Beratung, Kastration und Katzenwohl

30 Jahre Tierschutzverein Frankfurt (O.) e.V.

Beratung, Kastration und Katzenwohl

Frankfurter Tierschutzverein blickt auf erfolgreiche Jahre in der Tierfürsorge zurück / Rückgang an Spenden aufgrund von Corona

Engagiert: (v.l.) Kathrin Blümel (Vorsitzende des Tierschutzvereins), Andrea Kleemann (stellvertretende Vorsitzende), Viktoria Klose (Schatzmeisterin) mit den Mitgliedern Hagen Dannehl sowie Gudrun Kunath vor dem Katzenhaus des Tierschutzvereins. Fotos (3): Anna Pröschild

23.03.2021

Seit 30 Jahren dreht sich im Tierschutzverein Frankfurt (Oder) e.V. (TSV) alles um Samtpfötchen. Von der Pflege kranker Katzen bis hin zur Vermittlung aber auch um die Kastration der wilden Vierbeiner in der Oderstadt kümmert sich der TSV seit Jahrzehnten: „Bei uns ist per Satzung die Kastration der wilden Stadtkatzen festgelegt. Wir sind damit die Einzigen in der Stadt“, erklärt Andrea Kleemann, stellvertretende Vorsitzende des TSV, eine Besonderheit des Vereins. Die kastrierten Katzen werden von den ehrenamtlichen Mitgliedern betreut, später an der Fundstelle wieder ausgesetzt und weiter betreut. „Wir haben drei Futterstellen in der Stadt eingerichtet. Im Jungclaussenweg, Seefichten und in der Nähe des Lutherstifts“, sagt Vereinsvorsitzende Kathrin Blümel.Die Mitglieder des TSV beraten zudem auch Frankfurter, die sich ein Tier anschaffen möchten. Das Beratungsangebot ist dabei breit gefächert. Am Telefon informieren sie unter anderem über Rechte und Pflichten von Tierhaltern. So berät der TSV zum Umgang mit verletzten Vögeln, wie Stadttauben, oder auch Igeln. „Wir sagen, was man zunächst tun kann und empfehlen dann die zuständigen Ansprechpartner und Einrichtungen“, erklärt Blümel. Durch ein Jahr Pandemie und Lockdown, werde das Beratungsangebot noch an Interesse zunehmen, ist sich Vereinsmitglied Hagen Dannehl sicher: „Einige haben sich Tiere angeschafft, aber wenn nicht mehr im Homeoffice gearbeitet wird, ist zu befürchten, dass die angeschafften Tiere vermehrt ausgesetzt werden.“ Er appelliert in diesem Fall unbedingt telefonischen Kontakt mit dem Tierschutzverein aufzunehmen.

Menschen die sich in der Oderstadt um Tiere kümmern, waren lange Zeit keine Selbstverständlichkeit bzw. politisch nicht erwünscht. Gudrun Kunath, die im TSV seit 1999 hilft, erinnert sich an die Anfänge zurück: „In der DDR gab es keine Tierschutzvereine. Das war Staatssache“, erklärt Kunath. „Wenn es zu viel wilde Tiere auf der Straße gab, wurden sie gefangen und getötet. Vielen Frankfurtern hat das nicht gefallen. Schon vor der Wende haben sich daher einige Frankfurter zusammengefunden, um zu helfen. Nach der Wende, bei der Vereinsgründung waren auch ehemalige Arbeiter vom Halbleiterwerk mit dabei“, erzählt Kunath. Sie selbst trat 2002 dem TSV bei.

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Streicheleinheiten: Gudrun Kunath engagiert sich seit 1999 im Tierschutzverein. Über die zurückliegenden Jahre könne sie einen Roman schreiben, so die Frankfurterin schmunzelnd.

Vor 30 Jahren, im Jahr 1991, wurde der TSV in Güldendorf gegründet. Nur wenige Jahre später, 1993, entstand eine Anlage für Katzen. „Von der Stadt gab es da noch keine Hilfe, um die Tiere von der Straße zu holen“, so die Frankfurterin. Der TSV hat sich zunächst vor allem die Kastration der wilden Katzen in der Oderstadt zum Ziel gesetzt. In der Zeit von 1993 bis 2013 wurden circa 1800 Katzen kastriert.

Unterstützung gab es hierbei vom Deutschen Tierhilfswerk (heute „Mensch und Tier“). „Früher kamen für zwei Tage Tierärzte vorbei und es wurde nur kastriert“, sagt Kunath. Im Laufe der Jahre zeigte sich der Erfolg. Die Kastrationen wurden weniger. Heute hat Frankfurt keine Überzahl an wilden Katzen mehr. „Man merkt, dass wir dranbleiben müssen“, sagt Kleemann. Der Verein habe kürzlich beim Helenesee Katzen kastrieren lassen. Auch die wilden Katzen auf der Heinrich-Zille-Straße hat der TSV im Blick: „Aus zwei Katzen, die in einer Gartensparte leben, kann man nach einem Jahr mit über 20 Jungtieren rechnen“, erklärt die stellvertretende Vereinsvorsitzende. Wie erschreckend schnell Katzen sich vermehren, zeigt auch eine Hochrechnung der Katzennothilfe in Deutschland. Bekommt ein Katzenpärchen zwei Mal im Jahr Jungtiere und jeweils drei von ihnen überleben, so ergibt das in drei Jahren 400 Kätzchen. „Das haben viele nicht im Blick, wenn sie Katzen in den Lauben anfüttern. Im Herbst, wenn nicht mehr in die Schrebergärten gegangen wird, bringen die Menschen die Jungtiere dann zu uns“, weiß Kunath zu berichten. Vom Land Brandenburg und vom Deutschen Tierhilfswerk gab es früher für die Kastrationen große Unterstützung.

Im Laufe der Jahre wurde die Hilfe jedoch weniger. Die Zusammenarbeit mit der Oderstadt sei bisher sehr mühselig gewesen. Hinzu kam, dass im Jahr 1995 neue Räumlichkeiten benötigt wurden. Die Stadt stellte dem Verein ein Gebäude in Lossow zur Verfügung. Seit 2017 befindet sich der Tierschutzverein am Südring. Zwischenzeitlich gab es auch in Booßen die Möglichkeit zur Unterbringung: „Bei unserem langjährigem Katzenfänger“, blickt Kleemann zurück.

„Wir finanzieren uns nur durch Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Über mehr Unterstützung durch die Stadt würden wir uns freuen“, erklärt sie weiter. Der Tierschutzverein hat derzeit über 60 Mitglieder. Aktuell werden in der Katzenstation 22 Katzen betreut. „Wir brauchen Experten zu verschiedenen Tierarten die uns bei fachlichen Beratungen unterstützen können“, sagt Schatzmeisterin Viktoria Klose. Einen Mangel gibt es derzeit auch an Pflegestellen. Für Problemfälle, beispielsweise wilder und scheuer oder besonders alter Katzen wird ein neues Zuhause gesucht. Auch über die Unterstützung in Form von Tierpatenschaften freut sich der TSV. Dadurch können unter anderem Medikamente und Tierarztkosten bezahlt werden.

„Ein großes Dankeschön an alle, die uns in den 30 Jahren unterstützt haben. Ob über Spende, direkte Hilfe, in Form einer Patenschaft oder Mitgliedschaft. Jeder Euro ist eine Hilfe. Nur gemeinsam können wir den Tieren helfen“, so Kathrin Blümel. Durch die Pandemie hat der TSV finanzielle Engpässe. Es fehlen vor allem die Einnahmen von Aktionstagen, wie den Trödelmärkten. Aktuell gibt es einen Ostermarkt im HEP. Ob Bücher, Spielzeug, Klamotten oder Geschirr - der TSV lädt noch bis zum nächsten Wochenende zum Trödeln im HEP ein. (apr)

Kontakt unter Tel. 0335/6069420, Möglichkeit zur Spende: Tierschutzverein Frankfurt (Oder) e.V. Deutsche Bank 24, IBAN: DE91120700240205799000, BIC: DEUTDEDB160
  

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