Über die Letschiner Sportler, die Karnevalisten, aber auch über die toten Soldaten, deren Gebeine noch heute im Oderbruch gefunden werden. 

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Soll verkauft werden - der Traditionsgasthof „Zum Alten Fritz“ am großen Letschiner Kreisel.  

Wolfgang Bartsch, der am 10. Januar 1942 in der Berliner Charité das Licht der Welt erblickte, wie er gern erzählt, war mit seinem Gasthof über viele Jahre so etwas wie das gesellschaftliche Herz. Dieses Jahr wäre das Gasthaus unter seiner Ägide 50 geworden, berichtet er. Wenn, ja wenn er es nicht vor sieben Jahren aus Alters- und Gesundheitsgründen geschlossen hätte. „An die 75 000 Liter Bier haben wir damals in guten Jahren verkauft“, erzählt der 79-Jährige.


An diese guten alten Zeiten des „Alten Fritz“ erinnern heute noch zahlreiche Sammlerstücke in der Schankstube. „Ich habe so ziemlich alles gesammelt, was sich sammeln ließ“, sagt Wolfgang Bartsch. Von Fotos über Armeeabzeichen bis hin zu Kronkorken und Bierdeckeln. Selbst eine preußische Pickelhaube ist darunter.

Viele einzelne Artikelserien sind eine Kollektion für sich. Knapp 1400 Bierdeckel der verschiedenen Brauereien liegen vor dem einstigen Gastwirt. Unter der Glasplatte eines großen runden Tisches sind 3000 verschiedene Kronkorken in größer werden Kreisen angeordnet.

Natürlich hängen an allem Erinnerungen. Doch Wolfgang Bartsch will den Gasthof verkaufen, in eine kleinere Wohnung ziehen. Da bliebe kaum Platz für all die Sachen. Deshalb möchte er sie an jemand übergeben, der ebenso wie er Interesse daran hat - gegen einen kleinen symbolischen Obulus, wie er sagt. „Es wäre doch schade, wenn ich das alles wegwerfen oder verbrennen sollte“, findet der Pensionär. Deshalb bittet er Menschen, die Interesse an einer seiner Sammlungen haben, sich mit ihm in Verbindung zu setzen. Zu erreichen ist der Hobbysammler unter der Telefonnummer 033475-223 oder 57746.

Das Herz des Oderbruch

Eine lebenswerte Gemeinde und ihre Bewohner

Letschin nennt sich gern selbst das Herz des Oderbruchs. Und wer die Gemeinde näher kennenlernt, wird schnell bestätigt finden, dass das nicht übertrieben ist. Hier findet sich alles, was die Region ausmacht: Handwerk, Landwirtschaft, Kunst und Kultur... Und viele engagierte Menschen, die ihren Ort lebens- und liebenswert machen.

Die heutige Gemeinde Letschin entstand 2003 durch den Zusammenschluss von elf ehemals selbstständigen Gemeinden. Das sind neben Letschin selbst die Orte Gieshof-Zelliner Loose, Groß Neuendorf, Kiehnwerder, Kienitz, Solikante und Wilhelmsaue, Neubarnim, Ortwig, Sietzing, Sophienthal und Steintoch.

Letschin wurde 1336 erstmals urkundlich erwähnt. Der Ort entwickelte sich schon früh zu einer Gemeinde von überörtlicher Bedeutung. Händler und Handwerker siedelten sich an. 1863 bekam das Dorf die Marktgerechtigkeit und erhielt zunehmend kleinstädtischen Charakter mit Geschäften, Gaststätten, Hotels, Festsälen, Schulen und einer Druckerei.

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